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Stiftung Hospital Neuhausen zu Horchheim

Wenig bekannt ist in Worms, dass sich im Stadtteil Horchheim der Sitz einer traditionsreichen Stiftung befindet, die seit 1729 karitative Funktionen erfüllt. Auf der Basis von Grundbesitz in Orten des ehemaligen Wormser Hochstifts, also des bischöflichen Herrschaftsgebiets vor 1800, besteht bis heute die Stiftung Hospital Neuhausen zu Horchheim. Die Einrichtung verteilt jährlich Geldbeträge an Bedürftige in einer Reihe von Orten im südlichen Rheinhessen und der Vorderpfalz.

Entstehung und Geschichte des Hospitals 

Das Hospital wurde am 24. August 1729 vom Wormser Fürstbischof Franz-Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694-1732) zum Zwecke der Erziehung bedürftiger Waisenkinder, in Form einer Stiftung, gegründet. Das Gebäude entstand unter dem Architekten Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Grünstein in Neuhausen "Im Stift".

Die Fertigstellung verzögerte sich nach dem Tod des Stifters aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten mit dem Domkapital, so dass erst 1749 die ersten Waisenkinder (in der Regel zwölf, 6 Jungen und 6 Mädchen) aufgenommen werden konnten, die von einer Hospitalmutter versorgt wurden. 1789 entschied man das Hospital aufzulösen und die Kinder anderweitig unterzubringen.

Ausfertigung einer Pachtversteigerung
Ausfertigung einer Pachtversteigerung
© Fotograf: Büro OV Horchheim
Dokument der Hospitalstiftung
Dokument der Hospitalstiftung
© Fotograf: Büro OV Horchheim

Zu Beginn der französischen Zeit (1798), in der die Baulichkeiten zerstört wurden, erfolgte die Umwandlung in ein Zivilhospital, das mit anderen Hospitälern des Kantons Pfeddersheim vereinigt wurde. 1801 ordnete der Speyerer Unterpräfekt wieder die Verselbständigung an, das Hospital bekam wieder seinen Namen und die ehemals hochstiftische Gemeinde Horchheim wurde zum Verwaltungssitz.

Im Jahre 1942 wurde neu festgelegt das Vorsitzender der Verwaltungskommission nicht mehr der Ortsvorsteher oder der Bürgermeister von Horchheim, sondern ein Bürger dieses Stadtteils sein soll. Das frühere Spital existiert - unter der Aufsicht einer Hospitalkommission, dessen Vorsitzender seit 1995 der Studiendirektor Rudolf Seiler ist. Durch rund 50 Hektar Ländereien, die Franz-Ludwig dem Hospital vermachte, haben sie regelmäßige Pachteinnahmen, damit und mit den Zinsen die der Kapitalstock jährlich abwirft, ist es der Stiftung möglich jährlich Geldbeträge an Bedürftige in einer Reihe von Orten im Südlichen Rheinhessen und der Vorderpfalz zu verteilen.

Hospitalverwalter in Neuhausen waren: 

  1. Franz Joseph Michael 1731 - 1732
  2. Johann Georg Michael 1732-1747
  3. Johann Michael Fischer 01.05.1747 - 1766
  4. Albert Werner 01.10.1766 - verst. 28.02.1773
  5. Gottfried Neumayer 01.08.1773 - verst. 09.08.1797
  6. N. Kammer 1799

Vorsitzende der Hospitalkommission:

  1. Philipp Holzmann 1801 - verst. 19.09.1815
  2. Johannes Klock 1815
  3. Johannes Magenheimer (Neuhausen) 03.12.1815 - 1823
  4. Johannes Klock I. 1823 - verst. 04.01.1838
  5. Christian Loye 1838 - 1844
  6. Friedrich Wilhelm Schredelseker 24.08.1844 - verst. 27.03.1880
  7. Mathias Braun 1880 - verst. 31.12.1882
  8. Johannes Hahn III. 1883 - verst. 12.10.1920
  9. Peter Löcher III. 02.06.1921 - verst. 29.03.1930
  10. Friedrich Schredelseker 02.04.1930 - 07.09.1933
  11. Ernst Schmidt 07.09.1933 - Mai 1945
  12. Josef Löcher 24.12.1945 - verst. 21.10.1975
  13. Jakob Seiler 15.11.1975 - 31.03.1995
  14. Rudolf Seiler seit 01.04.1995
  15. Karl Müller seit 2014

Dokumente nutzbar gemacht 

Die Unterlagen zur Geschichte dieser Einrichtung befinden sich im Umfang von gut 20 laufenden Metern im Stadtarchiv Worms. Es handelt sich um Rechnungen, Akten und Unterlagen vom frühen 18. Jahrhundert bis heute.

Die wertvollen und vor allem sozialgeschichtlich aussagekräftigen Dokumente (vgl. Abb.) waren bisher nur sehr vorläufig erschlossen und konnten 2008 durch den Einsatz eines studentischen Praktikanten während der Schließzeit des Archivs intensiv verzeichnet und damit gut benutzbar gemacht werden. Die Stiftung, die der Wormser Bischof Franz-Ludwig von Pfalz-Neuburg zugunsten von Waisen 1729/30 hatte errichten lassen, hat dazu die Arbeit des Heidelberger Studenten finanziert und auf diese Weise eine genaue Erfassung in der Datenbank des Archivs ermöglicht.

Wichtiger Beitrag für regionale Geschichtsforschung

Für die ortsgeschichtliche Forschung einer Reihe von Gemeinden des südlichen Umlandes bis in die Pfalz vor allem während des 19. Jahrhunderts sind die Quellen unter anderem deshalb so wertvoll, weil über lange Jahrzehnte genaue Ermittlungen über die wirtschaftliche und familiäre Lage von dörflichen Unterschichtfamilien aufzufinden sind: Wer Leistungen der Stiftung erhalten wollte, etwa Waisen und Minderbemittelte, hatte genaue Angaben über seine Lage zu machen, bevor aus den Erträgen des Grundbesitzes über die Bürgermeister Geldmittel zur Hilfe bereitgestellt worden sind. Allein diese Listen und Akten mit Armutszeugnissen, Vermögensaufstellungen und Beschreibungen der sozialen Lage der Betroffenen sind wertvolle Quellen und sind nun intensiv auswertbar.

Auf diesem Wege ist ein weiterer wichtiger Bestand im "Gedächtnis der Stadt" für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Die Stiftung hat damit einen wichtigen Beitrag für die regionale Geschichtsforschung ermöglicht.

Zum Herunterladen 

Die Unterlagen (246 Einheiten) sind hier elektronisch recherchierbar:

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