Pfeddersheim
Pfeddersheim

Römer waren "erste Pfeddersheimer"

Ein genaues Gründungsdatum ist für Pfeddersheim nicht überliefert, wohl aber die erste urkundliche Erwähnung im Jahre 754 n.Chr. im Zusammenhang mit Schenkungen an die Abtei Gorze im lothringischen Bistum Metz. Das Pfeddersheimer Gebiet wurde allerdings nachweislich schon weitaus früher besiedelt.

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Aufgrund archäologischer Funde läßt sich eine bleibende menschliche Niederlassung seit der Römerzeit feststellen. Ein Grund dafür dürfte auch eine Römerstraße entlang des Nordufers der Pfrimm gewesen sein.
Die Römer hinterließen darüber hinaus weitere Spuren in Pfeddersheim: Flurformen und deren Namen sowie der Weinanbau sind auf sie zurückzuführen. Auch der Ortsname selbst scheint aus dem Lateinischen abgeleitet worden zu sein. Pate dürfte ein gewisser „Paternus“ gewesen sein, aus dessen Personennamen sich die Übergangsbezeichnungen „Paterno villa“, „Paternisheim“, „Petrensheim“, „Petternsheim“ und „Phettersheim“ sowie letzten Endes Pfeddersheim entwickelten.

Nach dem Abzug der Römer siedelten schließlich seit etwa dem fünften Jahrhundert die Franken in diesem Raum. Diese setzten gewisse Sitten der Römer fort, bauten jedoch die Infrastruktur noch weiter aus. Pfeddersheim sowie seine Besitzungen war nun größtenteils im Besitz der fränkischen Könige und bildete das sogenannte Königs-oder Reichsgut Pfeddersheim. Teile davon erhielten private Großgrundbesitzer, welche später ihre Anteile als Schenkungen dem Klerus bzw. der Propstei auf dem Georgenberg nördlich der Stadt vermachten. Dieses sogenannte „Bergkloster“ der Benediktinermönche existierte schließlich bis Mitte des 16. Jahrhunderts und soll laut alten handschriftlichen Aufzeichnungen in seiner Blütezeit fast bis zu 80 Mönche beherbergt haben, eine für die damalige Zeit äußerst große Anzahl. Um 1300 muss Pfeddersheim ein recht großes Dorf gewesen sein, welches durch seine Befestigungsanlagen, seine Größe und seine Einwohnerzahl der Entwicklung der Nachbarorte deutlich voraus war. Schließlich kam es zwischen 1304 und 1308 zur Stadterhebung Pfeddersheims durch König Albrecht von Österreich. Durch königliche Privilegien wurde Pfeddersheim zu einer „Reichsstadt“, wobei diese Reichsfreiheit allerdings nicht allzu lange währte.
Pfeddersheim besaß damals wohl eine sehr gut funktionierende kommunale Selbstverwaltung, wozu neben dem aus Sicherheitsgründen doppelt besetzten Amt des Bürgermeisters auch ein eigenes Stadtgericht gehörte. Daneben konnten im Bereich des Finanzwesens die Höhe der Steuern und der Zölle selbst festgelegt werden. Von besonderer Bedeutung war die der Stadt zugestandene Wehrhoheit, die sich im Bau einer starken Stadtmauer manifestierte, welche im Norden einen trockenen und im Süden einen nassen Graben vorweisen konnte. Die Ummauerung bestand aus drei Tortürmen, zehn großen Volltürmen, von denen heute noch neun erhalten sind, und mehreren Halbtürmen. Die Bedeutung der Stadt zur damaligen Zeit zeigt sich auch in der Zugehörigkeit zum Rheinischen Städtebund von 1381, dem neben Pfeddersheim noch Städte wie Mainz, Worms, Frankfurt, Speyer oder Straßburg angehörten.

Nach einer ganzen Reihe von Verpfändungen Pfeddersheims an unterschiedliche Pfandherren gelangte die Stadt schließlich 1465 an die Kurpfalz. Eine ganz besondere Rolle sollte man aber während des sogenannten Bauernkriegs von 1525 spielen. Die Bürger der stark agrarisch geprägten Stadt solidarisierten sich mit den Forderungen der aufständischen Bauern und öffneten einem mehrere tausend Personen zählenden Bauernheer bereitwillig die Tore. In der sich am 23./24.Juni 1525 anschließenden Schlacht mit den Truppen des Pfalzgrafen, einer der größten Schlachten des gesamten Bauernkrieges, fanden tausende Bauern den Tod und auch die Bürger der Stadt blieben von Bestrafungen des Pfalzgrafen nicht verschont. Ein Gedenkstein am historischen Schlachtort in der Mörstädter Straße, im Volksmund „Bluthohl“ genannt, erinnert heute noch an diese Ereignisse. Damit in engem Zusammenhang steht die Errichtung einer Friedensstele auf dem Kirchplatz, welche sowohl den hier hingerichteten Bürgern gedenken als auch eine Mahnung zu friedlichem Miteinander in Zukunft darstellen soll.

Nach den Zerstörungen während des dreißigjährigen Krieges 1618-1648, den gerade mal ein Drittel der Bevölkerung überlebte, und vor allem während des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689 konnte Pfeddersheim nicht mehr an seine ehemalige Bedeutung anknüpfen. Während der der französischen Revolution nachfolgenden napoleonischen Ära und der damit verbundenen Besetzung des linken Rheinufers durch französische Truppen erhielt es den Status einer Kantonshauptstadt mit 24 dazugehörigen Orten im Departement Donnersberg. Nach dem Wiener Kongreß 1815 gelangte die Stadt dann an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, wo man 1874 aufgrund der zu geringen Einwohnerzahl der Stadtrechte verlustig ging. Zur 1200-Jahr Feier im Jahre 1954 erhielt man vom neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz zwar die Stadtrechte wieder zurück, um sie dann 1969 im Zuge der Gebietsreform und der damit verbundenen Eingemeindung nach Worms jedoch erneut (vorübergehend ?) trotz einer Klage vor dem Verwaltungsgericht in Koblenz wieder aberkannt zu bekommen. Das hat jedoch nichts daran geändert, dass man bis heute in Pfeddersheim größten Wert auf seine Eigenständigkeit legt.


Jürgen Pfitzner

Quelle: Festschrift anläßlich der 1225-Jahr-Feier Pfeddersheims

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