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Friedrich Gernsheim (1839-1916)

Der in Worms geborene Pianist und Violinist Friedrich Gernsheim hinterließ der Stadt Worms eine wertvolle Sammlung an Orchestermaterial zur Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 62.

(17. Juli 1839 - 10. September 1916)


Erster Auftritt mit 10 Jahren

Friedrich Gernsheim wurde am 17. Juli 1839 in Worms geboren. Er war der Sohn eines Arztes, einer angesehenen Wormser Familie, die den letzten Judenbischof zu ihren Vorfahren zählte. Gernsheim erhielt zunächst Klavierunterricht von seiner Mutter, später dann Klavier und Theorie bei Louis Liebe. 1848/ 49 ging er dann nach Mainz und studierte bei Ernst Pauer. 1849 zog er nach Frankfurt am Main für weitere Fortbildung.

Im Alter von zehn Jahren trat er zum ersten Mal als Pianist und Violinist im Frankfurter Stadttheater auf, wo auch am 4. Mai 1850 die Uraufführung einer eigenen Ouverture stattfand. Nach einer Konzertreise siedelte er nach Karlsruhe über. 1850-1851 studierte er bei Moscheles, Hauptmann und Ferdinand David am Leipziger Konservatorium. Danach verbrachte er einige Jahre (1855-1861) in Paris, wo er bei Marmontel Klavier studierte, und mit Lalo, Saint-Saens, Rossini, Heller, Rubinstein und Liszt zusammentraf.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Dirigent des Chores und des Sinfonieorchesters in Saarbrücken. 1865 wurde Gernsheim an das Kölner Konservatorium berufen. Bis 1872 war er dort Chefdirigent des Städtischen Orchesters; 1874 Dirigent der Maatschappij-Konzerte in Rotterdam. Obwohl er 1880 eine Einladung der Stern’schen Chorgesellschaft nach Berlin ausschlug, akzeptierte er 1890 die Anstellung am gleichnamigen Konservatorium, lehrte dort bis 1897 und leitete den Chor bis 1904. Auch unterrichtete er die Meisterklasse in Komposition und konzertierte weiterhin als Pianist und Dirigent. Die Stadt Dortmund gab aus Anlass seines 75-jährigen Geburtstages ein großes Festjubiläum ihm zu Ehren. Er starb am 10. September 1916 in Berlin.


Vorliebe für Brahms

Als junger Dirigent kümmerte er sich in der Hauptsache um die Werke von Brahms; später in Berlin fand man in seinen Programmen auch Werke von Bruch, Humperdinck und Verdi. Als recht konservativer Komponist war seine Musik sehr beeinflusst von Brahms’scher Harmonik und Orchestration. Seine besten Kompositionen findet man in seinen vier Symphonien und in der sehr umfangreichen Kammermusik. Ausgehend von der Gefühlswelt von Johannes Brahms, entwickelt er eine Klanglichkeit, die bis an die Massivität von Max Bruch heranreicht. Seine Melodik ist von unübertroffener Schönheit, und seine Harmonik und Orchestration zeugt von gekonnter Meisterschaft.

Einige Werke Gernsheims sollen unbedingt wieder neu verlegt werden, u.a. für Orgel und Orchester „In memoriam“ op.91, die Phantasie und Fuge g-moll op.76 für Orgel und überhaupt sein einziges Orgelwerk, einige Klavierwerke und Kammermusik mit Klavier. Diese Werke zeugen von großem musikalischen Gehalt und sind es sicherlich wert, dem Musikliebhaber wieder vorgestellt zu werden.


Wertvolle Sammlung im Stadtarchiv

Im Bestand des Stadtarchivs Worms befindet sich das, als besondere Rarität geltende, Orchestermaterial zur Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 62 von Friedrich Gernsheim. Zu verdanken ist dies der großzügigen Spende von Dr. Hans Oskar Koch. Der ehemalige Leiter des Südwestrundfunks in Mannheim stieß bei privaten Recherchen auf die seltenen Dokumente und übergab sie am 19. August 2004 dem Stadtarchiv. Bis dahin war das Material weder in Gernsheims Geburtsstadt Worms noch in einer europäischen Musikbibliothek vorhanden.

(Quelle: teils Rasmus Verlag)