Der "Mario-Adorf-Preis" für besondere künstlerische Leistungen geht in diesem Jahr an Regisseur Roger Vontobel.
In diesem Jahr kann sich Regisseur Roger Vontobel über den Mario-Adorf-Preis freuen. Vom 12. bis 28. Juli inszeniert er „DER DIPLOMAT“ vor der beeindruckenden Kulisse des Wormser Doms unter der Intendanz von Nico Hofmann. Im Mittelpunkt des diesjährigen Stücks steht Dietrich von Bern, eine bekannte Sagenfigur des Mittelalters. Die Uraufführung geht der Frage nach, wie sich ein Krieg verhindern lässt, den eigentlich keiner will und der trotzdem unvermeidbar erscheint.
Es ist bereits das dritte Mal, dass Roger Vontobel in Worms Regie führt. Zuvor inszenierte der Schweizer bei den Nibelungen-Festspielen die Uraufführungen von „Siegfrieds Erben“ im Jahr 2018 und „hildensaga. ein königinnendrama“ vor zwei Jahren. Mit seinen spektakulären Inszenierungen hat er sowohl die Kritiker als auch das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen.
Der Mario-Adorf-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr von der Unternehmerin und Wormser Ehrenbürgerin Ilse Lang gestiftet und verliehen. Daneben gibt es eine gläserne Stele mit einem Drachen-Motiv des Illustrators Hendrik Dorgathen, die der Technologiekonzern SCHOTT spendet.
Die Preisverleihung fand vor der Derniere im Heylshofpark im Beisein von dem Wormser Oberbürgermeister Adolf Kessel, Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck, der Preisstifterin Ilse Lang, Jürgen Breier von der SCHOTT AG, dem Geschäftsführer Sascha Kaiser sowie der Künstlerischen und Technischen Betriebsdirektorin Petra Simon statt. Regisseur Roger Vontobel konnte aus terminlichen Gründen an der Preisverleihung nicht teilnehmen. In diesem Jahr wurde die Veranstaltung von Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte moderiert. Das Kuratorium der Nibelungen-Festspiele, das aus 16 namhaften Personen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien besteht, bildet die Jury und entscheidet, wer den Preis erhält.
Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte zur Entscheidung des Kuratoriums: „Der Mario-Adorf-Preis geht in diesem Jahr an Roger Vontobel. Er ist zum dritten Mal Erfolgsregisseur der Nibelungen-Festspiele. Dreimal hat der Schweizer den Nibelungenstoff vor dem Dom entfaltet. Zur übergroßen Bilderwelt des Regisseurs gehört der Dom als erzählerisches Element dazu und ist nicht nur Kulisse. Die Architektur des Doms und der offene Himmel als Teil des Bühnenbildes sind – anders als im Theaterraum – nicht vollständig kontrollierbar. Vontobel riskiert mit seinen bildhaften Erzählelementen absichtsvoll den Kontrollverlust.
Das merkte man 2018 in einem besonderen kurzen Moment, als zunächst ganz sanft, kaum wahrnehmbar, der Dom zu zittern begann. Das Technik-Team hinter Vontobel hatte mit Mapping-Technik den Dom zum Wackeln gebracht. 2022 schuf der Regisseur vor dem Dom eine Wasserlandschaft. Die Akteure konnten nicht einfach „auftreten“, sondern mussten „erscheinen“. Das verlangt von den Schauspielerinnen und Schauspielern extreme Spielkunst. Und auch in diesem Jahr – zum dritten Mal – schafft er mit dem immerwährend blutenden Siegfried ein Bild voller erzählerischer Dialektik. Niemand ist stofflich so lebendig auf der Bühne, wie der tote Siegfried.
Dreimal große Bilder, visuelle Opulenz, Evidenz auf einen Blick und Bühnenbilder, die tiefe visuelle Eindrücke mit sorgfältiger ästhetischer Gestaltung hinterlassen. Das Kuratorium verleiht den Preis für die besonderen künstlerischen Leistungen 2024 an Roger Vontobel, denn er hat für viele tausende Besucher unvergessliche Theaterabende kreiert.“
Preis-Stifterin Ilse Lang: „Zum ersten Mal stifte ich in diesem Jahr den Mario-Adorf-Preis, dotiert mit 10.000 Euro. Letzten Samstag habe ich den Regisseur Roger Vontobel persönlich kennengelernt. In unserem Gespräch beeindruckte mich besonders seine Antwort auf meine Frage, wie er es schafft, dass das Ensemble so spielt, wie er es sich vorstellt und wünscht. Er sagte, das Wichtigste für diese Arbeit sei das gegenseitige Vertrauen. Diese Antwort fand ich sehr schön und sie brachte mich auch im Nachhinein noch zum Nachdenken. Denn gegenseitiges Vertrauen, das auf Wertschätzung und Respekt beruht, ist der Schlüssel für jede qualitativ hochwertige Arbeit. Und das konnten wir in diesem Sommer ja auch in seinem Stück vor dem Wormser Dom sehen.“
Regisseur Roger Vontobel: „Immer wieder musste und muss ich in verschiedensten Gesprächen und Interviews feststellen, dass Worms, vor dem Dom, am Rhein, in dieser einmaligen Atmosphäre, ein magischer Ort ist für mich. Seit meiner ersten Arbeit hier 2018 denke ich das – und es bestärkt sich mit jedem weiteren Male. Die Art und Weise wie alle Menschen vor und hinter den Kulissen gemeinsam diese Magie prägen, sich mit voller Inbrunst der Kraft des Theaters verschreiben, mit Lust, Freude, Expertise und Herzblut, mit Sorgfalt und Liebe, mit kreativer Kraft und großer Zugewandtheit, alle an einem Strang, den Elementen trotzend und in Symbiose mit dem Dom Geschichten lebendig werden lassend, das ist einzigartig und ein großes Geschenk für mich, ein Teil davon sein zu können. Und jetzt auch noch der Mario-Adorf-Preis! Somit ist es definitiv amtlich – Worms IST magisch!“
„Regisseur Roger Vontobel ist ein würdiger Preisträger des Mario-Adorf-Preises, der zum sechsten Mal zum Abschluss der Nibelungen-Festspiele vergeben wurde. Vontobel hat die Wormser Festspiele erneut mit einer großartigen Inszenierung zu einem bundesweit beachteten Kulturereignis gemacht. Dies hat auch der Besuch von Kulturstaatsministerin Claudia Roth belegt. Der Mario-Adorf-Preis ist inzwischen fester Bestandteil der Festspiele und motiviert alle, immer wieder die Grenzen des künstlerisch und technisch Machbaren zu erweitern. Der Preisträger steht dabei auch stellvertretend für alle Beteiligten, die das Stück zum Leben erweckt haben. Ich danke dem gesamten Team der Nibelungen-Festspiele und freue mich, dass sie in diesem Jahr wieder auf so großes Interesse und so starke Resonanz gestoßen sind. Wir als Kulturministerium haben, wie die Stadt Worms und andere Partner, dazu gerne unseren Beitrag geleistet, um dieses großartige Theaterfestival zu ermöglichen", so Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Hardeck.
Seit 2018 wird die Auszeichnung bei den Nibelungen-Festspielen vergeben, die nach dem Schauspieler Mario Adorf, Mitbegründer der Festspiele und Kuratoriumsmitglied, benannt ist. Die Preisverleihung ist einer der Höhepunkte der Festspiele, und es bleibt immer bis zuletzt spannend, welches Teammitglied für seine künstlerischen Leistungen auf oder hinter der Bühne ausgezeichnet wird.
Im ersten Jahr erhielt die Schauspielerin Ursula Strauss den Preis, in 2019 wurde die Darstellerin Lisa Hrdina geehrt, 2021 das Ensemblemitglied Barbara Colceriu, 2022 Tontechniker Marius Feth mit seinem Team und 2023 Lena Urzendowsky