Dank hoher Bundeszuschüsse kann die Domsanierung in Worms weitergehen, so die freudige Nachricht von Domprobst Tobias Schäfer. Wer den Dom noch ohne Gerüst sehen möchte, sollte sich beeilen.
„Bezugnehmend auf Ihren Antrag vom 2. Mai 2021 bewilligt Ihnen die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) als Projektförderung für die Instandsetzung und Sanierung des Domes zu Worms 5,75 Millionen Euro“. Mit diesen Worten beginnt das lang ersehnte Schreiben mit dem Bundesadler im Briefkopf, das am 2. März im Dompfarramt in Worms einging. Damit kann nun endlich die Außensanierung des Domes, die im Jahr 2001 begonnen wurde, weitergehen.
Mit umfangreichen Voruntersuchungen und Planungen hatte die Außensanierung des Domes in den Jahren 2000/2001 begonnen. Seitdem betreut Jürgen Hamm als Architekt, zusammen mit den Fachleuten des Diözesanbauamtes in Mainz und der kirchlichen Denkmalpflege, das Großprojekt. Von 2002 bis 2018 war der Wormser Dom permanent partiell eingerüstet: spektakulär die Gerüstkonstruktion etwa am Westchor. Alle vier Türme, die Ostfassade, der Vierungsturm und auch die ganze Nordfassade sind in diesen knapp 16 Jahren nach und nach saniert worden. Gute 15 Millionen Euro sind dabei bereits verbaut worden; außer einem Zuschuss der Deutschen Stiftung Denkmalpflege und aus anderen Bundesmitteln zu einzelnen Teilabschnitten wurde der größte Teil der Mittel dafür bisher vom Bistum Mainz aufgebracht.
Nach der Tausendjahrfeier des Domes 2018 und der Instandsetzung des Domplatzes wurde dann entschieden, erst einmal eine Pause einzulegen, um die weiteren Maßnahmen gut zu planen, aber vor allem auch, um zunächst eine Finanzierung für alles, was noch aussteht, zu sichern. Dank der Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Jan Metzler hatte im Sommer 2020 die für Haushaltsmittel für Denkmäler zuständige Bundestagsabgeordnete Patrizia Lips Worms besucht. Den beiden Politikern war es gemeinsam gelungen, einen namhaften Zuschuss in den Bundeshaushalt einstellen zu lassen. Damit aber begann erst das aufwendige Antragsverfahren: nach zahlreichen informellen Vorgesprächen seit Frühjahr 2021 konnte schließlich im Mai der formelle Antrag gestellt und im Dezember 2021 der 162 Seiten umfassende Anhang mit allen erforderlichen Unterlagen in Berlin eingereicht werden. „Was hier an Arbeit allein in diese bürokratischen Vorarbeiten geflossen ist, kann man von außen kaum ermessen“, weiß Propst Tobias Schäfer, der dafür vor allem Jürgen Hamm und dem zuständigen Regionalarchitekten des Diözesanbauamtes Rainer Cebulla dankt. Von der Einreichung der Unterlagen an hat es noch einmal 15 Monate gedauert, bis der Antrag auf den verschiedenen Ebenen geprüft war und nun schließlich genehmigt wurde.
„Die Erleichterung war wirklich groß, als endlich die Nachricht hier einging“, berichtet Propst Schäfer. Denn erst mit der schriftlichen Genehmigung dürfen nun die Ausschreibungen und die konkreten Maßnahmen wieder starten. Auch im Beirat der Dombaumkommission, der am 16. März zusammenkam, wurde die Nachricht mit großer Freude aufgenommen. „Es wird höchste Zeit, dass wir weitermachen können“, weiß Klaus Berg vom Verwaltungsrat zu berichten. „Auf der Südseite ist das nun bald 70 Jahre alte Schieferdach an vielen Stellen durch verschiedene Stürme der letzten Jahre bereits großflächig zerstört und wir konnten hier immer nur noch notdürftig die Löcher flicken. Jetzt können wir endlich die Sanierung fortsetzen!“
Vor allem die ganze Fläche der Südseite des Domes muss noch saniert werden. „Auf der Nordseite ist es nur noch die Silberkammer, dann sind wir hier durch“, berichtet Jürgen Hamm. Für die verbleibenden Maßnahmen sind insgesamt ca. 12,3 Millionen Euro veranschlagt. Davon übernimmt nun der Bund fast die Hälfte. Den weiteren Teil wird das Bistum Mainz beisteuern, so dass die Finanzierung gesichert und die seit 2002 laufende Sanierung nun abgeschlossen werden kann.
Wer den Dom also noch ohne Gerüst sehen oder fotografieren will, muss sich beeilen. „Wenn alles gut geht, wird schon im Juni das erste Gerüst gestellt, und zwar an der Silberkammer auf der Nordseite“, berichtet der Dompropst. Das ist zunächst ein relativ kleiner Abschnitt. Eigentlich wäre ja der Plan gewesen, direkt schon ein größeres Stück auch auf der Südseite anzugehen. Dazu aber sei die Bewilligung nun zu spät gekommen. „Mit den Ausschreibungsfristen, die einzuhalten sind, könnte ein Gerüst frühestens ab Juni aufgebaut werden“, weiß Jürgen Hamm zu berichten. Bis dahin aber hätten längst in den Gerüstlöchern der Südseite die geschützten Mauersegler wieder ihre Nisthöhlen bezogen. Aus Naturschutzgründen könne daher dort in diesem Jahr kein Gerüst mehr gestellt werden. Mit den Naturschutzbehörden haben bereits Absprachen stattgefunden, damit der Dom trotz Sanierung auch weiter Schutzraum für Mauersegler, Fledermäuse, Wildbienen und andere geschützte Arten bleibt.
Ab Januar 2024 sollen dann erste größere Abschnitte auf der Südseite eingerüstet werden. Hier müssen dann sukzessive und in mehreren Bauabschnitten das ganze Südquerhaus, das Dach des Mittelschiffs und der Seitenschiffe, die gotischen Kapellen mit dem Südportal und schließlich die Fassade zum Kreuzgang hin angegangen werden. Aber auch Maßnahmen zum Brandschutz und der barrierefreie Umbau des Eingangs vom Kreuzgang her seien geplant.
„Dass wir in solchen Zeiten, in denen in der Kirche die Mittel knapper werden, die Domsanierung in Worms nun fortsetzen, ist keineswegs selbstverständlich“, erläutert Johannes Krämer, der Diözesanbaudirektor des Bistums Mainz. Denn auch mit dem stattlichen Bundeszuschuss trage das Bistum nach wie vor den größten Teil der Kosten. „Man darf nicht vergessen, dass zeitgleich auch schon seit 20 Jahren der Mainzer Dom saniert wird; und mit der Liebfrauenkirche ist auch in Worms noch ein weiteres Megaprojekt zu stemmen“, erläutert er. Die Erhaltung der Kirchen und Dome stelle gerade für die kommende Zeit eine große Herausforderung für das Bistum dar. Im ganzen Bistum laufen momentan Prozesse mit dem Ziel, die Gebäudeerhaltungslast deutlich zu reduzieren. „Wir müssen, um uns zukunftsfähig aufzustellen, auf allen Ebenen fragen, welche Gebäude wir wirklich brauchen und wir werden nicht mehr alle erhalten können.“
Wenn nun alles nach Plan läuft und die Außenrenovierung des Domes im Jahr 2032 planmäßig abgeschlossen werden kann, sei der Dom von 2002 bis 2032 dann 30 Jahre lang, mit einer kurzen Unterbrechung von 2019 bis 2022, partiell eingerüstet gewesen; ab 2033, so die Hoffnung des Dompropstes, wird der Dom sich dann für die nächsten Jahrzehnte den Wormserinnen und Wormsern und allen Besuchern und Touristen ohne Gerüste und in neuem „alten Glanz“ präsentieren.