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19. Jh.

Die von Kriegen und Zerstörung gezeichnete ehemalige Freie Stadt wird hessisch. Die Industriealisierung beschert den Menschen Arbeit in zahlreichen Fabriken, die Eisenbahn, Gaslampen und Wasserversorgung. Die Enthüllung des Lutherdenkmals findet weltweite Beachtung. Gegen Ende des Jahrhunderts besucht das russische Zarenpaar die Stadt.

  • Napoleon beherrscht Europa (1804-1815)
  • Rheinbund, Ende heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (1806)
  • Völkerschlacht bei Leipzig (1813), Befreiungskriege
  • Neuordnung Europas, Wiener Kongres (1815)
  • erste Eisenbahn in Deutschland (1835) 
  • industrielle Revolution in den deutschen Ländern (ab 1840)
  • Karl Marx verfasst das Kommunistische Manifest, Revolution in Deutschland (1848)
  • Bürgerkrieg in Amerika (1861-1865)
  • Einigungskriege in Deutschland (1864-1871), Gründung Deutsches (Kaiser)Reich (1871)
  • Kolonialismus ist auf dem Höhepunkt; Deutsche Kolonien in Afrika (1884/85)
  • erstes Auto von Benz und Daimler (1886)
  • erste Olympische Spiele der Neuzeit in Athen (1896)

1801 - 13. Juli
Der am 1. Dezember 1800 zum Maire ernannte ehemalige Posthalter Georg Heinrich Strauß lässt in einer symbolischen Aktion die bisher allabendlich zu schließenden eisernen Tore des jüdischen Gettos abreißen.

1803
Nach Auflösung des Wormser Hochstifts und Verteilung des Bistumssprengels auf verschiedene Nachfolgebistümer in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses gibt es keinen Fürstbischof mehr. 

Zwischen 1803 und 1810
gehen im Rahmen der Nationalgüterversteigerungen sowohl Gebäude als auch landwirtschaftlich genutzte Flächen aus Kirchenbesitz in Privathand über. Auch die Zunfthäuser werden versteigert. Am 18.4.1805 erhält der Wormser Bürger Cornelius Heyl für das bischöfliche Schloss samt Hofkellerei, Hof und Garten den Zuschlag. 

1805
Der Holzhändler Johann Jakob Pistorius wird erster Maire reformierter Konfession.

1807 - 26. Januar
Um 15 Uhr wird auf Veranlassung der Katholischen Pfarrkirche im Gasthaus zum Hirsch die St. Johanniskirche zum Abriss versteigert. Den Zuschlag erhalten der Architekt Georg Philipp Blattner und der Maurer Georg Bernard Betrand. 

Ab 1808 bis 1824 
lässt Emmerich Joseph von Dalberg in zwei Phasen den Wiederaufbau des Schlosses zu Herrnsheim unter der Leitung des Mannheimer Architekten Jakob Friedrich Dyckerhoff durchführen.

1810
Emmerich Joseph von Dalberg wird von Kaiser Napoléon I. zum Duc erhoben. Als Badischer Gesandter in Paris weilend, tritt er in die Dienste Napoléons. 1815 unterzeichnet er die Achterklärung gegen den von Elba zurückgekehrten Kaiser. Höhepunkt seiner politischen Laufbahn ist die Teilnahme am Wiener Kongress. Zusammen mit Talleyrand war er  Hauptfinanzier der Banque Paravey, deren Bankrott im Jahr 1827 ihn einen Teil seines Vermögens kostete. 

 

1813

Der Weinhändler Peter Joseph Valckenberg wird Bürgermeister. Er hat dieses Amt über 25 Jahre bis zu seinem Tode 1837 inne und leitet die Geschicke der Stadt unter französischer, bayerisch-österreichischer und hessischer Oberhoheit.

Angeblich lässt Marschall Marmont den Kreuzgang auf der Südwestseite des Domes niederbrennen, nachdem in dem von den französischen Truppen als Lazarett genutzten Gebäude unter den Kranken Typhus ausgebrochen war.

1816 - Juli
Nach einer Übergangszeit unter der "Gemeinsamen österreichisch-baierischen Landesadministrationskommission" (zeitweise mit Sitz in Worms), kommt die Stadt gemäß den Beschlüssen des Wiener Kongresses mit dem Besitzergreifungspatent Großherzog Ludwigs I. mit dem linksrheinischen Gebiet um Alzey, Bingen, Mainz (ab 1818 "Rheinhessen") an das Großherzogtum Hessen. Somit wird die ehemalige Freie Stadt Worms eine hessische Stadt. Die fortschrittlichen Errungenschaften aus der französischen Zeit wie Gerichtsorganisation, Code Napoléon und Zivilstandsregister werden beibehalten. 

1817 - 10. Februar
In Regensburg stirbt Carl Theodor von Dalberg, der letzte Kurfürst und Erzbischof von Mainz, auch der letzte Bischof von Worms und Konstanz, ehemals Fürstprimas des Rheinbundes, Großherzog von Frankfurt und resignierter Erzbischof von Regensburg.

1821 - 14. April
Der Hochaltar, die Nebenaltäre und die Kanzel aus der zum Abbruch bestimmten Kirche des Frauenklosters Maria Münster werden in die St. Martinskirche gebracht und hier aufgestellt.

1821 - 30. Juni
Die hessische Gemeindeordnung tritt in Kraft und löst das bis dahin bestehende Gemeinderecht ab. 

1822
Die Rheinpforte am Ausgang der Rheinstraße wird auf Abbruch versteigert und verschwindet. Auch die Kirche und sonstigen Gebäude des bis dahin als Kaserne genutzten Klosters Maria Münster in der Speyerer Vorstadt werden zur Versteigerung angeboten.

1824 - 15. Dezember
Die Wormser Volksschule als simultane "Kommunalschule" wird in dem Gebäude, das vorher durch das Gymnasium genutzt worden war, eröffnet. Bei der Einrichtung der Kommunalschule wirkten Bürgermeister Valckenberg, die evangelischen Geistlichen Kirchenrat Graf und Pfarrer Rödinger sowie die katholischen Pfarrer Boll und Geb mit.

1830 - März 
Die großherzogliche Regierung in Darmstadt erteilt die Genehmigung, den Ostflügel des gotischen Domkreuzganges niederzulegen.

1832 - 29. Mai
Hambacher Festteilnehmer ziehen in großen Scharen durch die Stadt. Es kommt zu Unruhen, in deren Verlauf Läden gestürmt und Juden misshandelt werden. In den folgenden Wochen werden zahlreiche Verhaftungen und Verurteilungen vorgenommen, die Abhaltung des traditionellen Pfingstmarktes verboten.

1832 - 1. Oktober
Das Wormser Gymnasium erhält das Recht zur Abhaltung von Reifeprüfungen.

1835 - 4. Februar
Der Kreis Worms wird als staatlicher Verwaltungsbezirk eingerichtet. Erster Kreisrat ist Eduard Städel.

1836 - 10. August
Im Wege einer Versteigerung kommen die sogenannten Hamman’schen Zeichnungen für 21 Gulden in den Besitz der Stadt zurück. Nur durch diese Federzeichnungen, gefertigt von Peter Hamman, ist das Erscheinungsbild der Stadt vor ihrer Zerstörung im Jahre 1689 in Gesamtansichten und Einzelzeichnungen bedeutender städtischer Gebäude überliefert. 

1838 - 6. Juli
Der Gemeinderat beschließt die Gründung einer städtischen Sparkasse. Am 13.8. wird die Verwaltungskommission gewählt und am 15. Oktober die Geschäftsordnung vom großherzoglichen Kreisrat genehmigt. Am 5. Dezember wird der Betrieb in einem Geschäftszimmer, eingerichtet im alten Rathaus aufgenommen.

1838 - Oktober
Der französische Schriftsteller Victor Hugo erreicht auf einem Dampfschiff Worms. In seinem Reisebericht ”Le Rhin” berichtet er von seinem kurzen Aufenthalt in Worms. Er beschreibt ein eher düsteres Bild: ”Eine sterbende Stadt! Welch feierliches aber trauriges Bild! Die Straßen zerfallen langsam. Wo eine Häuserzeile stand, ist nur noch eine Mauer.......Überall Öde, Einsamkeit, Staub, Ruinen, kurz: die Vergessenheit....Trotz alledem, vielleicht gerade deshalb ist Worms, umschlossen von dem doppelten Horizont der Vogesen und des Taunus, umspült von dem wunderbaren Fluß mit seinen Inseln, umgeben von dem eingefallenen Mauerkranz und dem frischen Grün seiner Umwallung, eine wunderschöne, merkwürdige und sehenswerte Stadt.”

 

1839

Johann Cornelius III. Heyl gründet zusammen mit seinem Schwager Johann K. Martenstein eine Fabrik zur Herstellung von lackiertem Kalbsleder, die späteren Heyl’schen Lederwerke. Vorläuferin war die 1834 gegründete Saffianledermanufaktur Heyl & Martenstein. Die Fabrik befindet sich im Süden der Stadt auf dem Gelände des vormaligen Klosters Nonnen- bzw.
Mariamünster.

Friedrich Gernsheim (1839-1916), Dirigent, Pianist, Komponist, wird geboren. Er stammt aus einer alteingesessenen jüdischen Familie. Seine musikalische Ausbildung genießt er in Frankfurt und Leipzig. Als Musiker wirkt er in Köln, Rotterdam und Berlin. Sein umfangreiches Gesamtwerk enthält vier Sinfonien, Solokonzerte, Chorwerke, Lieder und Kammermusik.

1840
Die Lederlackierfabrik Doerr & Reinhart entsteht und knüpft an die handwerkliche Tradition der Gerber in Worms an.

1840 - Spätjahr
Nach Schließung der zumeist bei den Kirchen gelegenen Friedhöfe wird der für alle Konfessionen gemeinsame neue Friedhof am Rande des Liebenauer Feldes (heute Albert-Schulte-Park) eingerichtet. Am 24. November erlässt der Kreisrat eine neue Begräbnisordnung.

 

1841
In das barocke Palais von Prittwitz, um 1720 entstandenes Wohnhaus, wird die Adler-Apotheke verlegt.

1842
Großherzog Ludwig II. erteilt auf Ersuchen der Stadt und des Wormser Handelsstandes die Genehmigung zur Einrichtung einer Handelskammer.

1843 - 14. August
Im Saal des Stadthauses wird die auf dem Pauluskirchhof stehende St. Rupertuskapelle zum Abbruch versteigert.

1844
Generalleutnant Maximilian von Heyl (1844-1925) wird geboren. Er wird Mäzen des Museums und der Lutherbibliothek sowie längjähriger Vorsitzender des Altertumsvereins. Mit seiner Gattin Doris geb. Stein erneuert er das Andreasstift. Zuletzt stiftet er seine Privatbibliothek der Stadtbibliothek Worms.

 

1844
Auf Wunsch des Erbherzogs Ludwig III. wird ein neuer Paradeplatz, der heutige Ludwigsplatz, entlang der Martinskirche angelegt. Gegenüber liegen die Repräsentationsbauten Wessenberghof und Wambolderhof. 

Von 1844 bis 1845 
veranlasst Maria Louise Leveson, verwitwete Acton, Tochter von Emmerich Joseph von Dalberg, durch den Mainzer Architekten Ignaz Opfermann den Umbau des Herrnsheimer Schlosses in den Formen des Empire-Stils.

1845 - 12. Mai (Pfingstmontag)
Wormser Bürger treten zu einer ”Katholischen Kirchen-Gemeinschaft im Sinne und Geiste der ursprünglichen christlichen Kirche” zusammen (Deutschkatholiken).

1845
In Worms gibt es drei Fabriken, die Lederlackierfabrik Heyl mit ca. 220 Arbeitern, die Lederlackierfabrik Doerr & Reinhart mit 60 Arbeitern und die Cichorienfabrik J.V. Jungbluth mit 10 Arbeitern.

1846
Die ”Turngemeinde” wird gegründet. Neben dem Turngedanken vertritt sie auch fortschrittliche politische Ansichten und engagiert sich in der Bürgerwehr. Nach dem Scheitern der Revolution 1848/49 wird sie für einige Jahre verboten.

1847 - 25. Oktober
Die obere Schulbehörde beendet die Differenzen, die 1846 durch das Ansinnen des Gymnasialdirektors Dr. Wiegand entstanden, unterschiedlichen Geschichtsunterricht für evangelische und katholische Schüler einzuführen. Der gemeinsame Unterricht wird fortgeführt.

1848 - 1. März
Ein Bürgerkomitee aus Worms überbringt dem Abgeordneten der Stadt in der Zweiten Kammer, dem der liberalen Opposition angehörenden Alzeyer Advokatsanwalt Lehne, die ”Wormser Adresse” mit liberalen Forderungen, darunter die Versammlungs- und Pressefreiheit. Schon nach wenigen Tagen werden diese erfüllt.

1848 10. März
Das Wormser Bürgerkomitee institutionalisiert sich. Nach einer Vollversammlung am 2.4.1848 stehen sich zwei politische Gruppen gegenüber. Zum einen der "Demokratenverein" mit Ferdinand Eberstadt, dem Arzt Dr. von Löhr, dem Gutsbesitzer und Weinhändler Philipp Bandel sowie dem Weinhändler Ludwig Blenker, zum anderen der zahlenmäßig kleinere demokratisch-monarchische Verein, der "Bürgerverein", dem hauptsächlich Kaufleute und Beamte angehören, mit dem Gymnasiallehrer Dr. Friedrich Eich als treibende Kraft.

1848 - 22. März
Großherzog Ludwig III. und seine Frau besuchen Worms. In einem Festzug geleiten die Wormser Bürger die Gäste, die mit dem Dampfboot kommen, vom Rhein zum Lindenplatz. Beim Anlanden wird durch Kanonenschuss das Signal für 101 Kanonenschüsse und Glockengeläut gegeben. Nachmittags um 4 Uhr bilden die Bürger vom Lindenplatz aus wieder Spaliere zum Rhein, es folgen 101 Kanonenschüsse und Glockengeläut.

1849
Ludwig Blenker, Obrist der Bürgerwehr, rückt mit etwa 200 Mann aus Worms aus, um am badischen Aufstand teilzunehmen. Nach der Eroberung von Ludwigshafen scheitert er vor Landau. Er flieht nach Nordamerika, wo er beim Sezessionskrieg 1861 ein deutsches Jägerregiment auf Seiten der Nordstaaten bildet. Als General mit der politischen Führung uneins, zieht sich der ”Haudegen” krank zurück und stirbt kurze Zeit später. Von seiner Ausbildung her war er Goldarbeiter. Er folgte König Otto nach Griechenland und erhielt sein Offizierspatent. Um 1840 war er als Weinhändler in Worms tätig.

1849
Der jüdische Handelsmann Ferdinand Eberstadt amtiert als erster Bürgermeister jüdischen Glaubens. Trotz Freispruch im Rheinhessischen Hochverratsprozeß legt er sein Amt 1852 nieder. Er war in eine Geldbeschaffungsaffäre zugunsten von Gewehren für die Bürgerwehr verwickelt. 

Um 1850
Felix Langenbach bringt die ”schwarze” Kunst, aus Steinkohlen Gas zu machen, von England in seine Heimatstadt. Er errichtet eine Gasfabrik im Hof Ecke Friedrichstraße und Sterngasse. Die Gasometer der Besitzer von Gasbeleuchtungen werden mit mobilen Gaswagen beliefert. 

1850 - 14. Mai
Rheinhessen wird in zwei Regierungsbezirke eingeteilt. Der Regierungsbezirk Worms umfasst die Friedensgerichtsbezirke Alzey, Osthofen, Pfeddersheim, Wöllstein und Worms.

1851
Der Gemeinderat lädt 77 Bürger zu einer Diskussion über den Standort für den Bau des Bahnhofs ein. Man spricht sich mehrheitlich für den Bau auf dem Rheintorwoog wegen der Nähe zur Stadt aus. Ein Jahr später gibt man den Forderungen der Hessischen Ludwigsbahn nach dem Standort beim Liebenauer Feld nach.

1852 - Januar
Das Gesetz "die Bildung des Ortsvorstandes und die Wahl des Gemeinderates betreffend" tritt in Kraft. Das aktive Wahlrecht wird dadurch so eingeschränkt, dass in Worms nur noch 961 Personen wahlberechtigt sind gegenüber 2200 im November 1849.

1852 - 1. September
Die Weingroßhandlung Langenbach & Co wird gegründet.

1853
Die Linie Mainz-Worms der hessischen Ludwigsbahn wird eröffnet. Sie wird mit der bayerischen Ludwigsbahn zur durchgehenden Strecke Mainz-Worms-Ludwigshafen.

1855
Ludwig Edinger, Neurologe (1855-1918), wird als Sohn des liberalen Kleiderfabrikanten und Stadtverordneten Marcus Edinger geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studiert er in Heidelberg und Straßburg. 1883 lässt er sich in Frankfurt/M. als Arzt und Neurologe nieder. Er arbeitet mit Prof. Carl Weigert in den Senckenbergischen Instituten zusammen, wird 1896 Professor. Er begründet das Neurologische Institut, das seit 1914 zur Universität Frankfurt gehört (heute Edinger-Institut).

1855 - 14. Juni
Großherzog Ludwig III. weiht die Wormser Schiffsbrücke zwischen Worms und dem Rosengarten ein. Deren Errichtung geht auf den unermüdlichen Einsatz des Wormser Gemeinderatsmitglieds und Mitglieds in der II. Hessischen Kammer, Gymnasiallehrer Dr. Johann Friedrich Eich, zurück. 

1856
Die Wollgarnspinnerei Worms am Rhein übernimmt die um 1850 entstandene Kunstwollfabrik Gustav Schoen & Co., angesiedelt in der Mainzer Vorstadt im Norden. 

1856 - 10. Mai
Bürgermeister Franz Euler leitet zum letzten Mal eine Sitzung des Wormser Stadtrates, ehe er sein Amt seinem Nachfolger, dem Bürgermeister Adam Joseph Betz, übergibt.

1857
In kurzer Zeit hat sich die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch vorwiegend landwirtschaftlich ausgerichtete Stadt gewandelt. Es bestehen in Worms elf Fabriken, die jeweils mindestens zwanzig Arbeiter/innen, insgesamt 2098, beschäftigten. Neben den Lederfabriken und der Wollgarnspinnerei Worms AG finden sich die Tabakfabrik Leonhard Heyl & Comp. (188 Arbeiter), mehrere Cigarrenfabriken (M. Mannheimer, van der Leeuw & Comp., Abenheimer & Jaberg, J.G. Mayer), die Cichorienfabrik J.V. Jungbluth und die Maschinenfabrik Gebr. Kaibel. 

Die Lederfabriken exportieren ihre Waren Ende der 50iger Jahre vorwiegend ins Ausland bis nach Ostindien, Russland und Amerika. Ähnliches ist für die Wollgarnspinnerei zu beobachten.

1858
Markus Levy gründet Ecke Kämmererstraße und damaligem Paradeplatz (Ludwigsplatz) die erste Wormser Privatbank. 

1859 - 9. Mai
Englische Fräulein aus der Mainzer Kongregation eröffnen eine Privatmädchenschule auf dem Fruchtmarkt (Weckerlingsplatz) mit 60 Schülerinnen aus katholischen Wormser Familien. 1866 ziehen sie in ein Gebäude auf dem Domkeller (Schloßgasse 6).

1860 - Januar
Zum ersten Mal werden die Straßen der Stadt durch Gaslampen beleuchtet. Am 8. Januar wird beim Ball des Sängerbundes der Kasinosaal durch Gaslampen erhellt, deren Licht durch einen dreifachen Tusch der Kapelle begrüßt wird.

1860
Ein Vorschuss- und Kreditverein auf genossenschaftlicher Basis wird auf Initiative des mit Schulze-Delitzsch persönlich bekannten Kleiderfabrikanten Markus Edinger gegründet, die spätere Volksbank. 

1861 
Dr. Heinrich Konrad Schneider gründet eine Privatschule für die schulische und fachliche Bildung von Landwirten. Sie wird später mit der ebenfalls von Dr. Schneider eingerichteten Brauerakademie zur „Akademie für Bierbrauer und Landwirte“ vereinigt.

1863 - 18. Oktober
Unter Teilnahme des größten Teils der Bevölkerung wird die 50. Wiederkehr des Jahrestages der Schlacht von Leipzig begangen. Es wird für das fortwährend bedrängte Schleswig-Holstein gesammelt und am 30.11.1863 ein Schleswig-Holstein-Comité gegründet. 

1865 - 25. August
Der Chemiker Paul Lehmann gründet in der Römerstraße 14 eine Brauerschule.

1867
Es wird eine neue Straßennummerierung eingeführt. Anstelle der früheren, von den Franzosen eingeführten Kombination von Buchstabe für das jeweilige Stadtquartier und Hausnummer tritt eine der Straße zugeordnete Hausnummer. Auf Kosten der Stadt werden gusseiserne Schilder für Straßen und Häuser angebracht.

1867 - 18. April
Die Strecke Worms-Pfeddersheim-Monsheim-Alzey der Hessischen Ludwigsbahn wird eröffnet.

 

1868 - 25. Juni

Das Lutherdenkmal, weltweit größtes Reformationsdenkmal, gestaltet von Ernst Rietschel und seinen Schülern Donndorf, Schilling und Kietz, wird eingeweiht. Initiator war der Lutherverein, der Spenden aus aller Welt gesammelt hat. Die weltweit beachtete Denkmalsenthüllung in Anwesenheit des Königs von Preußen sowie zahlreicher deutscher Fürsten wird von fast 100.000 Festbesuchern verfolgt.

Anlässlich der Enthüllung werden preußische Orden an Dekan Eduard Franz Keim, Präsident des Lutherdenkmal-Vereins, Gymnasiallehrer Dr. Friedrich Johann Eich, Vizepräsident, und Sekretär Edelmann verliehen. Dekan Keim und Gymnasiallehrer Eich werden zu Ehrenbürgern ernannt. 

1869 - 11. Oktober
Generalfeldmarschall Moltke hält sich mit seiner Frau in Worms auf und wohnt im Hotel „Zum Alten Kaiser“ in der Andreasstraße. Ein Jahr später wird Molktke Ehrenbürger der Stadt.

1869/70
Die Bahnstrecken von Darmstadt und Bensheim durch das Ried nach Worms sind befahrbar. Die Reisenden und Waren fahren bis zum Bahnhof Rosengarten, gegenüber von Worms. Mit dem Dampfboot, später Trajekt, werden sie dann zur linksrheinischen Station Worms-Hafen übergesetzt. Erst 1900 wird die Eisenbahnbrücke gebaut. 

1870
Eugen Kranzbühler, Provinzialdirektor und Kunsthistoriker (1870-1928) wird geboren. Er stammt aus einer Wormser Buchdruckerdynastie. Nach Jurastudium wird er hessischer Staatsbeamter, Provinzialdirektor von Starkenburg. Er gilt als Wiederentdecker der Architektur des mittelalterlichen Worms. Seine Bücher ”Verschwundene Wormser Bauten” und ”Worms und die Heldensage” weisen ihn als Kenner und Freund der Wormser Stadtgeschichte aus.

1870 - 31. Oktober
Der Lutherbaum in Pfiffligheim westlich von Worms wird durch einen Sturm seiner Krone beraubt.

Von etwa 1870 bis nach dem Ersten Weltkrieg
wird die Stadt politisch von den Nationalliberalen unter Führung der Lederindustriellenfamilie von Heyl dominiert.

1870/71
Das Bahnhofsgebäude wird durch Anbau zweier Flügel erweitert.

1872 - 21. September
Großherzog Ludwig III. besucht die Lokal-Gewerbe-Schau, die der Wormser Lokalgewerbeverein anlässlich der Generalversammlung des hessischen Landesgewerbevereins am 11.September über mehrere Wochen im Schulhaus hinter der Dreifaltigkeitskirche veranstaltet. 

1873 - 1. März
Die freiwillige Feuerwehr wird gegründet, Adam Heinrich Bender zum Branddirektor gewählt.

1874
Eine Straßenunterführung nach Neuhausen, der ”Neuhauser Tunnel”, wird gebaut.

1874 - 13. Juni
Die neue Städteordnung für das Großherzogtum Hessen tritt in Kraft. Erster hauptamtlicher Bürgermeister wird der Jurist Friedrich Heimburg.

1874 - 21. Oktober
Die städtische höhere Mädchenschule (heutige Eleonorenschule) wird eröffnet.

1875
Die Levy’sche Synagoge, umgestaltet aus einem Getreidemagazin (Judengasse 29), wird fertig gestellt. Der vermögende Getreidehändler Leopold Levy hat sie nach Vorschlägen und Plänen des Maurermeisters Johann David Strauß auf eigene Kosten errichten lassen, um diese Synagoge für strengere, konservative Gottesdienstformen zur Verfügung zu stellen.

1876 - 3. Januar
Das neue Volksschulgebäude wird seiner Bestimmung übergeben. In dem Schulgebäude an der Neuen Schulstraße (Karmeliterstraße) werden alle Klassen bis auf die fünf unteren, im alten Schulgebäude verbleiben, vereinigt. Der Keller des neuen Schulbaus wird an die Weinfirma Langenbach vermietet.

1877
Die Reichspostverwaltung kauft für 85.000 Mark den sogenannten Wessenberger Hof (Kämmererstraße 50) von dem Fabrikbesitzer N. A. Reinhart. Zwei Jahre später wird das Gebäude abgerissen und durch einen Neubau für die Post (1945 zerstört) ersetzt.

Die Heylsche Stipendienstiftung, eingerichtet durch die fünf Enkel der Eheleute Cornelius Heyl und Wilhelmine Heyl geb. Martenstein, erhält die notwendige landesherrliche Zustimmung. Die Unterstützung soll begabten Kindern aus Arbeiterfamilien zur persönlichen Ausstattung und für eine angemessene Ausbildung zur Verfügung stehen.

1879 - 14. Juli
Bürgermeister Friedrich Heimburg wird in Worrets Lokal in der Carmeliterstraße (WilhelmLeuschner-Straße) zum 1. Vorsitzenden des neu gegründeten Altertumsvereins gewählt. Zweck der Vereinsgründung ist die ”Erforschung der Geschichte der Stadt Worms und ihrer Umgebung und Sammlung und Erhaltung der hierauf bezüglichen Schriften, Drucksachen und Alterthümer”. 1886 zählt der Verein 617 Mitglieder.

 

1879

Im Zuge einer Neuordnung des Gerichtswesens wird Worms Sitz eines Amtsgerichts mit zwei Amtsrichtern und einer Amtsanwaltschaft und bezieht zum 1. Oktober 1979 das frei gewordene Schulgebäude des Gymnasiums neben dem Pfandhaus in der Wollstraße.

In fabrikmäßig betriebenen Produktionsstätten sind 2967 Arbeitskräfte beschäftigt. Die Branchen umfassen 6 Lederfabriken und Gerbereien, 5 fabrikmäßig betriebene Bierbrauereien, je 3 Degrasfabriken, Maschinenfabriken und Malzfabriken, 2 Dampfmühlen, 2 Knochenpräparatfabriken, je 1 Kammgarnspinnerei, Kunstwollfabrik, Zigarrenfabrik, Wasserglas- und Seifenfabrik, Kaffeesurrogatfabrik, Oelfabrik, Patronenhülsenfabrik und Nudelfabrik.

1880 - 14. April
Das Gymnasialgebäude wird offiziell mit Schlusssteinlegung und Einweihung seiner Bestimmung übergeben. Dr. Adalbert Becker, Gymnasialdirektor, verfasst aus diesem Anlass eine Schulgeschichte.

1881
Der Basler Privatdozent für Geschichte Prof. Dr. Heinrich Boos beginnt mit der Ordnung und Verzeichnung der Bestände des Wormser Stadtarchivs, finanziert durch den Lederindustriellen und nationalliberalen Politiker C. W. (Freiherr) Heyl (zu Herrnsheim). 

Auf Initiative des Rittmeisters Max Heyl wird am 9. Oktober das Paulusmuseum, vom Altertumsverein in der auf 30 Jahre angemieteten Pauluskirche eingerichtet, feierlich eröffnet. Zahlreiche Schenkungen waren an das Museum ergangen, Dr. Koehl stellte seine umfangreiche archäologische Sammlung leihweise zur Verfügung.

1882 - Dezember bis Januar 1883
Durch ein verheerendes Hochwasser bricht der Hammelsdamm an zwölf Stellen. Am 29. Dezember erreicht der Rhein den Höchststand von 6,21 m. Das alte Schulhaus und Räume des Martenstein’schen Hauses, von Kommerzienrat Heyl zur Verfügung gestellt, dient den evakuierten Einwohnern als Unterkunft. Die Diskussionen über die Rheinregulierung und einen anderen Verlauf des Dammes werden forciert. 

1883 - 31. Oktober
Anlässlich des 400. Geburtstages Martin Luthers übergibt Rittmeister Max Heyl in Anwesenheit von Großherzog Ludwig IV. an Bürgermeister Küchler als Stadtoberhaupt und Vorsitzendem des Altertumsvereins die "Lutherbibliothek”. Sie enthält neben einigen Autographen vor allem Drucke von Schriften Luthers und seiner Gegner.

1883
Lord John Dalberg-Acton veräußert den gesamten Herrnsheimer Besitz, Schloss, Park usw. an den Wormser Industriellen Cornelius Wilhelm Heyl.

1883 - November
In umgebauten Altarraum der Dreifaltigkeitskirche wird das Volksschauspiel ”Luther”, verfasst von dem Schriftsteller und Dramatiker Dr. Hans Herrig, aufgeführt. Es wird ein triumphaler Erfolg. Das mehrfach wiederholte Spiel wird auch von Großherzog Ludwig IV. mit seiner  ganzen Familie besucht. Alle Rollen bis auf die Hauptrolle sind mit Laien besetzt. Luther wird dargestellt durch den in Stuttgart im Engagement stehenden Wormser Schauspieler Albert Bassermann.

1884
Nicolaus Reuß, Pfarrer an St. Martin, erhält die Ehrenbürgerrechte für die Verdienste um die Rettung der Liebfrauenkirche, die einzustürzen drohte.

Das im Auftrag von Commerzienrat C.W. (v.) Heyl nach Plänen des Schweizer Architekten Alfred Friedrich Bluntschli in Formen den Neubarock errichtete schlossähnliche Palais Heylshof wird vollendet

1885 - 17. Mai
Nach einer Bürgerversammlung wird ein Bürgerkomitee gebildet, das gemeinsam mit Oberbürgermeister Küchler und den Wormser Mitgliedern der Ständekammer C.W. (von) Heyl und Nikolaus Andreas Reinhart das Projekt einer festen Rheinbrücke vorantreiben sollte. Die Leitung des vorwiegend aus Kaufleuten bestehenden Gremiums übernimmt der Stadtverordnete Dr. Schneider. 

1885 - 14. April
Die erste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung findet in dem neuen Sitzungssaal des nach Plänen Gabriel von Seidls umgebauten Stadthauses statt. Das prunkvoll gestaltete Sitzungszimmer wird durch ein monumentales Fresko von Prell an der Ostwand des Raumes beherrscht, das die Übergabe der Zollfreiheitsurkunde von 1074 durch König Heinrich IV. an die Bürger von Worms darstellt.

1886 - 1. April
Karl Hofmann, der seit Frühjahr 1885 als Architekt der Hospitalverwaltung tätig war, tritt die Stelle des Stadtbaumeisters als Nachfolger von Ludwig Euler (1866-1886) an. Er wird zum Planer und Gestalter eines ”neuen Worms”.

1886
Der Lederindustrielle Cornelius Wilhelm (von) Heyl (zu Herrnsheim) (1843-1923) wird nobilitiert. Als nationalliberaler Abgeordneter des Reichstages und der ersten Kammer der hessischen Landstände sowie als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung (1874-1911) nimmt er eine herausragende politische, wirtschaftliche und kulturelle Position in der Stadt ein. Außer zahlreichen wohltätigen und sozialen Einrichtungen stiftete er das Kunsthaus Heylshof. Durch sein Wirken gelangt die Wormser Lederindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Weltruf.

1887 - 5. Juni
Die neu errichtete Gewerbeschule Ecke Seidenbender- und Gewerbeschulstraße wird feierlich eröffnet. Träger der Bildungseinrichtung ist der Ortsgewerbeverein, der durch günstige finanzielle Konstellationen, unter anderem Stiftungen, in der Lage war, den Hospitalbaumeister Karl Hofmann mit dem Bau zu beauftragen. 

1887 - September
Ein Projekt für die Wasserversorgung der Stadt wird nach eingehenden Wasser- und Bodenqualitätsuntersuchungen vorgelegt. Bis in die 80iger Jahre versorgten sich die Einwohner aus öffentlichen oder privaten Pumpbrunnen.

1888
Wilhelm Küchler (1846-1900), seit 1882 Bürgermeister, wird zum Oberbürgermeister ernannt. Unter ihm kommt es zum Aufblühen und zur Neuorientierung der Stadt: Wasserversorgung, Hafen- und Uferbau, Krankenhaus, Stadtplanung und -erweiterung, kulturelle Einrichtungen, Vorbereitung des Baues der Rheinbrücke. 1898 wird er zum Hessischen Finanzminister berufen und bald darauf zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

1888 - 14. Oktober
Das neue Krankenhaus wird eingeweiht und in Dienst gestellt. Der Hauptbau, der Verwaltungbau, ist dreigeschossig mit zweigeschossigen Flügeln. Im rechten Winkel dazu stehen sich zwei langestreckte Baracken gegenüber, die die Männer- und Frauenstation beherbergen. Im Westen, parallel zum Hauptbau befindet sich der Küchenbau, hinter diesem die Isolierbaracke. In der äußersten Ecke des großzügigen Terrains wird die Leichenkapelle errichtet. 

1888 - 1. Dezember
Der am 21. Mai 1859 geschlossene Pachtvertrag für das Gaswerk wird vorzeitig gelöst, da sich das Pachtsystem für die Gasversorgung nicht bewährt hat. In der Klosterstraße wird ein neues Gaswerk gebaut, das im November 1889 unter städtischer Verwaltung in Betrieb genommen wird. Die Tageleistung beträgt etwa 5000 Kubikmeter.

1889 - 20. Oktober
Das Wasserwerk kann den Betrieb aufnehmen. Das Wasser wird ca. 1,5 Meter unter der Rheinsohle entnommen, zum Pumpwerk in die Klosterstraße geleitet, filtriert und in das Rohrnetz eingespeist. 

1889 - 20. November
Das Theater wird eröffnet. Prof. Friedrich Gernsheim schreibt zur Eröffnung einen vierstimmigen Chor mit Orgelbegleitung. Das von Otto March entworfene Spiel- und Festhaus wurde erbaut auf Initiative des Fabrikanten und Stadtverordneten Friedrich Schoen mit privaten Mitteln, Spenden Wormser Bürger und einem städtischen Zuschuss. 

 

1890 - 1. September

Der rund 58 m hohe Wasserturm wird fertig gestellt. Ein Monat später erfolgt die erste Füllung des 1200 m³ fassenden Hochbehälters mit Wasser. Mit der architektonischen Gestaltung hat der Stadtbaumeister Karl Hofmann einen lokaltypischen Stil geschaffen, die ”Wormser Neuromanik”. Bis zum Jahr 1962 dient der Turm der Wasserversorgung.

1890-1893
In Verbindung mit der Rheinregulierung und notwendigen Dammbauten wird der Handelshafen gebaut. Wegen finanzieller Schwierigkeiten können die vorgesehenen Baumaßnahmen nicht in geplanter Größenordnung durchgeführt werden.

1890 - 13. Dezember bis 1891 30. Januar
Die Schiffsbrücke muss für fast sieben Wochen wegen Eis auf dem Rhein im Winterhafen bleiben. 600 Arbeiter aus dem rechtsrheinischen Gebiet können wegen Eis acht Tage lang nicht zur Arbeit nach Worms.

1891
Die öffentliche Armenpflege wird neu geordnet. Die Stadt wird in neun Bezirke eingeteilt mit je einem Bezirksvorsteher. Ihm werden ehrenamtliche Armenpfleger zugeteilt.

1893 - 22. April
Der Großherzog erteilt der Stadt die Konzession zum Lokomotivbetrieb auf den in Verbindung mit den Hafenanlagen erbauten Gleisstrecken. Die Hafenbahn unter städtischer Regie nimmt den Betrieb auf.

1894 - 7. Dezember
Der Gemeinderat von Neuhausen lehnt auf Anfrage des Kreisamtes eine Eingemeindung nach Worms ab. 

1895 - 1. Januar
Die metereologische Station in Worms beginnt mit ihren Messungen.

1895 
Die Bürgerschaft errichtet auf dem Paradeplatz (heute Ludwigsplatz) ein Denkmal für Großherzog Ludwig IV. (+1892) von Hessen zur Erinnerung an die militärischen Leistungen der großherzoglichhessischen Truppen im Krieg 1870/71. Mittelpunkt des von Stadtbaumeister Karl Hofmann in einer Gesamthöhe von 24,30 Meter geschaffenen Denkmals bildet ein von zwei Löwen flankierter Obelisk. Das Denkmal wird am 15. Juli in Anwesenheit von Großherzog Ernst Ludwig und seiner Schwester Prinzessin Viktoria enthüllt.

Anläßlich eines Besuches des Hessischen Großherzogspaares stellt Cornelius Freiherr von Heyl zu Herrnsheim sein Gelände im Liebenauer Feld im Westen der Stadt nahe dem Vorort Neuhausen zur Errichtung von Arbeiterwohnungen zur Verfügung. Bis 1912 wird das Kernstück mit 42 Häusern (84 Wohnungen) bebaut für die Arbeiter der eigenen Lederwerke, das übrige Gelände für andere Arbeiter und Minderbemittelte.

1896 - 10. März
Infolge Hochwasser des Rheins bricht um zwei Uhr in der Nacht der Damm des sogenannten verschlossenen Wörths und verursacht eine große Überschwemmung.

1896 - 9. Juni
Die sogenannte Buschbahn, die erweiterte Strecke der städtischen Hafenbahn nach dem Oberen Busch, wird in Betrieb genommen.

1897
Auf Initiative von Cornelius Wilhelm Freiherr von Heyl zu Herrnsheim wird die ”Aktiengesellschaft zur Erbauung billiger Wohnungen namentlich zum Besten von Arbeitern in Worms” auch unter maßgeblicher Beteiligung der übrigen Wormser Geschäftswelt gegründet, die bis 1913 weitere 112 Häuser mit 224 Wohnungen errichtet. Die Arbeiterkolonie erhält den Namen ”Kiautschau” nach dem vom Deutschen Reich 1898 erpachteten Gebiet auf der chinesischen Halbinsel Schantung.

1897 - April
Die Bemühungen der Stadt um den Status einer Garnisonsstadt geht mit dem Bezug der neu erbauten "Prinz-Carl-Kaserne" durch das 118er Regiment endlich in Erfüllung.

1898 - 1. Januar
Die Liebfrauenkirche wird wieder Pfarrkirche durch Einrichtung einer Pfarrkuratie.

1898 - 1. April
In einer öffentlichen feierlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, an der Bürgermeister und Gemeinderat von Neuhausen teilnehmen, wird die Eingemeindung von Neuhausen (ca. 2000 Einwohner) vollzogen. Am 1. Oktober folgt die Eingemeindung von Pfiffligheim und dem ”Schreinerdorf” Hochheim

1898 - 4. Juni
Die erste Ausgabe der „Wormser Volkszeitung, unabhängige politische Tageszeitung für Rheinhessen, Starkenburg und die Pfalz“ erscheint zum monatlichen Abonnementpreis von 30 Pfennigen.

1899 - 23. September
Im Speyrer Hof wird der Ortsverband des Deutschen Metallarbeiterverbandes mit 30 Mitgliedern gegründet.

1899 - 7. Oktober
Zar Nikolaus II. und Kaiserin Alexandra Feodorowna, Schwester Großherzog Ernst Ludwigs, besuchen in Begleitung des Großherzogspaars Worms. Prof. Heinrich Boos präsentiert das "Reichsstädtische Archiv", Prof. August Weckerling zeigt das Paulusmuseum, Propst Fehr und Prof. Karl Hofmann führen durch den Dom. Im November verleiht Zar Nikolaus II. Oberbürgermeister Heinrich Köhler und Stadtbaumeister Karl Hofmann den St. Stanislausorden II. Klasse.

1899 - 22. Dez.
Die Ehrenbürgerrechte werden an Cornelius Wilhelm Freiherr Heyl zu Herrnsheim für seine finanzielle und ideelle Förderung, die er dem Stadtarchiv angedeihen ließ, verliehen. Gleichzeitig erscheint der dritte Band der ”Geschichte der rheinischen Städtekultur” von Prof. Heinrich Boos (4 Bde., 1897 - 1901).