11.03.2024 / Museen

"Tanz ins Zwanzigste"

Die neue Sonderausstellung "Tanz ins Zwanzigste" im Museum Andreasstift und Museum Heylshof widmet sich der Darstellung des modernen Tanzes in der Bildenden Kunst vom Ende des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Krinolinentanz, 1910, Lithographie koloriert
Krinolinentanz, 1910, Lithographie koloriert
© Fotograf: Leo Rauth; LETTER Stiftung, Köln
Tanzende Tode, 1921, Holzschnitt
Tanzende Tode, 1921, Holzschnitt
© Fotograf: Arminius Hasemann; LETTER Stiftung, Köln

Ausdruck von Kreativität und Lebensfreude

Mit der aktuellen Sonderausstellung „Tanz ins Zwanzigste. Kunst der Seitenbühne aus dem Fundus LETTER Stiftung Köln“ widmen sich das Museum der Stadt Worms im Andreasstift und das Museum Heylshof vom 9. März bis zum 16. Juni der Darstellung des modernen Tanzes in der Bildenden Kunst. Die Schau dokumentiert die Entwicklung vom Ende des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Gezeigt werden Skulpturen und Druckgrafiken aus der Sammlung der Kölner LETTER Stiftung, ergänzt durch eine Auswahl kunstgewerblicher Objekte aus der Sammlung des Mannheimer Kulturhistorikers und Kurators Wolfgang Knapp.

Sie verbannten Ballettschuhe und Tutu in den Schrank und traten barfuß auf. Wegbereiter des modernen Tanzes wie Isadora Duncan, Rudolf von Laban oder Mary Wigman brachen mit bürgerlichen Konventionen und auch in den Nachtclubs und Tanzlokalen der Großstädte war eine gewisse Rebellion zu spüren, wenn die Frauen in kniefreien Kleidern übers Parkett wirbelten: Hundert Jahre ist es her, dass in den „Goldenen Zwanzigern“ Kreativität und Lebensfreude einen neuen Ausdruck im Tanz fanden. Anlässlich dieses Jubiläums beleuchtet die neue Ausstellung die Entwicklung des Tanzes in dieser Zeit. 

„Tanz ins Zwanzigste“ zeigt mit zahlreichen Exponaten, wie der Tanz gesellschaftliche Entwicklungen reflektierte und Kunstschaffende inspirierte, tänzerische Ausdrucksformen in Skulpturen und Grafiken zu übertragen. Die Bestände der gemeinnützigen LETTER Stiftung zu diesem Thema werden in mehreren deutschen Städten gezeigt, unter anderem ab dem 9. März in Worms.

Ergänzt werden die Kölner Exponate durch eine Auswahl kunstgewerblicher Objekte und Arbeiten der angewandten Kunst aus der Sammlung des Mannheimer Kulturhistorikers Wolfgang Knapp, die im Weißen Saal des Andreasstifts zu sehen sein werden.

Die Sonderausstellung „Tanz ins Zwanzigste“ zeigt, wie das gewandelte gesellschaftliche Selbstverständnis angesichts zunehmender Industrialisierung und rasanter Urbanisierung nicht zuletzt auch in eine neue Tanzkultur mündete. Berühmte Bühnen- und Schleiertänzerinnen entwickelten aus dem strengen Kanon des klassischen Balletts freiere, natürlichere Bewegungsformen, die schließlich im Ausdruckstanz ihren Höhepunkt fanden.

Die Kunstschaffenden feierten auch die neue Freiheit des Körpers und stellten das bewegte Tanzmotiv in Bildhauerei oder Malerei und Grafik dar. Zu ihnen gehörte unter anderem Leo Rauth, der sich vom Münchner Jugendstil anregen ließ. Seine plakativen Werke zeigen neben Kostümdarstellungen und Gesellschaftsszenen Tanzmotive, wie zum Beispiel eine spärlich bekleidete Tänzerin im Krinolinenrock. Zwei Bronzen von Rudolf Kaesbach stellen junge Frauen dar, die ausgelassen barfuß tanzen.

Die neuen gesellschaftlichen Strömungen beeinflussten auf vielfältige Weise den tänzerischen Ausdruck. Auch die Kenntnisse anderer Kulturen, vermittelt durch Weltausstellungen und Reisen, wirkten prägend. Außerdem äußerten sich in den Bewegungsformen ein wachsender Zweifel am Fortschritt und eine neue Zivilisationskritik, wie sie zum Beispiel die Lebensreformbewegung übte. Ihre Vertreter propagierten um 1900 den Tanz in freier Natur.

Olaf Mückain, Wissenschaftlicher Leiter des Museums der Stadt Worms im Andreasstift und Kurator des Museums Heylshof: „Das beginnende 20. Jahrhundert sah eine Gesellschaft, deren Lebensumstände sich gravierend änderten und deren Moralvorstellungen sich öffneten. Diese Zeit brachte eine große Veränderung im Tanz – vom Ballett zum Ausdruckstanz, vom Walzer zum Tango. Die Entwicklungen, die damals ihren Anfang nahmen, legten die Grundlage für den modernen Tanz von heute. Die bildende und die angewandte Kunst, die gleichzeitig selbst einen großen Wandel durchliefen, nahmen diese Impulse bereitwillig auf und bildeten den Tanz auf vielfältige Weise ab, wie man in unserer Ausstellung eindrücklich sehen kann.“

Ausstellung im Museum der Stadt Worms im Andreasstift:

In der Andreaskirche des Museums Andreasstift werden die vielfältigen Einflüsse zwischen Tanz und Bildender Kunst thematisiert. Zahlreiche Künstler ließen sich von berühmten Tänzerinnen ihrer Zeit anregen und versuchten, die dynamischen Bewegungen einzufangen. 

Im Weißen Saal des Museums ist der Ausstellungsexkurs „Tanz – Kunst – Handwerk“ mit Exponaten aus der Sammlung von Wolfgang Knapp zu sehen. Hier vermitteln Porzellanfiguren, Graphiken, Schatullen und Tanzschuhe einen Eindruck, wie sich der Tanz in der häuslichen Wohn- und Populärkultur der 1910er bis 1970er Jahre widerspiegelt.

Öffentliche Führungen im Museum Andreasstift:

  • Donnerstag, 21. März 2024, 17.30 Uhr
  • Donnerstag, 18. April 2024, 17.30 Uhr
  • Sonntag, 26. Mai 2024, 11 Uhr
  • Sonntag, 16. Juni 2024, 11 Uhr

Die Führung kostet den Eintrittspreis der Sonder- und Dauerausstellung zzgl. 6 Euro für die Führung. Die Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich. Der Treffpunkt ist jeweils an der Museumskasse im Eingangsbereich. Tickets erhält man im Online-TIcket-Shop oder an der Kasse im Museum Andreasstift.

Ausstellung im Museum Heylshof:

Die gezeigten Exponate im Museum Heylshof veranschaulichen zwei traditionelle Motive, die Anfang des 20. Jahrhunderts neu belebt und interpretiert wurden. Der Hexentanz, bekannt aus Darstellungen der Walpurgisnacht, diente nun als Spiegel einer Gesellschaft, die im wilden, regellosen Tanz in Nachtclubs Zerstreuung suchte. Der Totentanz, Gleichnis der Vergänglichkeit allen Lebens, wurde zum Symbol für das Leid des Ersten Weltkriegs. Durch Reisen und Weltausstellungen gelangten darüber hinaus die Tänze „fremder Völker“ auf die Bühne, wo sie zur Inspiration für Graphiker und Bildhauer wurden.

Führungen im Museum Heylshof:

  • Kunst Pause: „Einführung: Tanz ins Zwanzigste mit Toten, Hexen und Exoten“, Mittwoch, 13. März, 13 Uhr
  • Führungen: Donnerstag, 11. April, 16. Mai und 13. Juni, jeweils 16 Uhr.

Die Teilnahme kostet den Eintrittspreis zzgl. 4 Euro für die Führung. Anmeldung unter Telefon (0 179) 6 93 90 74 oder msmhylshfnlnd

Service

Service: Termine, Öffnungszeiten & Eintrittspreise

Die Sonderausstellung „Tanz ins Zwanzigste“ ist sowohl im Museum der Stadt Worms im Andreasstift als auch im Museum Heylshof vom 9. März bis 16. Juni 2024 zu sehen.

Alle Informationen zu den Eintrittspreisen (auch zu Kombitickets) und Öffnungszeiten finden Sie auf den Museums-Homepages:

Quelle: Kultur und Veranstaltungs GmbH Worms

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