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Newsletter Migration und Integration Worms - 1. Quartal 2021

Sehr geehrte Damen und Herren,

heute erhalten Sie den ersten Integrations - Newsletter der Beauftragten für Migration und Integration, der nun regelmäßig mehrmals im Jahr erscheinen wird. 

Unsere Ideenwerkstatt und die Online-Umfrage im vorigen Jahr haben uns ermutigt, gemeinsam mit Ihnen die Integration in Worms voran zu bringen und das Integrationskonzept fortzuschreiben. Dabei werden wir die Themen des bisherigen Integrationskonzeptes - Integration durch Bildung, Integration durch Partizipation und Integration durch Arbeit ergänzt durch die Arbeitsergebnisse der Ideenwerkstatt und der Online-Umfrage aufgreifen und im Austausch weiter bearbeiten. Es gibt nach wie vor genug zu tun!  Auch wenn wir zum Schutz unserer Gesundheit zunächst weiter auf persönliche Kontakte und gemeinsame Veranstaltungen verzichten müssen, bietet der neue Newsletter die Möglichkeit, Informationen, Erfahrungen und Tipps auszutauschen und im gegenseitigen Kontakt zu bleiben.

Sollten Sie für die kommende Ausgabe im Juni einen Beitrag haben, freuen wir uns, diesen bis zum 23.05.2021 von Ihnen zu bekommen. Wenn Sie Fragen und Anregungen haben, sprechen Sie uns gerne jederzeit an. 


Ihre

Sabine Müller & Veronik Heimkreitner

Beauftragte für Migration und Integration

Themen dieser Ausgabe
Ergebnisse der Online-Umfrage | Wir in Deutschland 2.0—App Corona-School e.V. | Fortschreibung des Wormser Integratiosnkonzeptes Würmchen von Worms | Neues vom Beirat für Migration und Integration | Untersuchung des Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung (DIW)  


Ergebnisse der Online-Umfrage

“Integration misslingt besonders durch fehlende Sprachkenntnisse”

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Beauftragten für Migration und Integration in Worms im Jahr 2019 wurde im Rahmen einer Ideenwerkstatt mit vielen haupt-und ehrenamtlichen Netzwerkpartner*innen an der Fortschreibung des Wormser Integrationskonzeptes gearbeitet. Um aber auch die Haltung und Bedarfe der Menschen die in Worms leben in das Konzept einfließen lassen zu können, wurde 2020 eine Onlineumfrage zum Thema Migration und Integration in Worms durchgeführt. 

Die Umfrage setzte sich aus 18 Fragebatterien zusammen in denen auf diverse Aspekte des Themas Integration eingegangen wurden. Insgesamt nahmen über 870 Wormser und Wormserinnen an der Umfrage teil. Der Anteil an Menschen mit einem Migrationshintergrund die an der Umfrage teilgenommen haben lag bei etwa 9% wodurch eine deutliche Unterrepräsentanz vorlag.

Für die Beauftragten für Migration und Integration ist es selbstredend, dass diese Unterrepräsentanz bei der Bewertung der Ergebnisse und der künftigen Planung solcher und ähnlichen Beteiligungsprozesse stärker berücksichtigt werden muss. Die vorliegenden Umfrageergebnisse zeigen, dass die größte Gruppe der Befragten durchaus differenzierte Ansichten zum Thema Integration vertritt. Nichtdestotrotz zeigte sich aber auch, dass sich die Haltungen mehrheitlich den Gruppen von vehementen Befürworter*innen und Gegner*innen von Einwanderung zuordnen lassen können. Etwa die Hälfte der befragten Personen vertritt eine positive Haltung zur Migration, während die andere Hälfte diese ablehnt. So lag der Index zur Einstellung gegenüber Migration genau bei 2,5, also in der „Mitte“ der Skala mit den Extremwerten 1 (komplette Ablehnung von Migration) und 4 (sehr positive Einstellung zu Migration). Bezogen auf mögliche Auswirkungen der Integration sahen viele vermehrt negativen Auswirkungen, beispielsweise einen erhöhten Bedarf an Betreuungsplätzen, vermehrte Probleme an Schulen und die weitere Verschärfung der Wohnungsnot in Worms. Positive Effekte von Migrationsbewegungen, wie z. B. die geringere Überalterung der Gesellschaft, das Abfangen des drohenden Fachkräftemangels oder die kulturelle Bereicherung wurden hingegen weniger wahrgenommen. 

 

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass die Befragten die Integration vor allem dann als gelungen ansehen, wenn Migrant*innen die deutschen Gesetze und Behörden achten, die deutsche Sprache gut beherrschen und sich um ein gutes Zusammenleben bemühen. Das sind genau die Punkte an denen unsere bisherige Arbeit und auch die Arbeit anderer Kooperationspartner*innen bereits seit Jahren angesetzt hat und auch weiterhin ansetzten wird. Über die Beantwortung der Fragen hinaus haben viele der Befragten die Möglichkeit genutzt, persönliche Anmerkungen zu hinterlassen. Die Auswertung dieser Kommentare zeigte, dass viele Teilnehmer* innen der Umfrage das Gelingen der Integration verstärkt an den Bemühungen der Menschen, die neu nach Deutschland/Worms kommen fest machen und weniger an den strukturellen und sozialen Voraussetzungen vor Ort. Grundsätzlich zeigen die Kommentare das Spannungsfeld in dem sich das Thema Integration befindet. So war die eine Hälfte der Befragten der Meinung, dass mehr von Seiten der Aufnahmegesellschaft und dem Gesetzgeber getan werden müsste, während die andere Hälfte meinte, es mangele mehrheitlich an dem Wunsch der Migranten, sich in der deutschen Gesellschaft zu integrieren und zu einem harmonischen Miteinander beizutragen und es gäbe zu viele Angebote, die nicht angenommen und wertgeschätzt werden. 

Die Umfrage hat das Bild einer Stadtgesellschaft ergeben, in der die Befragten dem Thema sehr unterschiedlich gegenüberstehen. Als Fazit lässt sich für die zukünftige Arbeit der Integrationsbeauftragten daher ableiten, dass mehr in den gegenseitigen Dialog investiert werden muss, um einen Austausch und ein Leben auf Augenhöhe stärker zu unterstützten. Die beiden Integrationsbeauftragten fassen das Ergebnis so zusammen: „Alle müssen sich aufeinander zubewegen, um gemeinsam das Worms von Morgen zu gestalten. Dies weiterhin zu unterstützen und die strukturellen Bedingungen dafür Voranzutreiben, muss die Aufgabe des neuen Integrationskonzeptes sowie der künftigen städtischen Integrationsarbeit sein.“ Die kompletten Umfrageergebnisse können auf der städtischen Seite der Beauftragten für Migration und Integration eingesehen werden.

 

Corona School e.V.

Gerade in Corona-Zeiten zeigt sich verstärkt, dass wir das Ziel der Chancengleichheit in unserem Bildungssystem noch nicht erreicht haben. Die soziale Lage und die damit verbundenen Ressource und Zugänge entschieden nach wie vor über den Bildungsverlauf und Bildungserfolg der Kinder. Die Corona-Pandemie hat die bildungsbezogenen Ungleichheiten noch weiter verschärft. Die Plattform Corona School e.V. möchte mit digitalen und kostenlosen Programmen ein Zeichen für mehr Bildungsgerechtigkeit setzen und Schüler*innen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht und ihrem sozialen Status fördern. Konkret handelt es sich um eine deutschlandweite Plattform für digitale Bildungsangebote für Schüler*innen. Schüler*innen können Kontakt zu Studierenden finden, die sie dann in den verschiedenen Schulfächern unterstützen. Das Angebot ist kostenlos da die Studierenden sich ehrenamtlich engagieren.
Weitere Informationen gibt es unter: 


 

Wir in Deutschland 2.0

WIR in Deutschland 2.0 ist eine App zur Unterstützung des Deutsch-Unterrichts. Die mehrsprachige APP „Wir in Deutschland 2.0“ ist ein Projekt des Instituts für Deutsch als Fremdsprache der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Es unterstützt Ehrenamtliche, die Asylbewerberinnen und Asylbewerbern beim Erlernen der deutschen Sprache helfen. Es enthält leicht verständliche Informationen zu verschiedenen Themen wie: Grundrechte, Liebe, Verwaltung oder Regeln zum Umgang mit COVID19 (weitere Sprachen: Englisch, Türkisch, Arabisch, Kurdisch). 

Fortschreibung des Wormser Integrationskonzeptes

Im November 2019 fand anlässlich des  10-jährigen Bestehens der Stelle der Beauftragten für Migration und Integration der Stadt Worms eine Netzwerkkonferenz statt. Gemeinsam mit vielen Kooperationspartner*innen wurde ein gemeinsamer Blick auf die vergangenen zehn Jahre geworfen und eine Bestandsaufnahme gemacht. Ziel war es anschließend im Frühjahr 2020 in einer kleineren Arbeitsgruppe an den Ergebnissen dieser Ideenwerksatt weiterzuarbeiten um das Wormser Integrationskonzept fortzuschreiben.
Statt geplanten Arbeitsgruppen und der gemeinsamen Weiterentwicklung des städtischen Integrationskonzeptes dominierte die Covid-19-Pandemie unser aller Leben. Obwohl die Pandemie nach wie vor unseren Alltag bestimmt, so sind wir mittlerweile durch eine gute technische Ausstattung wieder in die Lage versetzt, unseren Ziele von vor einem Jahr fortzusetzten und den 2019 angestoßenen Prozess wieder aufzunehmen.
Integration ist und bleibt ein wichtiges Thema, betrifft sie doch alle Bereiche unserer Gesellschaft: das private Miteinander, das Bildungswesen, die Politik und auch die kommunale Verwaltung. In all diesen Bereichen spürt man, ob Integration gelinkt und als Chance begriffen wird. Gerade die Herausforderungen der Pandemie zeigen auf, wie wichtig der stetige Einsatz für die Schaffung und Aufrechterhaltung der Chancengleichheit ist.
Wir werden über die weiteren Schritte des geplanten Arbeitskreises in den kommenden Ausgaben des Newsletter wieder informieren.

 

Vorlese-Clips - Die Würmchen von Worms

Die mehrsprachige Vorlesereihe wird von den beiden  Beauftragte für Migration, Integration in Kooperation mit unterschiedlichen Einrichtungen mehrmals pro Jahr angeboten und richtet sich an Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren. Neben der Zweit- oder Drittsprache Deutsch soll die mitgebrachte Erstsprache gefördert werden. Die Kinder erhalten die Gelegenheit, Geschichten in Deutsch und in ihrer Muttersprache zu hören. Die mehrsprachigen Kinder erfahren damit eine Wertschätzung und Förderung ihrer Familiensprachen. Die deutsch-muttersprachigen Kinder erlangen hierüber einen Zugang zum Fremdsprachenlernen. Aktuell sind solche Veranstaltungen bedingt durch die Corona-Pandemie leider nicht möglich. Als Alternative gibt es deshalb die Geschichte der Würmchen von Worms als kostenlose Videoclips zum Anhören und Anschauen. Die Clips gibt es in folgenden Sprachen: Arabisch, Türkisch, Bulgarisch und Deutsch. Wir bedanken uns in diesem Zusammenhang ganz besonders beim Worms Verlag und der städtischen Kinder- und Jugendbücherei, durch deren Unterstützung das Projekt möglich gemacht wurde. Die Videos sind im YouTube Kanal der Stadt Worms sowie auf der Internetseite der Beauftragten für Migration- und Integration zu finden.

Neue Geschäftsführung für den BMI

Zum 01.01.2020 wurde die Geschäftsführung des Beirates für Migration und Integration durch Frau Veronik Heimkreitner, Beauftragte für Migration und Integration der Stadt Worms, übernommen. Im Gegenzug wird die Aufgabe der städtischen Ehrenamtskoordination zukünftig durch Herrn Claus Scherer übernommen. Herr Scherer war bisher bei der Stadtverwaltung als Flüchtlingskoordinator und Geschäftsführer des Beirates für Migration und Integration tätig.
Aufgrund der inhaltlichen Nähe der beiden Aufgabenbereiche Flüchtlingskoordination und Migration/Integration, konnte durch die Umstrukturierung eine bisher bestehende Doppelstruktur abgebaut und Synergieeffekte gestärkt werden. Im Umkehrschluss wird die Aufgabe der Ehrenamtskoordination zukünftig organisatorisch dem Büro des Oberbürgermeisters zugeordnet, in dem auch das Anliegenmanagement und die Bürgerberatung angesiedelt sind
Die Unterscheidung zwischen Asylsuchenden, Flüchtlingen und Migrant*innen sind in Bezug auf das Ausländerrecht und formalrechtliche Regelungen von Bedeutung, für die Arbeit der beiden Beauftragten für Migration und Integration sind solche Kategorien jedoch weniger bedeutsam. Das Ziel ihrer Arbeit besteht für sie darin eine Kultur der Gleichberechtigung und Teilhabe zu schaffen. Menschen die hier leben möchten sollen darin unterstützt werden, ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Untersuchung des Deutschen Institut für Wirtschaftsförderung (DIW)

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsförderung (DIW) ist in einer Untersuchung der Frage nachgegangen, inwiefern sich die ersten Monate der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit bei Geflüchteten in Deutschland im Vergleich zu Personen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland auswirkten. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die psychische Belastung von Menschen ohne Fluchterfahrung der von Geflüchteten angepasst hat, mit den Worten der Autor*innen gesprochen: „Geflüchtete fühlten sich in den Jahren 2016/2017 so einsam wie die meisten anderen Menschen mitten in einem Lockdown.“ Die Studie zeigt weiter, dass die psychische Belastung von Gefürchteten in ihren fehlenden Deutschkenntnissen sowie dem geringen Haushaltseinkommen bzw. ihrer Erwerbslosigkeit begründet ist. Fehlende gesellschaftliche Teilhabe führt somit letztendlich nicht nur zu einer verminderten Integration sondern auch zu einer enormen psychischen Belastung von Geflüchteten. Der Autor der Studie, Hannes Kröger fasst somit sehr treffend zusammen, dass Integration und psychische Gesundheit zusammen gedacht werden muss.