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Hof Schäfer in Ibersheim - über 300 Jahre Geschichte

Inmitten der Denkmalzone des Ortes liegt an der Nordostseite der bereits 300 Jahre alte stattliche Bauernhof. Wer diese lange Zeit einmal nachvollziehen lässt, erhält erstaunliche Informationen. Im Fuchseck 3 werden erst das beeindruckende Wohnhaus und dahinter die besonders großen Scheunen sichtbar.

Drei Scheunen dienten der Ortsbefestigung

An dem Hof Schäfer, wie er heute genannt wird, erkennt man die Bedeutung der dortigen Landwirtschaft. Er kann als Symbol für die Schaffenskraft der ehemals aus der Schweiz eingewanderten Wirtschafts- und Glaubensflüchtlinge gelten und als landwirtschaftliches kulturelles Erbe.

Alle drei Scheunen, die zum Hof gehören, liegen nebeneinander und haben die gleiche Jahreszahl 1716.

Sie sind mit den Namen der Erbauer an den Toren markiert:

* Henrich Naef
* Peter Opmann
* Hans Jakob Forrer

Die beiden ersten gehören heute zum Hof Schäfer und sind denkmalgerecht auf eigene Kosten vor wenigen Jahren neu eingedeckt worden. Auch im Innern musste in der Zwischenzeit für den Erhalt einiges aufgewendet werden, damit dieses kulturelle Erbe, auch für andere, erhalten bleibt.

Alle drei ursprünglichen Eigentümer hatten den Erbpachtvertrag mit der kurpfälzischen Hofkammer in Heidelberg am 11. Juni 1683 abgeschlossen. Insgesamt waren es zehn Familien. Peter Opmann baute sein Wohnhaus 1717 vor seine Scheune. Die Größe beeindruckt noch heute mit 16 Fenstern und zwei Eingängen an der Hofseite. Die Hausinschrift von 1717 beweist das Alter. In dieser Zeit ist vergleichsweise auch die Dreifaltigkeitskirche in Worms von 1709 bis 1725 entstanden.

In dem Einwohnerverzeichnis von 1685 zur Schutzbriefbestätigung wurde Peter Opmann mit zehn Kindern genannt. Seine Tochter Katharina erbte den Hof und heiratete Conrad Hiestand, Sohn des gleichnamigen Conrad aus Richterswil bei Zürich.

Henrich Naef. später Heinrich Neff, ist mit seinen vier Kindern, ebenfalls 1685 und 1687 genannt worden. Nach dieser Zeit suchte diese Familie ihr Glück in der Neuen Welt und fand es auch, wie man an der großen Kinderschar und den Ortsnamen noch ablesen kann.


Alle Eigentümer des Hofes Schäfer

Sie hatten Schweizer Vorfahren, die sich fast 400 Jahre zurückverfolgen lassen. Der älteste bekannte Vorfahre ist um 1622 in Oberdiessbach im Kanton Bern geboren und hatte dort am 11. Januar 1647 geheiratet. Nach seiner Auswanderung ist er nach dem Jahr 1672 in Daisbach, heute Waibstadt bei Sinsheim, gestorben. Einzelheiten über die verwandtschaft-lichen Verflechtungen innerhalb von Ibersheim kann man aus den beiden Hof-Chroniken entnehmen kann.

01. Daniel Opmann um 1622 - nach 1672 und Barbara Wingert/Wenger um 1624 -

02. Peter Opmann 1655 - nach 1717, und Katharina

03. Katharina Opmann 1695 - 1738-43 und Conrad Hiestand 1668

04. Elisabeth Opmann 1699 - 1761 und Hanß Jacob Laisé (1702-1776)

05. Hanß Jacob Laisé - 1776 und II. Ehe Elisabeth Forrer - 1795

06. Johannes Laisé 1766 - 1830 und Elisabeth Schmitt 1778 - 1818

07. Abraham Laisé 1813 - 1915 und Elisabeth Forrer 1816 - 1864

08. Johann Laisé VIII. 1842 - 1913 und Katharina Klein 1864 - 1919

09. Eva Helene Laisé 1890 - 1959 und Johann Heinr. Schäfer I. 1881 - 1957

10. Joh. Heinr. Schäfer II. 1909 - 1976 und Nannette Schlebach 1911 - 2002

11. Hartmut Schäfer 1945 - und Elke Spanier 1948 -



Die Bedeutung des Hofes für Ibersheim

Das große Wohnhaus von 1717 war, von seinen Ausmaßen her, gewaltig für die Zeit der Entstehung. Auf der Breitseite sind 16 Fenster und zwei Eingänge. Die Hausinschrift nennt den Erbauer Peter Opmann mit der Jahreszahl 1717 und Abraham Laisé, den Eigentümer von 1860. Der Text hat heute noch Bedeutung für die Familie:

"Sorg für dich und dann für mich, thu' ich Unrecht so hüte dich.
Glückselig ist der Mann, der sich an andern spiegeln kann."

Dort war in einem kleinen Saal als Deckenschmuck ein Stern aus Stuck. Für Frau Irma Habegger-Quiring, Ehefrau des Ibersheimer Mennonitenpredigers Daniel Habegger von 1952 - 1986, hatte dieser Stern eine besondere Bedeutung.

Sie beschreibt ihn wie folgt: "Der sechsteilige Stern hat eine erhöhte Mitte und alle sechs Teile sind nochmals in zwölf Spitzen geteilt… Die erhöhte Mitte deutet auf Jesus Christus, den Mittelpunkt! 4. Mose 24, 17: Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen … oder Matthäus 2,2: Wir haben seinen Stern gesehen…" Frau Habegger-Quiring meint, dass dieser zwölfzackige Stern an die ersten sechs bzw. zwölf Familien aus der Schweiz erinnern sollte, die hier ab 1661 angesiedelt wurden.

Die mennonitische Gemeindegruppe Ludwigshafen, Eppstein und Ibersheim hat dieses Kreuz als ihr Symbol angenommen. Mit dem heutigen Mennonitenkreuz könnte auch Jesus mit seinen Zwölf Aposteln gemeint sein. Auf jeden Fall hatte dieser Stern religiöse Bedeutung gehabt, denn hier war der Versammlungsraum der Mennoniten bevor 1836/37 die heutige Kirche erbaut wurde.

In der Vergangenheit war hier der Mittelpunkt des mennonitisch geprägten Lebens mit seiner engen Gemeinschaft. Die dörflichen und familiären Probleme wurden hier behandelt, bis zu den Diskussionen und Entscheidungen, die zu Auswanderungen nach Amerika oder nach Russland führten. Letztlich erfolgten hier die Aussegnungen und der tränenreiche Abschied in eine ungewisse Zukunft, der man mit großem Gottvertrauen entgegen sah.

In Ibersheim wurde 1200 Jahre Weinbau betrieben, wie die vielen Schenkungen an das Kloster Lorsch ab 767 beweisen. Der Hof Schäfer pflegte bis Anfang der 1960er Jahre die letzten Wingert an der heutigen Killenfeldstraße und der Deutschherrnstraße bzw. Am Rohrweiher. Eine lange Mauer diente als Windschutz. Die Ruländer-Reben waren zuletzt vorherrschend.
Innerhalb des stattlichen Hofgeländes war ein kleiner Teich für Enten und Gänse. Daneben stand die historische Gemeindeschmiede, die früher verpachtet wurde, bis in die 1950er Jahre. Der letzte Dorfschmied Friedrich Heid hatte dort noch seine Lehre absolviert.

Hartmut Schäfer, der heutige Eigentümer, erinnert sich auch noch an den 100. Geburtstag von Bertha Karrillon, zu dem er folgerichtig als Verwandter nach Weinheim eingeladen war. Selbst in dem hohen Alter hatte sich, die in Ibersheim geborene Bertha, noch um das Wohl ihrer Gäste gekümmert. Aus diesem Anlass war sie von dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss nach Bonn eingeladen worden.



Die soziale und politische Verantwortung der Familie Schäfer

Die soziale Haltung der Familie Schäfer war allgemein bekannt gewesen. Dort arbeitete man gerne im landwirtschaftlichen Betrieb. Der letzte Knecht hatte Familienanschluss und seinen Altersruhesitz gehabt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, zur Zeit der Schulspeisung, kochte Frau Eva Helene Schäfer zusätzlich jeden Mittag für bedürftige Ibersheimer eine warme Mahlzeit. Das waren vor allem die vielen "Ausgebombten" aus Worms, die im ehemaligen Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD-Lager) untergebracht waren.

Johann Heinrich Schäfer I. kam vom Butterstädter Hof bei Hanau, heute Stadtteil von Bruchköbel, einem Ort mit katholischer Prägung durch die Antoniter. Seit der Einheirat von 1884 durch Katharina Klein ist man im Ibersheimer Hof nicht mehr mennonitisch, sondern katholisch. Der erstmals Opmann genannte Hof, hieß ab 1729 Laisé und hat jetzt in der dritten Generation den Namen Schäfer.
Johann Heinrich I. ist nach dem Zweiten Weltkrieg zum Ortsbürgermeister von Ibersheim gewählt worden, denn er war ein politisch unbelasteter Kandidat gewesen.

Johann Heinrich Schäfer II. war bereits in der NS-Zeit Ortsbürgermeister. Nach dem Krieg ist er 13 Jahre im Gemeinderat gewesen, davon 9 Jahre als Beigeordneter. Er war später Mitglied des Kreistages, Stadtrat in Worms und CDU-Kreisvorsitzender. Ihm hat man die Eingemeindung nach Worms zu verdanken. - Eine eigene Biografie, ebenfalls auf dieser Homepage der Stadt Worms, ist ihm gewidmet.

Hartmut Schäfer blieb, wie seine Vorfahren, auch nicht nur auf der eigenen Scholle sitzen und machte Politik für das Gemeinwohl. Um ihn herum waren die vielen Scheunen mit den großen Dächern, sodass er sich mit deren Sicherheit befassen musste.

Er war deshalb 43 Jahre lang Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ibersheim, sogar deren Kommandant und zuletzt Feuerwehrobmann und Hauptbrandmeister. Zur 1225-Jahr-Feier des Ortes stellte er der Wormser Obrigkeit den Wert der örtlichen Feuerwehr mit der neuen Feuerwehr-gerätehalle wirkungsvoll zur Schau. Hartmut war 33 Jahre im Ortsbeirat und vertrat dort die Interessen der CDU-Wähler. Am 16. Januar 2010 wurde er beim Neujahrsempfang von Oberbürgermeister Michael Kissel und Ortsvorsteherin Karin Sobottka für seine Leistungen besonders geehrt.

Ein Beitrag von Edmund Ritscher, Mannheim (Januar 2013)

 
 
 

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