Die bis in das Mittelalter (die älteste erhaltene Urkunde stammt aus dem Jahre 1074) zurückreichenden Archivalien der ehemaligen Bischofs- und Reichsstadt haben, wie die Geschichte der Stadt insgesamt, ein sehr wechselvolles Schicksal erlebt.
Insbesondere die Stadtzerstörung von 1689 brachte den Verlust wertvoller
Bestände mit sich. Während die städtische Überlieferung vor allem im
Bereich der Urkunden die Zeitläufte relativ unbeschadet überstanden hat,
wurden die Archivalien der alten geistlichen Institutionen in alle
Richtungen verstreut; sie finden sich heute in einer großen Zahl von
staatlichen Archiven, vor allem dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt.
Eine umfassende Sicherung und Neuordnung der im Archivgewölbe des Bürgerhofes untergebrachten und zwischenzeitlich immer wieder ausgelagerten Bestände gelang nach zahlreichen gescheiterten Anläufen erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Baseler Professor Heinrich Boos unternahm seit 1880 mit finanzieller Unterstützung des Lederfabrikanten und Reichstagsabgeordneten Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim eine für die älteren Bestände bis heute gültige Neuordnung. Daneben gab er die Urkunden und Chroniken der Stadt in einem dreibändigen Werk heraus und verfaßte eine vierbändige Stadtgeschichte.
Nach
den erneuten Verlusten (vor allem bei jüngeren Akten der
Stadtverwaltung) zu Beginn des Jahres 1945 war der größte Teil der
Dokumente zunächst wieder am alten Standort und im Haus der
Kulturinstitute (heute Standort der Stadtbibliothek) untergebracht. Im
Jahre 1982 erfolgte der Umzug der meisten Bestände - von Außenstellen
abgesehen - in das Raschi-Haus.
Ab 1996 erfolgte eine neue
Festlegung der inneren Beständegliederung (Tektonik) und eine klarere
Abgrenzung der Bestände untereinander.
Seit dem Jahre 2000
verfügt das Archiv in vier Gebäuden der Stadtverwaltung über Räume zur
Lagerung der Archivalien. Im Jahre 2005 wurde das Magazin im Raschi-Haus
klimatisiert, eine wichtige Maßnahme zur Bestandserhaltung. Eine Reihe
wichtiger Nachlässe und anderer Bestände konnten in den letzten Jahren
erworben und verzeichnet werden. Das Stadtarchiv bemüht sich um die
weitere Erschließung seiner noch unverzeichneten Bestände.