18.10.2023 / Historie

Wormser Heimkehrer wird begrüßt

Mit einem ungewöhnlichen Anliegen tritt das Wormser Stadtarchiv an die Öffentlichkeit. Gesucht werden Nachfahren, Freunde oder Bekannte der Wormser Familie Karl Windecker.

Die Heimkehr des Karl Windecker: Anfang Oktober 1953 wurde der Wormser Familienvater von seiner Ehefrau und den beiden Kindern am Hauptbahnhof begrüßt.
Die Heimkehr des Karl Windecker: Anfang Oktober 1953 wurde der Wormser Familienvater von seiner Ehefrau und den beiden Kindern am Hauptbahnhof begrüßt.
© Stadtarchiv Worms Abt. 307 Nr. 0311_10, Fotograf: J. Ochßner

Stadtarchiv sucht zur Geschichte von Wormser Familie

Im Oktober 1953 entließ die damalige Sowjetunion nach langem Stillstand um die Frage der deutschen Kriegsgefangenen einige Tausend zurück in die Heimat. Doch was sie dort vorfanden, war ein Bild der Veränderungen: Der Krieg, Entbehrungen und Zwangsarbeit hatten Land und Leute geprägt. Erst 1955/56 wurden die letzten Gefangenen entlassen. Zweieinhalb bis drei Millionen deutsche Soldaten waren seit 1941 in sowjetischer Gefangenschaft geraten.

Überall im Nachkriegsdeutschland nahm man größten Anteil an dem ungewissen Schicksal der Kriegsgefangenen – doch vielerorts entstanden bei der Heimkehr auch bewegende Bilder. So auch in Worms: Anfang Oktober 1953 konnte der Wormser Familienvater Karl Windecker von seiner Familie am Hauptbahnhof begrüßt werden. Eine eindrucksvolle Fotoserie aus dem Fotobestand Ochßner, verwahrt im Fotoarchiv des Stadtarchivs, illustriert u.a. diesen emotional aufwühlenden Moment und erinnert sicher manchen auch an den bewegenden Film ‚Das Wunder von Bern‘ aus dem Jahre 2003.

Karl Windecker (31.08.1909 – 11.04.1971) war ein Fabrikarbeiter und lebte gemeinsam mit seiner Frau Luise (geb. Fuhr), die er 1935 geheiratet hatte, in Neuhausen. Das Ehepaar hatte einen Sohn, Hans-Jürgen, und eine Tochter, beide auf dem Foto zu sehen. Karl Windecker engagierte sich nach seiner Rückkehr im Wormser Orts- und Kreisverband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und -vermisstenangehörigen. Dafür wurde er auch von einer französischen Partnerorganisation des VdH ausgezeichnet. Über das weitere Schicksal der Familie ist nur bekannt, dass die Witwe von Windecker 1974 in der Güterhallenstraße 52 wohnte.

Die Wormser Zeitung berichtete am 12. Oktober 1953 mit dem angehängten Foto des Wiedersehens über den Beginn einer Wormser Gedenkwoche zur Mahnung an das ungewisse Schicksal der Kriegsgefangenen. Trotz einer Vielzahl an, im Stadtarchiv verfügbaren, Quellen ist ihr Leidensweg und damit das für das Nachkriegsdeutschland so gravierende Thema, das zahllose Familien betraf und Biographien zerbrach, für Worms bislang kaum untersucht oder näher beleuchtet worden. Mit dem letzten Vorsitzenden des hiesigen Heimkehrer-Verbandes, Willi Saxer (1925 – 2010) aus Worms-Hochheim, starb vor Jahren der letzte Betroffene und Zeitzeuge. Er hatte dem Archiv noch einige Informationen übergeben und der Stadt zudem einige Unterlagen, samt der aus dem Jahre 1953 stammenden Fahne des Ortsverbandes, überlassen, die auch künftig punktuell an die Arbeit des Verbandes und die Bedeutung des zu Unrecht vergessenen Themas erinnern wird.

Service

Gern möchte das Stadtarchiv mehr über das Schicksal von Karl Windecker, seiner Familie und Kinder – stellvertretend für so viele andere – erfahren. Sachdienliche Hinweise können bitte per E-Mail an stdtrchvwrmsd gesendet werden.

Quelle: Stadt Worms / Pressestelle

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