Kriemhilds Rosengarten
Kriemhilds Rosengarten

KRIEMHILDS ROSENGARTEN

LAND-ART VON EICHFELDER FÜR DAS WORMSER RHEINUFER

In Anlehnung an das um 1230 entstandene Epos „Rosengarten zu Worms“, dessen Hauptschauplatz ein von Kriemhild gehüteter Rosengarten am Wormser Rheinufer ist, hat der Künstler Eichfelder ein erlebbares, begehbares und sich im Jahreslauf veränderndes Kunstwerk konzipiert. 

Damit wird an der touristisch viel genutzten Rheinpromenade neben dem Hagendenkmal, das vor über 100 Jahren für einen Rosengarten erschaffen wurde, ein weiterer Resonanzort zum Nibelungenthema gesetzt.

Die Konzeption von „Kriemhilds Rosengarten“ soll keine vergangene historische Wirklichkeit darstellen. Die Arbeit zitiert, ebenso wie das von Eichfelder initiierte Land-Art-Projekt „Siegfrieds Grab“, frühgeschichtliche Kulturstufen und Sagentraditionen, die sich für den indoeuropäischen und insbesondere auch für den Wormser Raum nachweisen lassen, keine sichtbaren Denkmäler, aber dafür überregional bekannte Narrative hinterlassen haben. 

Das Land-Art-Projekt besteht aus zwei Komponenten, zum einen aus einem Labyrinth aus Rosen und zum anderen aus einer Gruppe von drei Linden, die im Lauf der Jahrhunderte zu einem einzigen mächtigen Baum werden könnten.

DIE LINDEN

Die drei hochstämmigen Winterlinden sind dicht zueinander im Dreieck gepflanzt, so dass sie eine gemeinsame Krone bilden und in ferner Zukunft möglicherweise auch einen gemeinsamen Stamm.

Die Linde ist untrennbar mit der Nibelungenmythologie verbunden, sie überschattet bekanntlich den Drachenkampf, aber auch Siegfrieds Tod, sie findet sich im Rosengarten des gleichnamigen Epos, als Zauberlinde im Seyfridlied und symbolisch bei Brynhilds Waberlohe in der altgermanischen Edda.

Bei Linden wurde Gericht gehalten, gefeiert und geopfert, sie ist darüber hinaus auch der Baum der Toten und tritt immer wieder in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Labyrinth in Erscheinung.

DAS LABYRINTH

Die Zusammenhänge zwischen der Nibelungensage und dem Labyrinth sind nicht derart offensichtlich. Dennoch spricht eine Vielzahl von Überlieferungen dafür, dass der mit dem Labyrinth verbundene Kult, dessen Wurzeln bis in die Bronzezeit zurückreichen und der in der ganzen indoeuropäischen Welt verbreitet war, eine mythische Grundlage der europäischen und somit auch der nibelungischen Sagenwelt bildet. Kultische Labyrinth-Spiele haben vielerorts ihre Spuren hinterlassen, vermutlich auch in Worms. Eine Übersicht über die vielfältigen Verbindungen zwischen der Sage und dem Kult um das Labyrinth finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.

DIE ROSEN

Motivgeschichtlich sind „Kriemhilds Rosengarten“, „Brynhilds Waberlohe“ und sogar „Dornröschens Märchenschloss“ eng miteinander verwandt. Sie erinnern an die Heiligtümer der Göttin Freya, die von Rosen umhegt waren, und finden sich wieder bei der „Madonna im Rosenhag“.

Die Rose steht symbolgeschichtlich für Liebe und Fruchtbarkeit, aber auch für den Tod, da vorzugsweise Rosenhecken Opferplätze und Gräber von der Außenwelt abtrennten und so einen heiligen Ort schufen. Deshalb galt der "Rosengarten" auch lange Zeit als Synonym für alte Grabstätten.

Die Bereitstellung der Quellen auf den nachfolgenden Seiten ermöglicht einen Einblick in die Nibelungenüberlieferung und setzt dabei den Schwerpunkt auf literarische und mythische Topoi.

DIE ROSENGARTEN-KONZEPTION

Die Nibelungensage

Alle Völker dieser Erde haben ihre eigenen Sagen, Märchen und Legenden. Vielfach sind sie untereinander verknüpft und stehen in Beziehung zu anderen (benachbarten oder übergeordneten) Kulturkreisen. Neben der Brauchtumsforschung, den alten Chroniken sowie der Archäologie geben uns diese Geschichten wertvolle Hinweise zum Verständnis längst vergangener Weltanschauungen und des damit verbundenen Mythos.

Hagendenkmal am Wormser Rheinufer, 1905 von Johann Hirth für einen Rosengarten erschaffen
Hagendenkmal am Wormser Rheinufer, 1905 von Johann Hirth für einen Rosengarten erschaffen
© Fotograf: AdobeStock / Mathias Weil

ERZÄHLTE GESCHICHTE

Die Nibelungensage ist überaus vielschichtig. Allein im Nibelungenlied, ein um 1200 entstandenes mittelalterliches Epos, welches ja nur einen Teil der Sage darstellt, begegnen wir Erinnerungen und Reminiszenzen aus den unterschiedlichsten Epochen.

Viele Elemente entstammen der unmittelbaren Erlebniswelt des Nibelungenlied-Dichters, so hat er vermutlich den Kreuzzug Barbarossas als Blaupause für den Zug der Nibelungen an den Hof des Hunnenkönigs verwendet, dem wir in keiner der anderen Sagentraditionen begegnen, da der historische Burgundenuntergang am Rhein stattfand und nicht im Hunnenreich.

Die im Lied beschriebenen Sachsenkriege erinnern hingegen an Karl den Großen, der von Worms aus mehrfach gegen die Sachsen zog. Der Königinnenstreit ist sehr wahrscheinlich eine Reminiszenz an die noch weiter zurückliegende Zeit der Merowinger und an den blutigen Streit der Königinnen Brunichildis (die ja tatsächlich um 600 in Worms residiert hat) und ihrer Gegenspielerin Fredegunde. 

Ein weiteres zentrales Element der Nibelungensage ist der Burgunden-Untergang, auch dieser findet sich in den Geschichtsbüchern, um ihm zu begegnen müssen wir noch weiter in der Zeit zurückreisen, in die Zeit der sog. Völkerwanderung. Im Jahr 435 n. Chr. überfielen die Römer mit hunnischen Hilfstruppen die Burgunder unter ihrem König Gundarhar am Rhein, vernichteten große Teile der Führungsschicht und siedelten das Volk in das Gebiet um den Genfer See um.

Die Herkunft vieler Bausteine der Sage sind bekannt, andere werden kontrovers diskutiert, insbesondere die Identifizierungen diverser Figuren der Sage. Manche Figuren scheinen ungreifbar. 

Siegfried wurde schon mehrfach mit Arminius gleichgesetzt, der 9 n. Chr. eine Legion des Kaiser Augustus im Teutoburger Wald besiegte. In der Heerschlange glaubten manche Forscher den Drachen zu erkennen, diese These wird aber heute im Allgemeinen abgelehnt. 

Der Drachenkampf, eines der zentralen Elemente der ursprünglichen Siegfriedsagen, scheint uns noch tiefer in die Vergangenheit zu führen, in eine mythische Zeit, die historisch nicht zu fassen ist. Genau dieser Schicht der Nibelungensage möchte ich in dieser Arbeit nachgehen.

DER DRACHENKAMPF

Das Nibelungenlied setzt um 1200 die Kenntnis der (mythischen) Vorgeschichte bei den Zuhörern voraus und berichtet uns nur sehr schmallippig von dem Kampf mit dem Drachen. In der dritten Aventüre des Nibelungenliedes „Wie Siegfried nach Worms kam“ berichtet Hagen dem König Gunther von den Taten des jungen Helden, vom Erwerb des Nibelungenhortes und sehr knapp vom Drachenkampf:

Der Drachenkampf im Nibelungenlied

Ich weiß noch mehr von ihm, was mir zu Ohren gekommen ist. Einen Drachen hat der Held erschlagen.
Er badete sich in dem Blute, und daraufhin hat er eine Hornhaut bekommen.
Deshalb verwundet ihn keine Waffe, wie sich schon oft gezeigt hat.

An anderer Stelle verrät uns der Dichter noch, dass Siegfried an genau jener Stelle verwundbar blieb, an der sich während des Badens im Drachenblut ein Lindenblatt auf seinen Rücken heftete. Möchten wir Genaueres über den Drachenkampf und was danach geschah erfahren, lohnt es sich den Blick nach Norden zu richten.

Sigurd kommt in Kontakt mit dem Drachenblut, um 1020, Felsritzung in Ramsund, Norwegen
Sigurd kommt in Kontakt mit dem Drachenblut, um 1020, Felsritzung in Ramsund, Norwegen
© Fotograf: Wikimedia / Ann-Sofi Cullhed

Der Drachenkampf in nordischer Überlieferung

Die nordische Sage ist sehr umfangreich und weit verbreitet. Mit der isländischen Edda (1220/1260) liegt uns eine Liedersammlung vor, deren älteste Teile auf das 9. Jh. datiert werden. Neben den Götterliedern im ersten Teil (den Geschichten von Odin, Thor etc.) widmet sich die Edda im zweiten Teil ausschließlich dem Sagenkreis der Nibelungen. Doch selbst wenn das älteste Fragment dieser Sage aus Island stammt, bedeutet dies nicht, dass auch deren Ursprung dort zu suchen wäre. 

In eben diesem ältesten Fragment, wie auch in den meisten anderen Liedern, wird die Heimat der Erzählung unzweifelhaft am Rhein lokalisiert. Mit dem Drachenkampf beginnt die eigentliche Geschichte, sie ist uns in der Edda im „Lied vom Drachenhort“ überliefert; es wurde vermutlich um 1000 in Altwestnordisch gedichtet und ist demzufolge etwa 200 Jahre älter als das Nibelungenlied:

Sigurd kam als Kind zu Regin, dem Schmied, und wuchs bei ihm (am Rhein!) auf. Als er herangewachsen war, erzählte ihm Regin, dass Fafnir (der Bruder Regins) in Drachengestalt einen Hort behütet. Er reizte Sigurd, den Lindwurm zu erschlagen. Nachdem Sigurd die Tat vollbracht hatte, schnitt Regin dem Drachen (also seinem verwandelten Bruder) das Herz aus und trank das Blut aus der Wunde. Dann sprach er:

„Sitz nun, Sigurd - Ich such mir ein Lager -, Halt ans Feuer das Fafnirherz!
Munden mag ich mir den Muskel lassen, Nach dem Trunk vom Totenblut.“

Sigurd nahm Fafnirs Herz und briet es an einem Zweig. Als er glaubte, dass es gar sei, fasste er es mit einem Finger an, verbrannte sich und fuhr mit seinem Finger in den Mund (Abb. links). Als Fafnirs Herzblut ihm auf die Zunge kam, verstand er die Sprache der Vögel, die ihn vor Regin warnten. Sigurd schlug Regin daraufhin den Kopf ab, verspeiste selbst das Drachenherz und nahm den Hort an sich. Die Vögel wiesen Sigurd den Weg zur zauberhaft schönen Brynhild, die er inmitten eines Feuerrings schlafend vorfand und erweckte.

Das zentrale Motiv des Drachenkampfes ist der Kontakt des siegreichen Helden mit dem Blut des Drachens, sowie das Verstehen der Vogelsprache. Vermutlich handelt es sich bei der Vogelsprache um Erkenntnisse aus dem Jenseits, denn die Seelen Verstorbener dachte man sich in frühen Kulturstufen vielfach vogelgestaltig. Die Unverwundbarkeit durch das Drachenblut im Nibelungenlied ist ausschließlich in der deutschen Überlieferung bekannt und wahrscheinlich eine spätere Zutat.

Aus dem nordischen Raum kennen wir auch unzählige Darstellungen dieser Sagaversion auf Kirchenportalen, Grabstelen und Felsritzungen. Die sakrale Verwendung lässt uns unschwer erkennen, dass es sich hier nicht um Darstellungen der Heldensage, sondern in erster Linie um religiöse Motive handelt. Im Rheinland, dem möglichen Ausgangspunkt dieser Erzähltradition ist ein religiöser Kontext in Zusammenhang mit der Nibelungensage hingegen nicht nachweisbar. 

Der Drachenkampf in volkstümlicher Überlieferung

1477 erschien im Anhang der Straßburger Ausgabe des Heldenbuchs erstmals die „Historie des hürnen Seyfried“. Obwohl das Lied knapp 300 Jahre nach dem Nibelungenlied niedergeschrieben wurde, ist es „kein Zeugnis der Nibelungenlied-Rezeption, denn der Text enthält gerade Züge, die in den Eposfassungen des 13. Jh. nicht vorkommen, sondern mit der nordischen Sagengestaltung übereinstimmen“. Mit dem Seyfridlied liegt uns eine sehr späte Form dieser alten Geschichte vor. Leider fehlen für das Früh- und Hochmittelalter die Angaben zum Stand der mündlichen Überlieferung. 

Die Chroniken des Spätmittelalters jedoch vermitteln uns eine massive Verbreitung dieser Erzähltradition bis hin zur völligen Verdrängung der großen Epen, die in erster Linie durch Handschriften überlebten, jedoch nicht von der mündlichen Überlieferung getragen wurden. 

All dies spricht für ein sehr hohes Alter des Seyfridliedes, bzw. der dem Lied zugrunde liegenden Sage vom Drachentöter, die mit großer Sicherheit schon lange vor der Niederschrift des Nibelungenliedes Verbreitung über ganz Deutschland und weite Teile Europas fand. Im Folgenden eine Zusammenfassung der späten Verschriftlichung von 1477:

Seyfrid geht bei einem Schmied in die Lehre, er tötet einen Drachen, erwirbt die Hornhaut sowie (durch Verspeisen des Drachenherzes) das Verständnis der Vogelsprache. Die Vögel warnen ihn vor dem Schmied, den er daraufhin erschlägt. 

Als unser Held nach Worms kommt erfährt er, dass die (königliche) Jungfrau Kriemhild von einem Drachen entführt wurde. Er besiegt zuerst einen Riesen, erschlägt dann einen in einen Drachen verwandelten Mann und kann schließlich Kriemhild befreien. Seyfrid bekommt einen Kuss, sie versprechen sich die Ehe und feiern Hochzeit (in manchen Varianten sogar im Wormser Rosengarten).  

Von dieser Hochzeit, so heißt es im Text, berichtet aber ein anderes Lied. Doch diese sicherlich sehr aufschlussreiche Lokaltradition ist uns leider verlorengegangen.

Gemeinsame Elemente der Drachenkampfsagen

Übersetzt man die Symbolik des Drachenkampfes in der Nibelungensage, erkennt man sehr schnell, dass es sich hierbei immer um einen Kampf zweier Männer handelt, von denen einer Drachengestalt angenommen hat. Dies gilt natürlich nicht für alle überlieferten Drachenkämpfe, wohl aber zwingend für den Bereich der Nibelungenmythologie [u.a. in der Edda, der Völsungensaga, der Thidreksaga, dem Seyfridlied sowie in Märchen, wie z.B. König Lindwurm]. 

Gelingt es dem Herausforderer seinen Gegner, also den Drachen, zu besiegen, erwirbt er dessen Macht und seine Besitztümer (den Hort) sowie den Zugang zur Jungfrau. Das Mythenschema „Kampf gegen das Ungeheuer und Befreiung der Jungfrau“ behält seine Gültigkeit für die gesamte indoeuropäische Kulturgruppe.

Zwölfkampfdichtungen

In der deutschen Überlieferung tritt anstelle des Drachenkampfs oft der sogenannte Zwölfkampf. Dabei kämpfen zwölf Männer gegen einen bzw. wie im Rosengartenlied zwölf gegen zwölf, die jeweils in Zweikämpfen einander gegenübertreten. Sehr häufig findet der Zwölfkampf auch im übertragenen Sinne statt, sobald jemand dank magischer Zaubermittel, wie z.B. einem Ring, einem Gürtel oder einer Tarnkappe die Kraft von 12 Männern besitzt.

Der Zwölfkampf ist schwerlich christlich zu interpretieren, denn er findet sich bereits bei Homer im 8. Jh. v. Chr. Seine Basis bildet vielmehr ein indoeuropäischer Mythos; symbolisch betrachtet haben wir es bei dem Zwölfkampf vermutlich mit einem Jahreszeitendrama zu tun, wobei die einzelnen Kämpfer jeweils einen Mondmonat repräsentieren. 

Im antiken Rom wurde das sog. Trojaspiel gepflegt, ein von vermutlich zwölf Männern in labyrinthischen Bahnen abgehaltener Waffentanz, der selbst im spätmittelalterlichen England in genau der gleichen Weise von zwölf sogenannten Trojanern zelebriert wurde (mehrfache Erwähnung bei Shakespeare). Auf die Bedeutung dieser Tänze wird noch einzugehen sein.

DIE ERWECKUNGSSAGE

Die Erweckung der Walküre

Nachdem Sigurd den Drachen getötet hat, führen ihn die Vögel – so berichtet uns die Edda – zur Walküre (Brynhild). Der weitere Verlauf der Geschichte ist fragmentarisch, bedingt durch Fehlseiten in der einzig überlieferten Handschrift (die sogenannte Eddalücke). 

Odin, der Göttervater hatte die Walküre mit dem Schlafdorn gestochen und zu ihrem Schutz einen Flammenring um ihre Schlafstätte angelegt, die sogenannte Waberlohe. Als Sigurd herannaht, legen sich die Flammen, und er kann mühelos eintreten (für jeden anderen ein tödliches Unterfangen). Unser Held schneidet der Schlafenden mit seinem Schwert den Brustpanzer auf und erweckt sie, in anderen Überlieferungen wird sie geküsst. 

Diese Version der Erweckungssage wurde schon oft mit dem Dornröschen-Märchen verglichen.

Die Erweckung von Dornröschen

Die Erweckung der Walküre (Brunhilds), Darstellung von Arthur Rackham, 1911
Die Erweckung der Walküre (Brunhilds), Darstellung von Arthur Rackham, 1911
© Fotograf: Wikimedia

Bei Dornröschens Geburt werden 12 von 13 Feen des Königreiches eingeladen (der König besaß nur 12 goldene Teller); die uneingeladene 13. Fee erscheint dennoch und verflucht Dornröschen. In ihrem 15. Lebensjahr geht der Fluch in Erfüllung. Dornröschen sticht sich an einer Spindel, woraufhin es und das ganze Schloss in einen langen Schlaf verfallen. Eine Dornenhecke wächst und schließt das Schloss hermetisch ab. Nach hundert Jahren kommt ein Prinz. Als er herannaht, weichen die Dornen zur Seite, und er kann mühelos eintreten (für jeden anderen ein tödliches Unterfangen). Der Prinz erweckt das schlafende Dornröschen mit einem Kuss.

Die Parallelen zur nordischen Überlieferung sind über den inhaltlichen Zusammenhang hinaus sehr vielfältig: Brynhild ist eine der zwölf (bzw. neun) Walküren im Gefolge der altgermanischen Fruchtbarkeitsgöttin Freyja. Die Tempel der Freyja wurden von Priesterinnen geleitet und waren mit Rosen umhegt. 

Brynhilds Waberlohe stellt insofern vermutlich eine isländische Neuerung dar; in der Vorstufe könnten es durchaus Rosen gewesen sein, zumal Feuer und Rosen/Dornen im symbolkundlichen Bereich durchaus als konvertierbar gelten. Nach einer sehr späten Quelle soll Odin sogar den Rosengarten bei Worms angelegt haben, aber das ist eine andere Geschichte.

Dafür, dass die Erweckungssage schon lange vor der Niederschrift des Nibelungenlieds auch im Rheinland bekannt war, spricht das sogenannte Brunhildis Bett (lectulus brunhildis). Dieser Name für den Taunus-Gipfel wurde erstmals 1043 erwähnt, ist aber aufgrund der Leseart deutlich älter anzusetzen.

Die Erweckung von Dornröschen, Grimms Märchen, Paul Meyerheim, um 1870
Die Erweckung von Dornröschen, Grimms Märchen, Paul Meyerheim, um 1870
© Fotograf: unbekannt

Ältere Märchen und Sagen des Dornröschen-Typs

So deutlich die Parallelen des Märchens zur Sage sind, so problematisch ist aber auch die Gleichung Brynhild - Dornröschen, denn es ist nicht geklärt, inwieweit die Brüder Grimm das Dornröschen-Märchen bewusst an die nordische Tradition angeglichen haben. Deshalb ist es an dieser Stelle notwendig, die älteren Märchenversionen des Typs „schlafende Schönheit“ heranzuziehen. Aus dem 14. Jh. stammt der altfranzösische Perceforest.

Es ist die Geschichte der schönen Celandine, die sich, wie es ihr von einer Göttin im Zorn prophezeit wird, beim ersten Spinnen eine Flachsfaser in den Finger zieht, worauf sie in einen tiefen Zauberschlaf fällt. Der Ritter, der sich um sie bemüht, trägt den Namen Troilus.

Der Name des Befreiers ist in unserem Zusammenhang äußerst aufschlussreich und belegt die Nähe dieses Märchentypus zu den Labyrinth-/Trojaspielen (s.u.). In dieser Vorstufe des Dornröschen-Märchens fehlt zwar der Dornenhag, dennoch wurde dieses Element nicht von den Grimms erfunden, zumal sie sich selbst einige Mühe gaben bei dessen Interpretation. 

Das von einem Dornenhag umringte Schloss hat eine lange Tradition. Bereits Mitte des 13. Jh. wird im „Seifrid de Ardemont“ der Berg, auf dem die königliche Mundirosa weilt, von einem Dornenhag geschützt, Seifrid befreit die Jungfrau ähnlich wie im Seyfridlied (s.o.), indem er mit Hilfe eines Zwerges einen Riesen erlegt. Mit dieser Erzählung liegt uns eine sehr frühe Mischform des Dornröschen-Märchens und der Siegfriedsagen vor.

Im „Hürnen Siegfried“, eine wiederum sehr späte Version des Seyfridliedes, sticht sich Kriemhild selbst während ihrer Hochzeit mit Seyfrid im Rosengarten an einem Dorn. Ob es sich hierbei um ein inhaltliches Fragment des verlorengegangenen Hochzeitliedes handelt, muss natürlich offenbleiben.

DAS ROSENGARTENLIED

Rosengarten zu Worms

Das Rosengartenlied, eine volkstümliche Erzählung des 13. Jh., scheint neben den Siegfriedliedern die im deutschen Hochmittelalter geläufigste Version der Nibelungensage darzustellen. Wer in dieser Zeit von Kriemhild sprach, meinte damit weniger die Jungfrau des Nibelungenliedes, sondern vielmehr die Königin des Wormser Rosengartens. 

Der Inhalt dieses Liedes, es handelt sich um eine andere Spielart des Burgunden-Untergangs, steht dem des großen Epos konträr gegenüber: Hier übernimmt Siegfried nicht die heldenhafte Rolle eines Drachentöters, denn er ist selbst derjenige, der bezwungen wird. 

Zu Worms am Rhein legt Kriemhild einen von einer goldenen Borde umzogenen Rosengarten an. In seinem Zentrum steht eine große Linde, auf deren Ästen kunstvoll geschmiedete Vögel sitzen. Der Garten wird von den 12 Wormser Helden behütet, dies sind u.a. Gunther, Gernot, Hagen und Siegfried. 

Kriemhild sendet Dietrich von Bern eine Herausforderung, er solle mit seinen elf besten Rittern im Wormser Rosengarten um die Ehre kämpfen. Der Siegerpreis ist in erster Linie ein Kuss der Prinzessin sowie ein Kranz aus Rosen, beiläufig geht es auch um Reich und Volk. Dietrich nimmt die Herausforderung an. Es finden zwölf Einzelkämpfe im Rosengarten statt, die alle zu Gunsten der Berner enden. Kriemhild muss küssen, der Garten wird zerstört und Worms bekommt einen neuen Herrscher.

Kriemhild vor der Linde im Rosengarten, Handschriftenillustration um 1418, Cod. Pal. germ. 359, Rosengarten zu Worms
Kriemhild vor der Linde im Rosengarten, Handschriftenillustration um 1418, Cod. Pal. germ. 359, Rosengarten zu Worms
© Fotograf: Universitätsbibliothek Heidelberg / Digitale Bibliothek

Die goldene Borde lässt sich nach Eliade als Tabulinie oder Tabuband interpretieren, die das Heilige vom Profanen trennt und deutet auf eine sehr alte Tradition hin. Der Rosengarten wird (auch im Lied selbst) mehrfach mit dem Paradies verglichen und somit quasi als heiliger Ort beschrieben.
Der Zwölfkampf ersetzt im Rosengartenlied den an dieser Stelle zu erwartenden Drachenkampf (s.o.), der motivgeschichtlich möglicherweise aber jünger ist.

Laurin - Der kleine Rosengarten

Das Lied von Laurin wird auch als der „Kleine Rosengarten“ bezeichnet, im Gegensatz zum „Großen Rosengarten“ aus Worms. Beide verbindet den sie umspannenden Faden, die Rosen, die Linde und die Vögel.

In diesem Lied geht es um die Befreiung der von dem mächtigen Zwergenkönig Laurin im Rosengarten gefangengehaltenen Kunhild. Wer Laurins Rosengarten unrechtmäßig betritt, büßt als Pfand seinen linken Fuß und die rechte Hand. Der Zwergenkönig besitzt dank seiner Magie die Kraft von zwölf Männern, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Dennoch unterliegt er, ähnlich wie die 12 Wormser Helden, Dietrich von Bern.

Das Waltharilied

Der Waltharius (bzw. das Waltharilied) ist eine andere Zwölfkampfdichtung, die uns in diesem Zusammenhang interessiert. Das Lied wurde zu Beginn des 10. Jh. Von einem Mönch aus St. Gallen in lateinischer Sprache verfasst und gilt als ältester Nibelungentext auf „deutschem“ Boden. 

Hagen, Hildegund und Walther wachsen als Geiseln am Hof König Attilas auf. Hagen gelingt es zu fliehen und in seine Heimat zurückzukehren. Walther und Hildegund entwenden eine Kiste voll Gold und fliehen ebenso bald darauf. Nachdem das Paar den Rhein bei Worms überquert hat, werden sie von König Gunther, Hagen und elf weiteren Wormser Rittern (Siegfried bleibt unerwähnt) gestellt. 

Gunther fordert von Walther den Hort und die Jungfrau. Es folgen elf Einzelkämpfe, die (wie immer) fast alle tödlich für die Wormser enden. Schließlich kämpfen nur noch Hagen und Gunther gegen Walther. Hagen verliert dabei ein Auge, Gunther einen Fuß und Walther seine rechte Hand. Dann schließen sie Frieden.

Abbildung einer Hecken- bzw. Hagrose (rosa canina)
Abbildung einer Hecken- bzw. Hagrose (rosa canina)
© Fotograf: Yuri Tuchkov

Die Kämpfe finden zwar nicht in einem Rosengarten statt, dennoch schützt sich Walther „mit Dornen und Sträuchern“, und Hagen wird mehrfach in Zusammenhang mit den Rosen gebracht, als „Hagedorn“ oder „dorniger Hagen“ bezeichnet. Die Etymologie des Namens Hagen führt uns zu dem Stamm *hag, im Sinne von Gehege. Die ahd. Bedeutung des Wortes *hagen entspricht genau genommen der des Dornbusches, wovon sich die alte Bezeichnung Hagrose /Rosenhag ableitet.

LABYRINTHE

Hagen und das Labyrinth

Hagen ist die urtümlichste Gestalt der Nibelungensage. Seine dunklen und dämonischen Züge führen uns weit zurück in vorgeschichtliche Zeiten. Im Waltharilied heißt er „Hagano (veniens de germine) Troiae“. Erst drei Jahrhunderte später wird im Nibelungenlied daraus „Hagen von Tronje“. Die Tradition der Thidreksaga hatte den ursprünglichen Namen besser bewahrt, denn dort wird unser finsterer Held noch im 13. Jh. als „Högni (Haugni) af Troia“ bezeichnet.

Es wurde schon sehr häufig versucht, die ursprüngliche Heimat Hagens zu lokalisieren. Unzählig viele Städte Europas tragen den Namen Troia bzw. Variationen davon. Wenn der Ort nicht gerade auf eine Gründung Kaiser Trajans zurückgeht, steht er zumeist in Zusammenhang mit labyrinthartigen Steinsetzungen oder Wallanlagen, von denen er seinen Namen herleitet. Diese sogenannten Trojaburgen sind als Orte von kultischen Tänzen und Reiterspielen vielfach belegt und reichen von Griechenland bis nach Skandinavien, von den britischen Inseln über Russland und m. E. bis nach Indien. 

Franz Rolf Schröder und Otto Höfler haben bereits die Verbindung zwischen dem „Todesdämon“ Hagen und dem Trojalabyrinth hergestellt. Bei den Indern (Rigveda), Persern und Südslawen heißt diese dämonische Gestalt übrigens Druh, Druja und Trojan! Im Altnordischen wird er als Drangr bezeichnet (Dranga Drottin ist ein Beiname Odins), im Norwegischen drou oder droug. Hallmann stellt auch das Wort druid (Druiden) in diese Reihe.

Münze von Knossos mit Darstellung des Minotaurus-Labyrinth, Silber-Tetradrachme, Kreta, ab 430 v. Chr.
Münze von Knossos mit Darstellung des Minotaurus-Labyrinth, Silber-Tetradrachme, Kreta, ab 430 v. Chr.
© Fotograf: Wikimedia / Hispalois

Der Ursprung des Labyrinths

Die älteste datierbare Darstellung eines Trojalabyrinths stammt von einem Tontäfelchen aus dem Palast von Pylos, der um 1200 v. Chr. niederbrannte. Bronzezeitliche Felsritzungen geben das Motiv von Spanien bis Irland eindeutig wieder. Auf einem etruskischen Krug aus dem 8. Jh. v. Chr. ist das Labyrinth mit dem Wort „troie“ gekennzeichnet (dies gilt als die älteste gesicherte Verbindung des Labyrinths mit dem Namen Troja). Seit dem 4. Jh. v. Chr. findet sich dieses Motiv auch auf kretischen Münzen, auf deren Rückseite oftmals Apollo dargestellt ist; der Lichtgott gilt als einer der ältesten Drachenkämpfer. Er erschlug die Phytonschlange und übernahm daraufhin das Heiligtum von Delphi. Der Mythos wird um 1000 v. Chr. angesiedelt.

Die Knossos-Münzen gaben bereits in der Antike Anlass dazu, darin das Labyrinth des Minotaurus zu sehen. Im Gegensatz zur erst um 270 v. Chr. aufgezeichneten Sage um den Minotaurus, kann man sich in dem klassischen Labyrinth aber nicht verirren, denn der Weg führt immer zwangsläufig ins Zentrum. 

Auf steinzeitlichen Felsritzungen der britischen Inseln zeichnen sich mögliche Vorstufen des Labyrinths ab, andere potenzielle Vorläufer kennen wir aus Babylon und Ägypten. Der Ursprung des Labyrinths aber bleibt im Dunkeln. Die Trojeburg von Visby auf Gotland, jene troytown bei Sommerton in Südengland sowie der Schlangengang von Steigra bei Halle (der noch bis vor 80 Jahren alljährlich von den Konfirmanden aus dem Rasen gestochen wurde), um nur einige zu nennen, geben uns heute noch Zeugnis dieser nunmehr fast verschollenen Kultur. 

Finden sich in Deutschland heute nur noch wenige Trojaburgen, so lässt sich für das frühe Mittelalter doch eine beträchtliche Anzahl annehmen. Aufgrund der allgemeinen Verbreitung „darf man wohl schließen, dass nahezu jede Gemeinde auf ihrem Festplatz eine Trojaburg besaß“ (Hunke).

Von der Windelbahn von Stolp, einem der wenigen klassischen Labyrinthe Deutschlands ist uns sogar noch eine Festbescheibung aus dem Jahr 1784 überliefert, wonach zuerst der Maigraf das Labyrinth durchtanzt (dafür belohnt wird) und nach ihm alle anderen.

Der Schlangengang von Steigra, Rasenlabyrinth, im Hintergrund ein Grabhügel unter alten Linden
Der Schlangengang von Steigra, Rasenlabyrinth, im Hintergrund ein Grabhügel unter alten Linden
© Fotograf: Anita Pucknat

Im Mittelalter fand das Symbol, christlich interpretiert, Verwendung in Form von groß angelegten Fußbodenmosaiken in europäischen, insbesondere in französischen Kathedralen sowie zur Illustration klösterlicher Handschriften. 

Das älteste Kirchenlabyrinth des Trojatyps befand sich in der Basilika von Orléansville (325 n. Chr.) mit der Aufschrift „sancta ecclesia“ (!), das bekannteste und schönste aller Kirchenlabyrinthe findet sich in der Kathedrale von Chartres (frühes 13. Jahrhundert). Von den Kreuzritterorden ist uns sogar überliefert, dass sie im 14. Jh. noch solche Labyrinthe anzulegen pflegten.

Der Kontinuitätszusammenhang zwischen den Trojaspielen, dem Labyrinth und dessen Namen gilt von der Antike bis in die Neuzeit als gesichert.

Trojaburg bei dem Grabhügel von Anundshög, eines von über 500 Steinlabyrinthen Skandinaviens
Trojaburg bei dem Grabhügel von Anundshög, eines von über 500 Steinlabyrinthen Skandinaviens
© Fotograf: Imfoto

Der Labyrinth-Kult

An dem ursprünglich sakralen Charakter des klassischen Labyrinths kann angesichts des zahlreichen Materials nicht gezweifelt werden. Im alten Rom zählte die Troja (troiae ludus) zu den wichtigsten Staatskulten, und wahrscheinlich gehörte sie auch in Kreta in die staatliche Sphäre.

Der römische Trojakult wurde von den antiken Schriftstellern mehrfach erwähnt, am ausführlichsten von Vergil in der Aeneis. Er beschreibt einen berittenen Tanz junger Adeliger in verschlungenen Bahnen, die ihn an das kretische Labyrinth erinnern. Cäsar und Augustus haben den Kult zum Gedenken ihrer trojanischen Abstammung ausdrücklich gefördert.

Auf den Färöer tanzte man zum Gesang des „Sjurðar kvæði“ (Sigurdlied) den „ormen longe“ (langen Wurm, eine Schlange) in labyrinthischen Bahnen, wobei ein Vorsänger separat stand, während die Tänzer den Kehrreim sangen. Man hielt sich seitlich mit der Hand und ging immer zwei Schritte vorwärts, einen zurück.

Die alten serbischen Festlieder verlegen den Schauplatz des Drachenkampfes des Hl. Georg sowie die anschließende Jungfrauenbefreiung im Rahmen Ihres traditionellen Georgspiels vor die „Mauern von Troja“. Den hierbei getanzten (verschlungenen) Reigen bezeichnet Rosen sogar als das „Überbleibsel eines vorchristlichen Gottesdienstes“.

Die Architektur der Trojalabyrinte basieren nach allgemeiner Auffassung auf einem solaren Kult, indem die Windungen der Anlage den Sonnenbahnen entsprechen. Die äußeren Windungen reflektieren dabei den hohen Stand der Sonne im Sommer, die kleinsten Windungen hingegen die winterlichen Bahnen bis hin zu dem Punkt im Zentrum, wo die Sonne alljährlich gefangen war, um von dort wieder befreit zu werden. Trojaburgen wären demnach also begehbare Sonnensymbole, in denen die Menschen einen zyklischen Schöpfungsprozess der Natur nachvollziehen konnten.

Das in diesen Labyrinthen abgehaltene kultische Spiel gliederte sich vermutlich in zwei Teile. Zum einen ging es um die Befreiung oder Erlösung der – vermutlich die Sonne repräsentierenden – Jungfrau z. B. aus der Gewalt eines Drachen mit anschließender (heiliger) Hochzeit, zum anderen um den unvermeidlichen Tod des Helden. Diese Mischform von Toten- und Fruchtbarkeitskult könnte – in komprimierter Form – die Vorlage der Geschichte um den Drachentöter und damit der ursprünglichen Nibelungensage sein.

DAS WORMSER MAIFEST

Der Hochzeit Siegfrieds und Kriemhilds im Rosengarten gedachte man angeblich noch bis ins 18. Jh. hinein im Rahmen von Maifeiern (d.h. zur Zeit der Rosenblüte) auf den Wormser Rheinwiesen. Vermutlich war diese Feier identisch mit dem sog. Wiesengang, welcher ebenfalls im Mai auf den Wormser Rheinwiesen abgehalten wurde. Von dem dabei gepflegten Brauch ist uns glücklicherweise eine, wenn auch sehr späte, Beschreibung aus dem Jahre 1540 (1650) erhalten, wenngleich in diesem Zusammenhang von einer „uralten Tradition“ gesprochen wird.

Das Fest verlief Anfang Mai jeweils über drei Tage. Zuerst wurde ein Zelt (eine Laube) auf dem Platz aufgebaut, worin die hohen Herren der Stadt während der Festlichkeit ihre Speisen einnahmen. Die Schulkinder rangierten sich nun kreisförmig um das Zelt. Einer der Schüler fungierte als Vorbeter, die anwesende Gemeinde ging auf die Knie und betete laut mit. Daraufhin liefen die Schüler dreimal singend um das Zelt (die Laube) herum und zuletzt einzeln hindurch. Ein jeder Schüler erhielt beim Austritt von dem Schützen eine May (ein Blumengebinde). Die Prozession wurde täglich wiederholt.

Parallelen zu überlieferten Labyrinth-Spielen

Hierbei handelt es sich noch gut erkennbar um die Beschreibung eines Trojaspiels wie es in ähnlicher Art vielfach belegt ist. Der Termin des Festes ist häufig im Mai, schwankt jedoch zwischen Ostern und Pfingsten. Fast immer werden die Spiele von jungen Männern oder Schülern abgehalten. Das mehrmalige kreisförmige Umlaufen des Zentrums erinnert an das Durchlaufen der labyrinthischen Bahnen. Von der Trojaburg bei Eberswalde wird z. B. folgendes berichtet: „Am 2. Osterfeiertag zog die Schuljugend (dorthin), um den Kreis zu durchlaufen, am Ende bekommt jeder Schüler ein Ei zur Belohnung.“

Das Mahl der Ratsherren im Zentrum der Anlage ist ein weiterer Hinweis auf das Trojaspiel. So speiste im Mai 1235 z.B. Friedrich II. in dem Pavillon einer Wurmlage bei Mainz; sein eigener Sohn eröffnet das sog. Kreisreiten (Buhurt). Ähnliches wird von Herzog Ernst (1190), Kaiser Rudolph (1274) u. a. berichtet.

Nach Mone galt auch der Wormser Rosengarten als ein Wurmgarten. Dass es sich hierbei nicht um einen Garten mit Würmern oder Lindwürmern handelt, ergibt sich aus dem Umfeld der Verwendung des Wortes. Es ist aber in Anbetracht der Quellenlage durchaus naheliegend, dass die labyrinthischen Bahnen einer Trojaburg hier namensgebend sind. Eine diesbezügliche Andeutung können wir dem „Lanzelet“ entnehmen, in dem das Irrwald-Schloss (zum verworrenen Tann) mit einem Wurmgarten verglichen wird.

In der Beschreibung des Wormser Wiesenfestes begegnen wir einem Schützen, der anscheinend keinen Bezug zu der vollzogenen Prozession hat und wie ein fremdes Element erscheint. Diese Figur gehört dem eher dramatischen Teil des Trojaspiels an. 

Aus dem belgischen Städtchen Rutten bei Tongern ist ein alter Maibrauch überliefert, bei dem ein Räuber namens „Hacco“ mit einer Schar von berittenen Gefolgsleuten nach je zwei dreimaligen Umritten (erst außerhalb, dann innerhalb einer „Barriere“) einen jungen „Pilger“ verfolgt. Nachdem man dreimal vergeblich versucht hat ihn mit einer Pistole zu erlegen, gelingt es dem Schützen schließlich, den Gejagten mit einem Pfeilschuss (natürlich symbolisch) zu töten.

Gregoire, Kralik und Höfler zählen dieses Spiel zur Siegfried-Tradition. Eine ähnliche Geschichte ist uns von Snorri Sturluson aus dem 13. Jh. überliefert. Der Gejagte heißt dort Sigurd Hirsch, der Schütze Haki. Sigurd Hirsch wird erlegt, und Haki verliert eine Hand. Hier nähern wir uns auf deutliche Weise wieder dem Nibelungenlied. In dem großen Epos ist es nämlich Hagen, der Siegfried im Rahmen einer Jagd ermordet.

DIE LINDE

Nach dem Nibelungenlied stand an dem Ort, wo Hagen den Siegfried erschlug, eine Linde. Ebenso wurde der Schauplatz des Drachenkampfes (die Überwindung des Lindwurms) von einer Linde überschattet. Handelt es sich dabei um den gleichen Ort?

Das Wort „Lindwurm“ ist eine Tautologie, denn *lint bedeutet nicht Linde, sondern ebenfalls. Dennoch erscheint die Verwandtschaft zwischen dem Wurm und der Linde als sehr auffällig.

Im Wormser Rosengarten stand (laut Rosengartenlied) eine große Linde, auf deren Äste kunstvoll geschmiedete Vögel saßen. In der Straßburger Ausgabe des Heldenbuches (1477) stirbt Siegfried sogar im Rosengarten (also auch hier unter einer Linde). Dieser sonst unbekannte Zug kann höchstens durch Wormser Quellen gedeckt werden. Eugen Kranzbühler vermutet hierin sogar einen ganz eigenen Zug der lokalen Sage. 

Eine ganz ähnliche Geschichte kennen wir aus dem „Hürnen Siegfried“, Ortnit erleidet hier wehrlos (wie Siegfried) einen tragischen Tod, bezeichnender Weise in einem Rosenanger bei der „Zauberlinde“. In einer anderen Version wird es dann Wolfdietrich, der Herr von Troje (!) sein, der Ortnits Tod rächt.

Linden stehen von alters her in Verbindung zu Grabstätten und sind wie diese häufig Gerichts- und Kultstätte. Unter ihrer weitauslaufenden Krone kann sich eine ganze Dorfgemeinschaft versammeln, um öffentliche Beschlüsse zu fassen, Verträge zu schließen (insbesondere auch Eheverträge) oder Feste zu feiern. Die Linde ist aber auch der Baum, der häufig in Zusammenhang mit dem Trojalabyrinth erscheint. 

Die Windelbahn von Stolp war früher, ähnlich wie das Eilenrieder Rad bei Hannover gänzlich von Lindenbäumen umgeben. Der Schlangenkreis von Steigra wird sogar heute noch von uralten Linden überragt. Der Festzug um die Merichslinde bei Nordhausen erfolgte (angeführt vom Maigraf) in labyrinthischen Bahnen. Ebenso befindet sich das Labyrinth (der Tanzplatz) von Graichen (Tübingen) unter der sog. „Tanzlinde“ (der Ort Graichen führt die Trojaburg auch in seinem Wappen). Diese Aufzählung ließe sich weiterführen.

Die drei Mallinden, angeblich eine alte Gerichtsstätte der Mark Dorla
Die drei Mallinden, angeblich eine alte Gerichtsstätte der Mark Dorla
© Fotograf: Michael Fiegle / wikimedia

Es scheint, als wäre das Labyrinth, zumindest im zentraleuropäischen Raum, schon fast obligatorisch einer Linde zugehörig und beide gemeinsam auch dem Kult um Leben und Tod verpflichtet. Vielleicht haben wir uns so – oder so ähnlich – die Kathedralen einer unbestimmten Frühzeit vorzustellen.

WORMSER ROSENGÄRTEN

Der epische Rosengarten

Der Kampfplatz des Rosengartenliedes ist linksrheinisch gedacht, denn Dietrich musste mit seinen Männern von Osten herkommend über den Rhein setzen. Der bekannte Rosengarten bei Lampertheim (rechtsrheinisch gegenüber von Worms gelegen) wurde erstmals 1422 erwähnt, knapp 200 Jahre nach der Dichtung des Rosengartenliedes. Bereits 1324 wird in Worms ein „Haus zum Rosengarten“ und 1339 (zumindest nach den Quellen von Kurt Ranke) ein Rosengarten bei einem Kirchhof erwähnt, allerdings steht letztere Meldung isoliert, die städtischen Quellen bezeugen ab 1339 lediglich eine „Rosengassen“ in Worms, und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft des Nonnenklosters Maria Münster.

Das Gräberfeld bei Maria Münster

Neben den oben genannten Hinweisen für eine Verortung des Rosengartens bei Maria Münster spricht auch das Vorhandensein eines ausgedehnten Gräberfeldes, welches quasi gekrönt wurde von einem Tumulus, der seit dem 15. Jh. als Seyfrids Grab überliefert ist. Bereits die Römer haben diesen Ort offensichtlich als Bezugspunkt gewählt, denn ihre Stadtbefestigung grenzte mit dem südlichsten Punkt an die prähistorische Nekropole. Im 9. Jh. entsteht dort das älteste Wormser Nonnenkloster Maria Münster, und im 13. Jh. wird der Tumulus selbst umbaut von zwei Kapellen. Hügelgräber dieser Art dienten seit alters her häufig als Orte für Rechtsprechungen und heilige Zeremonien. Da es durchaus üblich war, Begräbnisstätten dieser Art als Rosengarten (s. o.) zu bezeichnen, könnte auch diese Grabstätte jenen Namen getragen haben. Unter Berücksichtigung der überlieferten Straßen- und Hausnamen in diesem Gebiet wird dies sogar wahrscheinlich.

Ausgrabung im Gräberfeld Maria Münster, 1883
Ausgrabung im Gräberfeld Maria Münster, 1883
© Fotograf: Stadtarchiv Worms, Herbst / RÖ74

Die „Lobwiese“

Die Wormser Geschichtsschreibung kennt einen Ort namens „Lobwiese“ - außerhalb der Stadt, zum Rhein hin - an dem u.a. auch 1122 das Wormser Konkordat verkündet wurde. Dieser Platz wird in mehreren Urkunden genannt, ohne ihn näher zu lokalisieren. Sicher ist lediglich, dass er linksrheinisch, zwischen dem Rheinufer und der Stadt gelegen haben muss. Boos hat - ähnlich wie Christ - diesen Ort, ohne nähere Begründung bei Maria Münster gesucht (zumindest war die Lobwiese im Besitz des Klosters). Der Name des Ortes leitet sich nach Kranzbühler von dem dort abgehaltenen Maifest ab, bei dem die Laube eine zentrale Rolle spielte (s.o.)

Im Jahre 1616 schreibt Staricius, „dass der Rosengarten, in welchem bey seiner zeit viel Helden erschlagen worden, vnd er (Siegfried) selbsten vmbs leben kommen, außerhalb der Stadt daselbsten noch heutiges Tags gezeigt wird“. Diese Nachricht steht isoliert und wird durch kaum eine andere Quelle bestätigt. 

Lediglich Goerres schreibt 1848 „und noch wird der Rosengarten (dort) gezeigt“, bezeichnenderweise wählt Goerres das Präsens, von den anderen sagenhaften Sehenswürdigkeiten der Stadt (Siegfrieds Grab, den

Malereien am Haus zur Münze, etc.) spricht er in der Vergangenheit. Dennoch wird es sich insbesondere bei dieser späten Notiz eher um ein Missverständnis handeln, sonst wäre die Aussage sicherlich durch städtische Quellen belegt.

Wenn es diesen Rosengarten dennoch gab, wird es sich womöglich um eine Erinnerung an das Gräberfeld bei Kloster Maria Münster gehandelt haben oder um eine jener touristischen Attraktionen, mit deren Hilfe sich die Wormser schon damals wirkungsvoll zu präsentieren verstanden.

Rosengarten und Rosenfest

Nach einem Besuch Kaiser Wilhelms II. im Jahre 1889 wuchs in Worms erneut das Interesse an der Heldensage. Im Jahre 1904 initiierte Konrad Fischer in Anlehnung an das Rosengartenlied zusammen mit Georg Roeß das Rosenfest, den unmittelbaren Vorläufer des Backfischfestes.

Im folgenden Jahr, also 1905, kombinierte Konrad Fischer die gerade laufenden Arbeiten an der Stadtparkgestaltung im Wormser Wäldchen mit seiner Rosengarten-Idee und startete einen Rosengarten-Wettbewerb, um „der sagenhaften Vergangenheit der Nibelungenstadt ein Denkmal zu setzen“. 

Der hierfür vorgesehene Ort war die heute als Veranstaltungsfläche des Wormser Spectaculums bekannte Parkanlage im Wormser Wäldchen. Bis 1910 wurden in Eigenregie 10.000 Rosen angepflanzt, weitere 8.000 kamen bis 1914 hinzu, der sog. Äschebuckel wurde eigens dafür aufgeschüttet und wuchs auf 12 Meter, die vorgesehenen 19 Meter erreichte er nie. Das bekannteste Relikt des ambitionierten Plans ist das von Freiherr von Heyl gestiftete und von Johan Hirt ausgeführte Hagen-Standbild, welches 1932 vom Wäldchen zum Wormser Rheinufer umgezogen ist und seitdem auf seinen Rosengarten wartet.

Der Rosengarten im Wormser Wäldchen (heutiges Spectaculum-Gelände), um 1914
Der Rosengarten im Wormser Wäldchen (heutiges Spectaculum-Gelände), um 1914
© Fotograf: Stadtarchiv Worms, Hansen / 0479f

Die Entstehung des Rosengartens

Bauarbeiten Kriemhilds Rosengarten am Rhein
Bauarbeiten Kriemhilds Rosengarten am Rhein

TECHNISCHE DATEN

Das Labyrinth misst 24 x 23 m und entspricht einer Gesamtfläche von rund 500 m². Der darin zurückzulegende Weg erstreckt sich über 120 m einfach. Bei einer durchschnittlichen Wegbreite von 1,80 m und einem Innenhof im Zentrum von 3 x 4 m entspricht dies einer Wegfläche von über 200 m². Die beidseitig anzubringende Randeinfassung misst etwa 320 laufende Meter. 

DIE ROSEN

Die Rosenhecke, bestehend aus winterharten historischen Strauchrosen, variiert in der Wuchshöhe zwischen 80 und 150 Zentimetern, wird etwa 150 m lang sein und aus 224 Rosenstöcken verschiedener, betörend duftender roter und rosaroten Rosen bestehen.
Folgende Rosensorten wurden eingesetzt: 56x Rose de Resht, 28x Miranda, 14x Rosa spinosissima William, 14x William Shakespeare 2000, 12x Rose officinalis 'Red Rose of Lancaster', 20x Tuscany, 20x Président de Sèze, 20x Félicité Parmentier, 20x Aimable Rouge, 20x Sidonie.

Rosengarten in der Vogelperspektive
Rosengarten in der Vogelperspektive
© Fotograf: Eichfelder Artworks

Die drei hochstämmigen Winterlinden sind dicht zueinander im Dreieck gepflanzt, so dass sie eine gemeinsame Krone bilden und in ferner Zukunft möglicherweise auch einen gemeinsamen Stamm. Linden gewinnen recht schnell an Höhe, sobald sie eingepflanzt sind.
Die Rasenfläche mit den drei Linden und dem Labyrinth in KRIEMHILDS ROSENGARTEN nimmt eine Gesamtfläche von etwa 1000 m² in Anspruch.

AUSFÜHRUNG

Eichfelder hat „Kriemhilds Rosengarten“ erdacht und die dazugehörige Konzeption verfasst. 

Dieter Rauh, der Leiter des Amts für Grünflächen und Gewässer, hat zusammen mit Elke Schäfer den Rosengarten geplant, die Wege erschaffen und Rosen sowie Linden gepflanzt. Sie und ihre Mitarbeiter sind die faktischen Erschaffer des Rosengartens.

Volker Gallé, Kulturkoordinator der Stadt Worms und Vorsitzender der Nibelungenlied-Gesellschaft hat das Projekt der Stadt zur Ausführung empfohlen und den Prozess stets begleitet.

Bernd Leitner, der Leiter der Tourist-Information, konnte für „Kriemhilds Rosengarten“ ein großzügiges Preisgeld des Ministeriums gewinnen und hat die Spendenkampagne koordiniert. Dadurch wurde die Grundfinanzierung des Kunstwerks gesichert.

Petra Graen, Ehrenamtliche Beigeordnete der Stadt Worms, hat das Projekt Rosengarten von Anfang an mit Freude unterstützt und federführend begleitet.

Dr. Ellen Bender und Hans Müller, beide Vorstandsmitglieder der Nibelungenlied-Gesellschaft, haben die vorliegende Konzeption formal und inhaltlich geprüft. Die Nibelungenlied-Gesellschaft Worms hat das Projekt auch durch die Publikation der Konzeption und deren Versand an alle Mitglieder unterstützt. 

Rudolf und Gabriele Karlin haben die erste Linde gespendet

Diyanet, der Türkisch Islamische Kultur-Verein hat die zweite Linde gespendet

Familie von Heyl hat die dritte Linde gespendet

Wormser Bürgerinnen und Bürgern haben 224 Rosen gespendet.

Daniel Körbel, Internetbeauftragter der Stadt Worms, und Vera Meurer von der Tourist-Info Worms haben sich großzügig der Webpräsenz von „Kriemhilds Rosengarten“ angenommen und mit der vorliegenden Website dafür gesorgt, dass man die Geschichte des Rosengartens nicht nur am Wormser Rheinufer erleben kann. 

Wichtige Unterstützer bei dem Projekt waren darüber hinaus Guido Frohnhäuser, Leiter des Bereichs Planen und Bauen, Martina Held, Redakteurin der Wormser Zeitung, die die Entstehung des Rosengartens durch begleitende Berichterstattung immer wieder gut dokumentiert hat, Dr. Klaus Karlin und Dr. Jörg Koch, die beide die Spendenkampagne zum Erwerb und der Pflege von Linden und Rosen maßgeblich gefördert haben. 

… and last not least

Annette Eichfelder, des Künstlers Muse und die wichtigste Unterstützerin überhaupt.

PRESSE

Ein Labyrinth, drei Linden und noch sehr junge Rosenstöcke: Diese Komponenten bilden "Kriemhilds Rosengarten" von Eichfelder am Hagendenkmal.

Wer länger nicht mehr an der Rheinpromenade war, wird sich verwundert die Augen reiben: Im Rücken Hagens hat sich viel getan. Verschwunden ist das Podest, auf dem einst das Schifffahrtsdenkmal stand, verschwunden sind jedoch auch rund 1.000 m² Asphalt. Ersetzt wurde er von derzeit noch jungfräulicher Erde und vor allem von einem Labyrinth-Weg. Herzstück des derzeit noch etwas verwaist wirkenden Weges mit wassergebundener Deckschickt sind 224 noch sehr unscheinbare, den Weg flankierende Rosenstöcke, die erst vor wenigen Tagen gepflanzt wurden. In den nächsten zwei Jahren sollen sie zu stattlichen Rosensträuchern heranwachsen und das eigentliche Labyrinth bilden. In einigen Metern Abstand zum Labyrinth wurden außerdem drei Linden gepflanzt, die ebenfalls noch sehr zierlich sind.

Die städtischen Gärtner erwarten die erste Rosenblüte im Frühjahr des kommenden Jahres, sodass die offizielle Einweihung von „Kriemhilds Rosengarten“ für Mitte Mai 2021 geplant ist.

Nibelungen an der Rheinpromenade erleben

Bauarbeiten Rosengarten am Rhein
Bauarbeiten Rosengarten am Rhein

Wie kann man das Nibelungenthema für Bürger und Touristen ganzjährig erlebbar machen, noch dazu natürlich am besten am Rhein? Zahlreiche Ideen gab es hierfür in den vergangenen Jahren, zuletzt gewann das Thema erneut an Aktualität im Rahmen des Tourismuskonzepts „Worms 4.0“, welches von der Hochschule Worms in Abstimmung mit dem Lenkungskreis Tourismus der Stadt erarbeitet wurde. Die Attraktivierung der Rheinpromenade in Verbindung mit der Inszenierung der Nibelungenthematik wird als großes Ziel in unterschiedlichen Handlungsfeldern von den Experten genannt. 

Durch die Realisierung der Maßnahmen könnte sich die Stadt stärker durch die Nibelungenthematik profilieren, was zu klaren Wettbewerbsvorteilen gegenüber anderen Destinationen führt.
Aus diesem Grund hat bereits 2018 die Tourist Information für die Stadt Worms mit dem Vorhaben der „ganzjährigen Darstellung der Nibelungenthematik im öffentlichen Raum“ am Profilierungswettbewerb Kultur | Regionalität | Tourismus des MINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, VERKEHR, LANDWIRTSCHAFT UND WEINBAU Rheinland-Pfalz teilgenommen und ist im Folgejahr als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgegangen.

Rosengarten und Schatz-Installation

„Das die Jury überzeugende Konzept war entstanden um zum einen das Rheinufer mit der Rheinpromenade aufzuwerten und auch, um die Nibelungenthematik ganzjährig im Stadtbild zu visualisieren“, so Bernd Leitner von der Tourist Info. Mit dem Wettbewerbsbeitrag ist die dauerhafte Installation der Nibelungensage im Stadtbild mit "Kriemhilds Rosengarten" und einer multidimensionalen Schatz-Installation am Rhein geplant. Die Idee eines Rosengartens des Wormser Künstlers Eichfelder war bereits einige Jahre zuvor entstanden. „Erst die mit dem Wettbewerbssieg verbundenen Fördermittel des Landes bieten nun die Gelegenheit, diesen zu realisieren“, so Leitner weiter.

Spendenaktion beendet

Seit Anfang September konnten Interessierte für eine Patenschaft der besonderen Art spenden: Gesucht wurden Menschen, die „Rosenpaten“ werden wollten und die Anschaffung von insgesamt 224 Rosenstöcken für den geplanten Rosengarten an der Rheinpromenade unterstützten wollten. Die Resonanz war derart positiv, dass die Aktion nun beendet werden kann. Für alle 224 Rosenstöcke konnten Paten gefunden werden. Die Stadt bittet ausdrücklich darum, von weiteren Spenden abzusehen und dankt zudem allen Paten für ihre Unterstützung.

Die städtischen Gärtner erwarten die erste Rosenblüte im Frühjahr des kommenden Jahres, sodass die offizielle Einweihung von „Kriemhilds Rosengarten“ für Mitte Mai 2021 geplant ist.

Das Labyrinth mit seinen Rosenstöcken bildet das zentrale Element von Eichfelders (2. v. links) Rosengarten.
Das Labyrinth mit seinen Rosenstöcken bildet das zentrale Element von Eichfelders (2. v. links) Rosengarten.
© Fotograf: Stadt Worms

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