Luther mit Bibel, Lutherdenkmal in Worms
Luther mit Bibel, Lutherdenkmal in Worms

Preis der Lutherstädte

"Das unerschrockene Wort"

Alle zwei Jahre wird von den Lutherstädten der Preis "Das unerschrockene Wort" verliehen. Ausgezeichnet werden Frauen und Männer, die bereit sind "für unerschrockenes Auftreten Unbill in Kauf zu nehmen" - so wie seinerzeit Martin Luther, der sich 1521 während des Reichstags zu Worms vor Kaiser Karl V für seine innere Überzeugung verantworten musste.

Die Preisträger:

2023 - Zarifa Ghafari

2023 - Zarifa Ghafari (Mitte in weißer Kleidung) mit ihrer Urkunde und Vertreter der Lutherstädte bei der Preisverleihung in Schmalkalden
2023 - Zarifa Ghafari (Mitte in weißer Kleidung) mit ihrer Urkunde und Vertreter der Lutherstädte bei der Preisverleihung in Schmalkalden
© Fotograf: Stadtverwaltung Schmalkalden

Am Samstag, 15.04.2023 trafen sich die Lutherstädte Deutschlands zur Preisverleihung „Das unerschrockene Wort“ in Schmalkalden. Die Festveranstaltung fand in der Schlosskirche von Schloss Wilhelmsburg statt.

In der Jurysitzung im November 2022 wurde die Preisträgerin Zarifa Ghafari, eine afghanische Frauenrechtlerin, einstimmig gewählt. Der Lutherpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 1996 alle zwei Jahre verliehen.

Schmalkalden ist sehr stolz, dass Frau Ghafari den Weg gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Schmalkalden gefunden und hier auch am Rahmenprogramm rund um den Festakt teilgenommen hat.

Die Preisverleihung in dem wunderschönen Ambiente der Schmalkalder Schlosskirche war sehr emotional und ergreifend für die Preisträgerin, aber auch für alle Anwesenden.

In der Laudatio würdigt Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels Frau Ghafari und berichtet aus dem Leben der jungen Frau in ihrer Heimat Afghanistan. Als muslimische Frau geht sie einen anderen Weg und fällt somit auf. Sie wird heimlich unterrichtet, ist später das einzige Mädchen in einer Schule, geht zum Studieren nach Indien und bewirbt sich schließlich auf die ausgeschriebene Stelle eines Bürgermeisters und wird angenommen. Von nun an wird sie angefeindet und am Ausüben ihres Berufes gehindert. Sie setzt sich trotz allem von Kabul aus für die Frauenrechte in ihrer Provinz ein, bis sie im Jahr 2021 um ihr Leben fürchten musste.

Sie hat Afghanistan mit ihrer Familie verlassen können und kämpft nun von Deutschland aus weiter. „Ich widme diesen Preis allen afghanischen Frauen, die um ihre Rechte kämpfen“, sagt sie in der Schlosskirche. „Die Frauen und Mädchen, die diese Unterdrückung aushielten, seien die wirklichen Helden.“

Bürgermeister Thomas Kaminski als Ausrichter der diesjährigen Preisverleihung hat großen Respekt vor dieser jungen mutigen Frau und schlägt den Bogen in unsere Gesellschaft, in der die Gleichstellung von Mann und Frau zwar geregelt, aber noch nicht selbstverständlich ist und ständig daran gearbeitet werden muss.

Ein Bild des Berliner Street-Art-Künstlers Falk Lehmann, der in Schmalkalden geboren und aufgewachsen ist, geht als Geschenk an Zarifa Ghafari mit nach Düsseldorf, der neuen Heimat von der jungen afghanischen Familie.

2021 - Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa

2021 - Weranika Zapkala und Tatjana Chomitsch, die Schwester der inhaftierten Maryja Kalesnikawa, nahmen den Lutherpreis entgegen.
2021 - Weranika Zapkala und Tatjana Chomitsch, die Schwester der inhaftierten Maryja Kalesnikawa, nahmen den Lutherpreis entgegen.
© Fotograf: Stadt Worms

Verleihung 2021 in Worms
Die Auszeichnung "Das unerschrockene Wort" des Bundes der Lutherstädte ging 2021 an die drei weißrussischen Bürgerrechtlerinnen Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde anlässlich der sich zum 500. Mal jährenden Widerrufsverweigerung Martin Luthers in Worms verliehen. Die Entscheidung für die drei weißrussischen Freiheitsaktivistinnen fiel bei einer coronabedingt online durchgeführten Jurykonferenz der 16 Mitgliedstädte am 7. November 2020.

In den Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in Belarus formierte sich eine landesweite Oppostion, die von drei Frauen angeführt wird: Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa entfachten eine Protestwelle gegen den amtierenden (und schließlich unter höchst zweifelhaften Umständen wiedergewählten) Präsidenten Alexander Lukaschenko und den von ihm geschaffenen Unrechtsstaat. Inzwischen musste Zepkalo nach Polen fliehen, Tichanowskaja befindet sich im Exil in Litauen, Kolesnikowa wurde inhaftiert.

Entschlossenheit und friedlicher Widerstand
Die Proteste halten nach wie vor an und immer wieder sind es Frauen, die mutig ihre Stimme für Menschenrechte, freie Meinungsäußerung und freie Wahlen erheben. „Diese drei Frauen stehen stellvertretend für tausende von friedlich demonstrierenden Menschen, die derzeit für politische Veränderungen in Weissrussland kämpfen. Sie stehen für eine friedliche Revolution, für Neuwahlen und für eine demokratische Zukunft ihres Landes. Wie die Nachrichten zeigen, riskieren sie dafür Verfolgung, Haft, Folter und Abschiebung. Auch wenn die drei Frauen in Detailfragen zur Zukunft von Belarus nicht immer die gleichen Positionen vertreten, stehen sie untrennbar zusammen, denn die letztendlichen Entscheidungen für eine Zeit nach der Herrschaft von Alexander Lukaschenko soll nach demokratischen Wahlen das Volk treffen“, so die Jury in ihrer Begründung. Mit dem Preis „Das unerschrockene Wort“ honorieren die Lutherstädte die Entschlossenheit, das mutige Auftreten und den friedlichen Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung.

Streben nach Veränderung
"Es ist mir eine große Ehre, zusammen mit meinen liebsten Freundinnen Maria Kolesnikowa und Weronika Zepkalo den Lutherpreis „Das Unerschrockene Wort“ zu erhalten. Ich betrachte diesen Preis als eine Leistung des gesamten belarussischen Volkes, das seit mehr als 100 Tagen friedlich für Demokratie und Bürgerrechte kämpft, trotz des unnachgiebigen Terrors der autoritären Regierung. So wie deutsche Städte in der Vergangenheit ein Umfeld pflegten, das dem bürgerlichen Fortschritt und der intellektuellen Leistung förderlich war, dienen große Städte in Belarus als Motoren für das Streben Weißrusslands nach Veränderung", sagt Preisträgerin Svetlana Tichanowskaja zu der Auszeichnung.

„Der Preis der Lutherstädte würdigt die zentrale Bedeutung des freien Wortes, das der Wahrheit verpflichtet ist und für ein freiheitliches demokratisches Gemeinwesen steht. Ob Engagement gegen Rechtsextremismus, Rassismus, politische oder gesellschaftliche Unterdrückung – die bisherigen Preisträger haben auf unterschiedliche Weise Mut bewiesen und sich so die Auszeichnung „Das unerschrockene Wort“ verdient. Es ist mir eine besondere Freude, dass der 13. Preis anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Wormser Reichstag“ im Jahr 2021 in unserer Stadt an Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa verliehen wird, die heute so standhaft sind wie damals Martin Luther vor Kaiser und Reich“, betont Oberbürgermeister Adolf Kessel.

2019 - Seyran Ateş

Der Bund der Lutherstädte in Deutschland vergab den Lutherpreis "Das unerschrockene Wort" 2019 an die Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin Seyran Ateş. Die 55-jährige Berlinerin mit türkisch-kurdischen Wurzeln kämpft für die Rechte muslimischer Frauen, für einen liberalen Islam und gegen politisch-religiösen Extremismus in Deutschland und Europa. (Festakt: Marburg)

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2017 - Horst und Birgit Lohmeyer & Markus und Susanna Nierth

Der 11. Preis der Lutherstädte ging an die Ehepaare Nierth und Lohmeyer. Damit wurde deren zivilgesellschaftliches Engagement im Kampf gegen demokratiegefährdende und rechtsextremistische Strömungen in Deutschland, den sie trotz andauernder Anfeindungen und Bedrohungen fortführen, gewürdigt. (Festakt: Torgau)

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2015 - Mazen Darwish & Syrisches Zentrum für Medien und Meinungsfreiheit

Der syrische Rechtsanwalt Mazen Darwish und das Syrische Zentrum für Medien und Meinungsfreiheit erhielten den 10. Preis der Lutherstädte. Die Entscheidung der 18 Jurymitglieder war einstimmig. „Mit unserem Vorschlag wollen wir den Kampf um die Freilassung von Mazen Darwish und weiterer Journalisten unterstützen. Die Pressefreiheit ist ein grundlegendes Element der Freiheit schlechthin“, so Michael Kissel, zum damaligen Zeitpunkt Oberbürgermeister der Stadt Worms. (Festakt: Wittenberg)

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2013 - Regensburger Initiative "Keine Bedienung für Nazis"

Der Preis der Lutherstädte 2013 "Das unerschrockene Wort" wurde an die Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ für ihr unerschrockenes Auftreten verliehen. (Festakt: Eisleben)

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2011 - Dmitrij Muratow & Redaktionsteam von "Nowaja Gaseta"

Der 8. Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort" ging an den russischen Journalisten Dmitrij Muratow und das Redaktionsteam der russischen Tageszeitung „Nowaja Gaseta“ für ihr unerschrockenes Auftreten gegen Korruption, Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit und Verletzung der Menschenrechte. (Festakt: Heidelberg)

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2009 - Andrea Röpke

Der Preis der Lutherstädte 2009 "Das unerschrockene Wort" wurde der Journalistin und Politologin Andrea Röpke verliehen. Ihre Auszeichnung sei als deutliches Zeichen gegen rechtsextremistische Aktivitäten und für die Freiheit der Presse zu verstehen. (Festakt: Zeitz)

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2007 - Emel Abidin-Algan

Mit der türkischstämmigen Muslimin Emel Abidin-Algan wurde 2007 eine Frau geehrt, die sich ihre eigenen Gedanken zum Verständnis des Korans gemacht hat und mit dem bewussten Ablegen des Kopftuches ein selbstbewusstes Zeichen für muslimische Frauen in Deutschland gesetzt hat. (Festakt: Speyer)

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2005 - Stephan Krawczyk

Der Liedermacher und Autor Stephan Krawczyk in Halle / Saale erhielt 2005 den Preis der Lutherstädte. Er war in der DDR einer der mutigsten und ehrlichsten Liedermacher, der mit seinen Liedern vielen Menschen den Anstoß zum Nachdenken und Aufwachen gab. (Festakt: Halle/Saale)

2003 - Gertraud Knoll

Die Theologin Gertraud Knoll erhielt die vierte Auszeichnung der Lutherstädte. Damit würdigen die Städte das couragierte Engagement der Österreicherin gegen Fremdenhass, Rassismus und Antisemitismus.

2001 - Uta Leichsenring

Ausgezeichnet wurde die Polizeipräsidentin von Eberswalde, Uta Leichsenring, für ihre Zivilcourage im Kampf gegen Rechtsextremismus. Damit honorierte die Jury ihren Einsatz, die Öffentlichkeit gegen Rechtsextremismus zu mobilisieren.

1999 - Prof. Hans Küng

Der katholische Theologe Prof. Hans Küng aus Tübingen erhielt die zweite Auszeichnung: In seinem Leben vertrat er unerschrocken seine Meinung und nahm dabei auch persönliche Nachteile in Kauf. Im Juli 1998 hatte Küng eine offene Diskussion über die Unfehlbarkeit des Papstes gefordert.

1996 - Richard Schröder

Erstmals verliehen wurde der Preis der Lutherstädte an den Berliner Philosophieprofessor und Theologen Richard Schröder. Damit ehrte die Jury sein öffentliches und unerschrockenes Auftreten für seine politischen und demokratischen Überzeugungen.

Über den Preis

Hintergrund

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis "Das unerschrockene Wort" wird von den 15 im "Bund der Lutherstädte" zusammengeschlossenen Städten Augsburg, Coburg, Eisenach, Eisleben, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Wittenberg, Worms und Zeitz gestiftet und alle zwei Jahre vergeben. Erstmals verliehen wurde er 1996 in Worms.

Angeregt wurde diese außergewöhnliche und bedeutende Auszeichnung, als sich die Stadtoberhäupter von Lutherstädten in den alten und neuen Bundesländern anlässlich der 125. Wiederkehr der Einweihung des weltgrößten Reformationsdenkmals (in Worms) erstmals zu einem gemeinsamen Treffen "nach der Wende" in Worms einfanden.

Auf Initiative des damaligen Wormser Oberbürgermeisters Gernot Fischer wurde bei dieser Zusammenkunft beschlossen, eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen und im Rahmen der weiteren Zusammenarbeit in Anlehnung an das Wirken von Luther einen Preis zu stiften.

Vergabekriterien

Die Vergabekriterien für den Preis regelt ein von den Lutherstädten verabschiedetes Statut. Jede der beteiligten Lutherstädte schlägt eine dem Preis würdige Person vor. Bei der Einreichung von Vorschlägen soll dem Statut entsprechend eine breite Beteiligung seitens der Bürger der jeweiligen Lutherstädte angestrebt werden. Aus allen eingegangenen Vorschlägen wird schließlich von einer Jury der Preisträger ermittelt.   

Vorschläge aus Worms

Vorschläge aus der Wormser Bürgerschaft nimmt das Büro des Oberbürgermeisters entgegen:

Kontakt

Büro des Oberbürgermeisters

Die Jury

Der Jury besteht aus den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern der Lutherstädte sowie Vertretern des öffentlichen Lebens:

  • Oberbürgermeisterin Eva Weber (Augsburg)
  • Oberbürgermeister Norbert Tessmer (Coburg)
  • Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Eisenach)
  • Oberbürgermeister Adolf Kessel (Worms)
  • Bürgermeisterin Jutta Fischer (Eisleben)
  • Oberbürgermeister Andreas Bausewein (Erfurt)
  • Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand (Halle/Saale)
  • Oberbürgermeisterin Eckart Würzner (Heidelberg)
  • Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper (Magdeburg)
  • Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (Marburg)
  • Bürgermeister Thomas Kaminski (Schmalkalden)
  • Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (Speyer)
  • Bürgermeisterin Romina Barth (Torgau)
  • Oberbürgermeister Torsten Zugehör (Wittenberg)
  • Oberbürgermeister Christian Thieme (Zeitz)
  • Dr. Stefan Rhein (Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt)

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