Der Ortsbeirat von Leiselheim hat am 17. März 2009 das Leitbild für den Vorort beschlossen, in dem aufgezeigt wird, wie man sich die Entwicklung der nächsten Jahre vorstellt.
Liebe Leiselheimerinnen, liebe Leiselheimer,
von dem Journalisten Peter von Zahn stammt folgendes Zitat:
“Die Zukunft einer Gemeinde kann nicht dem Zufall überlassen werden.“
Mit anderen Worten: auch ein Ort wie Leiselheim braucht Visionen.
Mit dem vorliegenden Leitbild der Ortsgemeinde Leiselheim präsentieren wir Ihnen die Arbeit einer Projektgruppe, bestehend aus Mitgliedern des Ortsbeirates und interessierten Bürgern, welche sich intensiv mit verschiedenen Themen und Anliegen über die Zukunft des Ortes Gedanken gemacht und beschäftigt haben.
Das Leitbild von Leiselheim ist das Ergebnis eines über mehrere Monate durchgeführten Meinungsaustausches mit der zentralen Frage: Wohin soll sich unser Dorf in den nächsten 15 - 20 Jahren entwickeln?
Für die Zukunft tragen wir alle gemeinsam Verantwortung. Es muss daher unser gemeinsames Ziel sein, den Kurs einer zukunftsorientierten Gemeinschaft weiter zu verfolgen. Vor allem Lebensqualität, Kultur, Vereine, Unternehmen und Natur spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Auswärtigen bietet das Leitbild Einsichten in die zukünftigen Ziele der Ortsgemeinde Leiselheim. Leiselheim ist ein Ort, in dem ca. 2000 Menschen leben; in dem sich das Soziale entfaltet, und wo die Menschen einen Großteil ihrer Freizeit verbringen. Leiselheim ist aber auch ein Ort der Kommunikation und der Integration.
Das gemeinsam entwickelte Leitbild wurde am 17.03.2009 vom Ortsbeirat Leiselheim beschlossen.
Ihr Johann Nock
Ortsvorsteher
Ortsleitbild Leiselheim
beschlossen am 17.03.2009 vom Ortsbeirat Leiselheim
Der Ortsteil Leiselheim liegt nördliche der Pfrimm entlang eines Höhenrückens auf etwa 110 m über NN, circa 4,5 km nord-westlich vom Wormser Stadtzentrum. Im Süden wird der Ort durch das Pfrimmtal begrenzt und liegt entlang eines alten Mühlbachs. Besonders gute klimatische Bedingungen, die Fruchtbarkeit des Bodens, sowie die hochwassersichere Lage, begünstigten die Besiedlung an dem Südhang der Ausläufer des Rheinhessischen Hügellandes.
Schon früh haben sich Menschen im Leiselheimer Gebiet niedergelassen. Dies bestätigen Ausgrabungen und Funde aus der Jungsteinzeit. Nach Jahrhunderten römischer Herrschaft hatten um das Jahr 500 n. Chr. die Franken das Land in Besitz genommen und gesiedelt. Zum ersten Mal wird der Ort Leiselheim im Jahr 1141 erwähnt, (Luzilheim) kleine Gemarkung. Die kleine Feldmark umfasste 135 ha. Die älteste Kirche, 1496 erwähnt, stammte aus dem 13. Jahrhundert; 1931 wegen Baufälligkeit abgerissen und 1933 durch einen Neubau ersetzt.
Zunächst gehörte der Ort zum Wormser Domstift. Die Besitzer wechselten jedoch, so dass später die Pfalzgrafen Leiselheim verwalteten. Damit wurden die Bürger weitgehend reformiert, im Gegensatz zu den umliegenden katholischen Ortsteilen, die im Besitz des Domstiftes blieben. Bis zur französischen Revolution 1789 blieb Leiselheim im Besitz der Kurpfalz. Im Jahr 1816 gelangte Leiselheim zum Großherzogtum Hessen. Im Jahr 1942 wurde der Ort Leiselheim in die Stadt Worms eingemeindet. Um die Eigenständigkeit zu unterstreichen wurden Verwaltung, Standesamt, Ortsgericht und die Benutzung des Friedhofes eigenständig weitergeführt. Zunehmend wird die Verwaltung jedoch bei der Stadt Worms zentralisiert.
Bereits 1548 erhielt Leiselheim ein eigenes Rathaus, ein Fachwerkbau von historischer Bedeutung, was die Eigenständigkeit unterstreicht. Das Gebäude diente dem Ort als Ratssaal, Schule, Gefängnis sowie im Erdgeschoß als Feuerwehrhaus. Der Abbruch des verfallenen Gebäudes im Jahr 1975 war ein nicht wieder gut zu machender Verlust. Ebenso ist der Verkauf der alten Lehrerwohnung, ein denkmalgeschütztes historisches Haus neben der jetzigen Ortsverwaltung, im Jahr 2005 durch die Stadt Worms zu beklagen.
Der alte Mühlbach im Süden von Leiselheim bildete lange die wirtschaftliche Grundlage für das Gedeihen der Gemeinde. In ihm badete im Sommer die Jugend. Ein reicher Fischbestand wies auf eine gute Wasserqualität hin. Das Vieh wurde an ihm getränkt. An ihm lagen die Mühlen: Neumühle, Egelhofmühle und Friedrichsmühle. Das Gebiet um den Mühlbach war vor der Kanalisierung 1971 ein lebendiges Milieu, das „Klein Venedig“ genannt wurde und ein schönes Dorfmotiv darstellte - heute vernachlässigt - hier gilt es wieder anzusetzen.
Die Nähe zur Stadt Worms war für Leiselheim schon immer von sehr großer Bedeutung, was das wirtschaftliche, politische und religiöse Leben anbetrifft. Die Kriegswirren im 17. und 18. Jahrhundert veranlassten die Bewohner, Geheimkeller und Geheimgänge anzulegen, die heute noch zum Teil erhalten sind. Der Ort wurde durch die vorhandenen bäuerlichen Betriebe geprägt. Zunehmend wird der Ort jedoch ein Wohnort für die in Worms und Umgebung tätige Menschen. Das Pfrimmtal, an dem Leiselheim liegt, ist als Frischluftschleuse für die Stadt Worms von zentraler Bedeutung; hierauf muss bei der weiteren Entwicklung besonders geachtet werden. Der dörfliche Charakter des Ortes blieb erhalten. Bis heute wird die Straße noch von den Anwohnern selbst gekehrt, was die Verantwortung der Bürger für ihren Ort stärkt und die Gemeinschaft fördert.
Die Autobahn im Westen und die Krankenhaustangente im Osten, das Pfrimmtal im Süden und die leichte Hanglage im Norden begrenzen die bauliche Entwicklungsmöglichkeit des Ortes. - Die innerörtliche Gestaltung mit der Lösung der Verkehrsprobleme sowie die Gestaltung der Grünflächen um und in Leiselheim, wird somit die Zukunft prägen. Die Bevölkerungsentwicklung, die im Jahr 2009 ca. 2000 Einwohner beträgt, wird voraussichtlich stabil bleiben.
Leiselheim ist ein Wohn- und Weinort mit eigenem, dörflichem Charakter. Alle Bürger identifizieren sich mit ihrem Wohnort und engagieren sich weiterhin in Vereinen und Politik. Nachbarschaftshilfe bleibt selbstverständlich. Die eigenverantwortliche Straßenreinigung unterstreicht den dörflichen Charakter auch unseres Ortes und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl sowie den Kontakt der Bürger, dies soll auch in Zukunft so bleiben.
Der Ortsbeirat ist ein Bindeglied zwischen Stadt und Bürger. lnformationsplattformen sollen allen Bürgern zur Verfügung stehen. Die Bürgerbeteiligung soll selbstverständlich werden. Mitarbeit aller Alters- und sozialen Gruppen ist wünschenswert.
Leiselheim hat grundsätzlich gute Kontakte zur Stadtverwaltung. Die Meinungen und Wünsche der politischen Gremien (Ortsvorsteher, Ortsbeirat, Parteien) und der Bürger müssen jedoch früher bei den Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden.
Die lokale Presse wird als Organ der Öffentlichkeitsarbeit intensiv genutzt. Das Internet wird eine größere Rolle übernehmen.
Leiselheim hat ein positives Image, die Bürger leben gerne hier. Alle fühlen sich wohl, integrieren und bemühen sich, dass dies so bleibt. Es wird darauf hingearbeitet, dass es auch zukünftig keine sozialen Brennpunkte gibt. Neubürger sollen den ländlichen Charakter akzeptieren lernen, denn dies macht im Wesentlichen die Wohnqualität dieses Vorortes aus.
Das Vereinsleben in der Gemeinde soll weiter gefördert werden; es bildet ein starkes Bindeglied der Menschen untereinander. Des Weiteren fördert es Integration sowie das Einleben von Neubürgern in den Ortsteil und steigert so den Wohnwert. Insbesondere junge Leute müssen für eine aktive Mitarbeit in Vereinen und sozialen Initiativen gewonnen werden.
Kerwe und Nikolausmarkt sind zentrale Leiselheimer Veranstaltungen. Sie sollen auch in Zukunft für die Bewohner Leiselheims als attraktive Festveranstaltungen erhalten bleiben und bedürfen daher entsprechender Unterstützung.
Der Wohnwert ist für Leiselheim von zentraler Bedeutung. Gewerbeflächen können im Ort nicht ausgewiesen werden. Somit ist die attraktive Wohnlage mit einer guten Verkehrsanbindung ein schützenswertes Gut. Als Folge der eingeschränkten ortsnahen Einkaufsmöglichkeit muss die Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr verbessert werden.
Eine Entlastung vom Durchgangsverkehr ist notwendig, um die Lebensqualität der Einwohner zu verbessern. Insbesondere die Situation in der Pfeddersheimer Straße/ Winzerstraße und der Dr.-lllert Straße muss verbessert werden.
Der Verkehr aus/nach Pfeddersheim soll durch geeignete Maßnahmen auf die B47 verlagert werden. Im Ort sollen Maßnahmen zur Verkehrsentschärfung getroffen werden, um das Gefährdungspotential für Fußgänger und Anwohner durch den Verkehr zu minieren. Die Lärmbelastung durch den Verkehr soll abgebaut werden.
Beim Aus- und Umbau der Verkehrswege ist darauf zu achten, dass Kinder, ältere Mitbewohner und Behinderte sicher am Verkehr teilnehmen können.
Bessere Anbindungen zu lokalen und regionalen Verkehrsachsen ermöglichen es Pendlern von Leiselheim aus schnell ihre Arbeitsorte zu erreichen. Die Einführung eines Ringverkehrs im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist wünschenswert um die Wormser Ortsteile untereinander zu vernetzen, ohne dass große Umwege über den zentralen Omnibusbahnhof notwendig sind.
Der dörfliche Charakter Leiselheims soll erhalten bleiben. Um dies zu erreichen sollen keine Hochhäuser und andere Großbauten das Ortsbild stören. Leiselheim soll ein Ortsteil im Grünen bleiben.
Der Ortskern muss erhalten bleiben. Frei werdende Häuser sollen weiter bewohnt und belebt werden. Auch in Leiselheim gilt der Grundsatz der Innen- vor Außenentwicklung.
In Leiselheim sollen Einrichtungen für die ältere Generation geschaffen werden: betreutes Wohnen; altersgerechte Einrichtungen.
Der Friedhof in Leiselheim muss als eigenständige Anlage erhalten bleiben.
Der teilweise als Grünfläche markierte Bereich im Flächennutzungsplan der Stadt entlang des alten Mühlgrabens im Westen von Leiselheim ist zu einem „Bereich von besonderer Bedeutung Naherholung“ ausgewiesen. Dieser Bereich des alten Mühlgrabens soll zu einer Grünzone für Leiselheim angelegt werden.
Die Ausgleichfläche für die neue Tangente muss in Leiselheim bleiben, wie bereits im Flächennutzungsplan vorgesehen. Die Fläche sollte parkähnlich angelegt werden, damit sie für die Naherholung genutzt werden kann.
Die weitgehende Erhaltung der ökologischen und landschaftlichen Kontinuität des Pfrimmtals muss erhalten bleiben: Dies ist bei der Entscheidung der Brückengestaltung an der Krankenhaustangente und der Wege- bzw. Straßenführung zu berücksichtigen.
Um die Versorgung der Leiselheimer mit Gütern des täglichen Bedarfs zu gewährleisten sind die bestehenden Einkaufsmöglichkeiten im Ort zu sichern. Der Zugang zu regionalen Märkten ist zu gewährleisten. Banken, eine Poststelle sowie Apotheke und weitere Arztpraxen (Allgemeinarzt, Kinderarzt, Zahnarzt) sind wohnungsnah vorhanden bzw. sollen noch eingerichtet werden.
Ein eigenes Gewerbegebiet kann wegen der örtlichen Gegebenheit nicht realisiert werden. Der Bestand an Arbeitsplätzen vor Ort in Kleingewerbebetrieben und Handwerksunternehmen soll gesichert werden. Die gewerbliche Entwicklung in Leiselheim ist auf den dörflichen Charakter abzustimmen.
Die Gastronomie als wichtiger Ort der Kommunikation muss erhalten bleiben bzw. ausgebaut werden.
Wein gehört in Leiselheim dazu. Der Weinanbau wird von der Bevölkerung akzeptiert. Die Leiselheimer Weine sind über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Die Winzer bringen sich ein und öffnen ihre Höfe, die Angebote werden von den Leiselheimern angenommen. Leiselheimer Weine sollen in der lokalen Gastronomie angeboten werden.
Der Saalbau muss ein zentraler Veranstaltungsort in Leiselheim bleiben. Hier finden vielfältige Veranstaltungen für alle Alterszielgruppen statt.
Der Heimatverein ist ein zentrales Bindeglied der Vereine im Ort und die Grundlage für die Heimatforschung. Für ihn soll ein geeignetes Gebäude in zentraler Lage gefunden werden, das als Heimatmuseum eine Sammelstelle bilden kann. Der Ankauf eines geeigneten Objektes bedarf der Unterstützung seitens der Stadt.
Die Leiselheimer zeichnen sich durch Toleranz gegenüber unterschiedlichen Generationen und Kulturen aus.
Die Einbindung der Neubürger in die Ortsgemeinschaft muss aktiv unterstützt werden, Sie sollen aktiv begrüßt und über örtliche Angebote der Vereine und des kulturellen Lebens informiert werden. Hier kommt auf die Vereine sowie auf die politischen Vereinigungen eine besondere Verantwortung zu.
Die Kirchen übernehmen im kulturellen Leben Leiselheims auch in Zukunft eine tragende Rolle. Sie sind mit ihren Angeboten ein wichtiger Bestandteil der Ortsteilkultur. Dazu gehört auch, dass alle Bürger und Bürgerinnen das Läuten der Kirchenglocken akzeptieren.
Durch ein auf die Wünsche der Bevölkerung abgestimmtes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen über die Öffnungszeiten des Kindergartens hinaus wird die Attraktivität Leiselheims als Wohnort für Familien verbessert. Hierzu sind auch Krippenplätze zu schaffen. Auch Angebote für die Hausaufgabenbetreuung sollen gemacht werden.
Für Kinder und die heranwachsende Jugend müssen attraktive Spiel-, Bolzplätze und Treffpunkte eingerichtet und gepflegt werden, damit sie sich vor Ort wohl fühlen und in das Ortgeschehen eingegliedert werden.
Leiselheim ist und bleibt ein familienfreundlicher Ortsteil.
Bildungseinrichtungen in Worms und anderen Ortsteilen müssen gut erreichbar sein. Angebote vor Ort sollten auf- und ausgebaut (Erwachsenenbildung, Musikschule,...) werden.