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Herta Mansbacher (1885-1942)

Herta Mansbacher war eine sehr engagierte Lehrerin an der Volksschule in Worms. Nachdem Sie aus dem öffentlichen Schulamt entlassen wurde setzte Sie sich gezielt für die Förderung Jüdischer Schülerinnen und Schüler ein. 1942 wurde die Jüdin von den Nazis deportiert und ermordet.

Lehrerin und heimliche Chronistin

(07. Januar 1885 - 1942) 

Herta Mansbacher - geb. 07.01.1885 in Darmstadt, gest. 1942 deportiert und ermordet durch die Nazis - wuchs als Tochter wohlhabender jüdischer Eltern in Darmstadt auf und war Schülerin der Viktoriaschule und Absolventin des Lehrerinnenseminars in Darmstadt. 1907 schloss sie ihre Ausbildung mit Erfolg ab und ging nach Worms, wo sie als Lehrerin an der Volksschule arbeitete.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 veränderte das Leben Herta Mansbachers entscheidend. Durch die plötzliche Isolation wurde aus der bislang stark an die deutsche Kultur Angepassten eine entschieden für das Judentum eintretende Kämpferin. Nach ihrer Entlassung aus dem öffentlichen Schuldienst engagierte sie sich an der 1935 eröffneten jüdischen Schule in Worms. Klarsichtig erkannte sie in der Emigration die einzige Zukunftsmöglichkeit für ihre Schülerinnen und Schüler und setzte sich – auch gegen Widerstände jüdischer Kreise – dafür ein, dieses Ziel zu erreichen.

Fremdsprachenkenntnisse und handwerkliche Fertigkeiten, die nach der Auswanderung nützlich sein würden, standen darum im Mittelpunkt der Ausbildung an der jüdischen Schule, an der sie das Amt der kommissarischen Direktorin 1936 für ein Jahr übernahm. Während viele Verfolgte Deutschland verließen, blieb sie in Worms, um die ihr anvertrauten jungen Menschen nicht im Stich zu lassen.

Beim Brand der Wormser Synagoge während des Judenpogroms im Jahr 1938 rettete sie mit großem persönlichen Mut unersetzliche Kultgegenstände der uralten jüdischen Gemeinde. Unerschrocken setzte sie sich dafür ein, den Unterricht in der verwüsteten jüdischen Schule wieder aufzunehmen. Sie wurde die heimliche Chronistin des Untergangs der 900-jährigen jüdischen Gemeinde und ihres Exodus, indem sie alle ihr zugänglichen Daten sammelte und so dem Gedächtnis der Nachwelt erhielt.

Im Winter 1940/41 erzwangen die Nazis die Schließung der jüdischen Schule. Herta Mansbacher stellte ihre eigenen Auswanderungspläne zurück, um ihre Kinder trotzdem weiterhin zu unterrichten. Unmittelbar vor ihrer Deportation und Ermordung 1942 schloß sie die von ihr geführte „Liste der Auswanderer“ mit einem Register ab. Am 19.3.1942 begann Herta Mansbachers Weg nach Osten, der ein Weg ohne Wiederkehr war. Das Wormser Polizeiregister vermerkte als letzte Eintragung auf ihrer Karteikarte „abgereist ohne Angabe des Reiseziels“.