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Historische Orte

Gebäude, die an Luthers Aufenthalt in Worms im Jahr 1521 erinnern, gibt es zwar keine in Worms. Grund dafür sind vor allem die Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689. Aber es gibt dennoch zahlreiche Orte, die von der Geschichte des Reichstags und der Reformation erzählen.

Schlossplatz mit Heylsschlösschen, Foto: Stadtarchiv Worms 
Schlossplatz mit Heylsschlösschen, Foto: Stadtarchiv Worms

Bischofshof (Heylshofpark)

In Worms ist kein Gebäude erhalten, in dem Luther aufgetreten ist oder in dem er gewohnt hat. Die Stadtzerstörung von 1689 durch die Truppen Ludwig des XIV. und ein Brand zur Zeit der Revolution 1794 haben den Bischofshof dem Erdboden gleichgemacht, so dass der Ort des Verhörs Martin Luthers nur aus den Quellen rekonstruiert werden kann. 

Hier wohnte König Karl V. während des Reichstags 1521. Martin Luther wurde am 17. und 18. April hierher gebracht, wo er sich zu seinen Schriften bekannte und ihren Widerruf verweigerte: Es sei falsch, gegen ein Gewissen zu handeln, das durch Gottes Wort gefangen sei. „Gott helfe mir. Amen.” Später wurde hinzugefügt: „Hier steh’ ich, ich kann nicht anders!” Heute befindet sich an Stelle des Bischofshof der Heylshofpark. Ein künstlerisch gestalteter Gedenkort erinnert an Ort und Geschehen von 1521.

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Bronzetafel an Stelle des zerstörten Johanniterhofs, Foto: Eichfelder 
Bronzetafel an Stelle des zerstörten Johanniterhofs, Foto: Eichfelder

Johanniterhof

An Luthers Quartier im Bereich Ecke Kämmererstraße und Hardtgasse vor dem Bankgebäude neben dem Kaufhaus Woolworth (Hardtgasse 2-4)  erinnert noch eine Bronzetafel am vermuteten Standort. Luther wohnte während des Reichstages vom 16. bis zum 26. April 1521 im Johanniterhof  und musste sein Zimmer mit zwei anderen Männern teilen. Von sächsischer Seite war das Quartier mit Bedacht gewählt, dort waren bereits kursächsische Räte, aber auch Marschall Ulrich von Pappenheim untergebracht, so dass der Wunsch der Habsburgischen Seite, Luther unter Kontrolle zu haben, wenigstens etwas gewährleistet blieb, wenn auch das kursächsische Element überwog. 

Die Stadtzerstörung durch den pfälzischen Erbfolgekrieg blieb nicht die einzige. Nahezu Zweidrittel der Gebäude der Innenstadt  wurden am 21. Februar und am 18. März 1945 durch britische und amerikanische Bombenangriffe zerstört, so dass der Besucher zum Teil nur durch Hinweise auf frühere Gebäude den Spuren Luthers in Worms folgen kann.  

 
Das Lutherdenkmal, Foto: Rudolf Uhrig 
Das Lutherdenkmal, Foto: Rudolf Uhrig

Lutherdenkmal

Das bedeutendste Zeugnis der protestantischen Geschichte von Worms, das kein Besucher der Stadt auslässt, ist das Lutherdenkmal, das größte Reformationsdenkmal der Welt, entworfen und ausgeführt von Ernst Rietschel  und seinen Schülern Donndorf, Schilling und Kietz, eingeweiht 1868. 

Martin Luther mit der Bibel in der Hand steht an zentraler Stelle. Er ist mit John Wyclif, Petrus Waldus, Girolamo  Savonarola und Jan Hus umringt von Reformatoren, die vor ihm gewirkt haben. Wie eine feste Burg umstehen ihn Friedrich der Weise von Sachsen, der ihn als Junker Jörg auf der Wartburg in Sicherheit brachte, sein Unterstützer Landgraf Philipp von Hessen sowie als Vertreter des Geisteslebens Johannes Reuchlin und sein enger Freund und Mitarbeiter Philipp Melanchthon.

Reliefs und Medaillons weisen auf wichtige Etappen der Reformation hin. Und schließlich gibt es noch die drei Damen Speyer, Augsburg und Magdeburg, die bedeutende Eckpunkte der Reformation symbolisieren.

 
Der Lutherbaum in Pfiffligheim, Foto: Stadtarchiv Worms 
Der Lutherbaum in Pfiffligheim, Foto: Stadtarchiv Worms

Lutherbaum

Um einige Orte in der Stadt ranken sich Legenden, so um den Lutherbaum im westlichen Vorort Pfiffligheim: Während des Reichstags in Worms hätten zwei Frauen über Luther gestritten. Die eine, Anhängerin Luthers, habe ihren Stock in die Erde gestoßen und ausgerufen: »So wahr dieser Stock Wurzeln schlagen und zum Baum emporwachsen wird, so wahr ist Luthers Lehre«.

Natürlich hatte sie Recht, denn der Baum, eine Ulme, war jahrhundertelang mit der Höhe von 40 Metern ein Naturdenkmal und landschaftliches Wahrzeichen. 1870 verlor er bei einem Unwetter seine Krone. 1949 musste er endgültig abgesägt werden. Der eindrucksvolle Stamm mit seinem Umfang von 11 Metern ist erhalten und durch eine hölzerne Reliefplatte von Gustav Nonnenmacher zu einem Denkmal ausgestaltet.

 
Das Lutherpförtchen beim Nibelungenmuseum, Foto: Stadtarchiv Worms 
Das Lutherpförtchen beim Nibelungenmuseum, Foto: Stadtarchiv Worms

Lutherpförtchen

Das »Lutherpförtchen« am Torturmplatz ist keine echte Erinnerung an den Reformator. Richtig ist die Bezeichnung »Fischerpförtchen«. Erst im 19. Jahrhundert fand man Ähnlichkeiten zum Lutherpförtchen in Augsburg, durch das Luther die Stadt seinerzeit nach dem Verhör vor Cajetan fluchtartig verließ. 

Das Wormser Pförtchen ist für die Stadt und ihre Geschichte deshalb bemerkenswert, weil es durch einen besonders schönen Abschnitt der ehemaligen Stadtmauer führt, in dem heute das Nibelungenmuseum untergebracht ist.

 
Dreifaltigkeitskirche am Marktplatz, Foto: Rudolf Uhrig 
Dreifaltigkeitskirche am Marktplatz, Foto: Rudolf Uhrig

Dreifaltigkeitskirche

Für die 1709-25 neu erbaute Dreifaltigkeitskirche schuf der Wormser Maler Ludwig Seekatz im Jahre 1733 ein monumentales Gemälde, das die Reichstagsszene von 1521 darstellt. Das Bild wurde an der Westwand der Kirche über den Emporen angebracht und in einem Stuckrahmen gefasst. Nach seiner Signatur stammt es von Johann Martin Seekatz. J. M. Seekatz (geb. 1669 in Grünstadt), der Vater von Ludwig Seekatz, hatte 1725 die Ausmalung der Kirche übernommen. Er starb aber schon 1729. 

Der Sohn führte das Werk unter dem Namen des Vaters weiter. Das Gemälde wurde 1817 von Philipp Christian Seekatz, einem Neffen von Ludwig Seekatz, restauriert. Zusammen mit der Kirche ist es im Jahre 1945 verbrannt. Erhalten ist ein Aquarell (Gouache – Original 31 × 39 cm). Alle Anzeichen weisen darauf hin, dass Philipp Christian Seekatz dies Bild im Zusammenhang mit seinen Restaurierungsarbeiten am großen Gemälde angefertigt hat. In verschiedenen Einzelheiten weicht es von seinem Vorbild ab. 

Die auffallendste Veränderung findet sich wiederum in der Architektur: Beim Remshart’schen Stich und dem Gemälde in der Kirche sind die Pilaster an den Wänden, das Gesims über den Fenstern und die kuppelartige Decke reich verziert. Philipp Christian Seekatz hat dies alles auf klassizistisch einfache Linien und Formen reduziert. 

In der wiederaufgebauten Dreifaltigkeitskirche befindet sich heute an der Stelle des ehemaligen Gemäldes ein modernes Mosaikbild von Walter Eglin (Basel) »Luther vor Kaiser und Reich«.  An der nordöstlichen Chorwand der Dreifaltigkeitskirche erinnert eine Gedenktafel an das prächtige Haus zur Münze, das hier einst stand  und mit dem Bürgerhof den Rathausbezirk bildete. 

Seine Zerstörung wurde als Strafe Gottes empfunden. Deshalb wurde beim Wiederaufbau an der gleichen Stelle die Dreifaltigkeitskirche errichtet. 

Hervorstechend im Innern der Kirche sind heute die an den Seitenwänden reliefartig angebrachten Tonbuchstaben, die das Apostolische Glaubensbekenntnis nebst Luthers Erklärung dazu abbilden.

 
Die Lutherbibel mit einem Handschriftlichen Eintrag Luthers, Foto: William Schanzer 
Die Lutherbibel mit einem Handschriftlichen Eintrag Luthers, Foto: William Schanzer

Lutherbibliothek

Im 1963 errichteten Haus zur Münze errichtet ist die Stadtbibliothek untergebracht. In ihrer Obhut befindet sich die Lutherbibliothek mit mehr als 650 Druckschriften aus der Reformationszeit, darunter Werke von Luther und Melanchthon. Das kostbarste Stück ist eine Pergamentbibel von 1541 mit einem handschriftlichen Eintrag des Reformators. Die erste englische Übersetzung des Neuen Testaments von William Tyndale, gedruckt von Peter Schöffer im Jahre 1526 in Worms, ist als Faksimile vorhanden.

Über eine Medienstation am Eingang kann man per Touchscreen Informationen zur Sammlung und zu Drucken aus der Werkstatt Peter Schöffer des Jüngeren abrufen (vorauss. ab Mai 2017).

 
Martinspforte, Foto: Stadtarchiv Worms 
Martinspforte, Foto: Stadtarchiv Worms

Martinspforte

Luther kam in die Stadt durch die Martinspforte. Heute steht an der Stelle ein 1904 errichtetes Gebäude, an dessen kunstvoll gestalteter Fassade das Wort Martinspforte geprägt ist. Von der Martinspforte (rechts unten) führte Luthers Weg geradeaus durch die heutige Kämmererstraße, vorbei an der mehr als 1000 Jahre alten Martinskirche und der jetzt nicht mehr vorhandenen Lampertuskirche zu seinem Quartier im Johanniterhof.

 
Außenansicht der Magnuskirche, Foto: Rudolf Uhrig 
Außenansicht der Magnuskirche, Foto: Rudolf Uhrig

Magnuskirche

Gebäude, die Luther bei seinem Aufenthalt in Worms wahrgenommen hat,  waren sicher der Dom und die Magnuskirche, die älteste der Wormser Kirchen. Schon während des Reichstages finden sich in Worms Geistliche, die sich auf die Seite der neuen Lehre stellen: Johannes Rom(anus), Kaplan an der Magnuskirche und ein Teil der Stiftsherren am Andreasstift. 

Die evangelische Bewegung wird durch die Theologen Nikolaus Maurus, Stiftskantor, Ulrich Preu genannt "Schlaginhaufen", Pfarrer an St. Magnus, seinen Kaplan Johannes Freiherr, ferner Ulrich Sitzinger und die Theologen Friedrich Baur und Heinrich Stoll unterstützt. Mit Ulrich Preu steht den Lutheranern die Magnuskirche, die dem Andreasstift inkorporiert ist, zur Verfügung.

Als weitere Orte für die Zusammenkünfte dienen bald auch das Tanzhaus und ab 1526 das Schiff der Dominikanerkirche sowie das Barfüßerkloster in der Petersgasse. Im Juli 1522 sucht Ulrich von Hutten mit einer Flugschrift die Unterstützung der Städte für seine Kampagne gegen die Papstkirche. 

In „demütige ermanung an ein gemeyne statt Wormbß“  ermahnt er die junge evangelische Gemeinde um Pfarrer Ulrich Preu, gegen alle Widerstände bei ihrem Standpunkt zu bleiben und er fordert die freie Pfarrer- und Bischofswahl. 1524 heiratet ein Geistlicher in der Magnuskirche. Die Magnuskirche und die daneben liegende Andreaskirche gehörten ursprünglich zum Andreasstift.