29.01.2024 / Stadtarchiv

Urkunde ist 950 Jahre alt

Am 13. Januar sowie am eigentlichen Ausfertigungstag des ungewöhnlichen Dokuments, dem 18. Januar, feierte die Stadt Worms den „runden Geburtstag“ ihrer ältesten Archivalie mit verschiedenen Informationsveranstaltungen.

Stadtarchivleiter Dr. Gerold Bönnen stellte im vollbesetzten Großen Liebfrauensaal des WORMSER die Urkunde Heinrichs IV. an die Wormser von 1074 vor.
Stadtarchivleiter Dr. Gerold Bönnen stellte im vollbesetzten Großen Liebfrauensaal des WORMSER die Urkunde Heinrichs IV. an die Wormser von 1074 vor.
© Pressestelle Stadt Worms

Pergament im Original erleben

Den vorläufigen Höhepunkt bildete eine Feierstunde im WORMSER, bei der Dr. Gerold Bönnen, Leiter des Stadtarchivs Worms, im Rahmen seines Festvortrags über den historischen Hintergrund der Entstehung der Urkunde sowie deren Inhalt, Beschaffenheit und Archivierung bis in die Gegenwart informierte. Grußworte sprachen Oberbürgermeister Adolf Kessel und der Vorsitzende des Altertumsvereins Worms, Dr. Burkard Keilmann. Beide würdigten auch die Bedeutung des Stadtarchivs als Gedächtnis der Stadt.

Aufgrund des großen öffentlichen Interesses an der Urkunde bietet das Stadtarchiv Worms eine weitere Möglichkeit, das Dokument im Original zu erleben: Dr. Bönnen wird das Pergament am

Dienstag, 20. Februar, 18 Uhr, im Stadtarchiv, Raschi-Haus, Hintere Judengasse 6, 67547 Worms

erneut der Öffentlichkeit präsentieren und Fragen beantworten. Dazu laden wir herzlich ein.

Hintergrund

Vor exakt 950 Jahren passierte in Worms etwas nie Dagewesenes: Nachdem die Wormser ihren Stadtherrn, den Bischof, aus der Stadt verjagt hatten, unterstützten sie gemein­­schaftlich militärisch den jungen König Heinrich IV. und ließen ihn und sein Gefolge in die ummauerte Stadt. Nachdem Heinrich bei einem Aufstand in Sachsen fast sein Königtum verloren hatte, retteten die Wormser damit seinen Thron. Im Gegenzug reagierte der Herr­scher in spektakulärer Weise: In einer feierlichen, lateinischen Herrscherurkunde räumte er den jüdischen wie christlichen Wormsern unter großem rhetorischem Aufwand als Dank für die Hilfe und Unterstützung wirtschaftlich höchst willkommene Zollfreiheiten ein und forderte andere Städte ausdrücklich zur Nachahmung auf.

Erstmals überhaupt stellte ein König damit am 18. Januar 1074 zusammen mit seinem nur kleinen Gefolge einer noch ganz in den Anfängen stehenden Gemeinschaft von Bürgern in Worms eine Urkunde aus, steigerte ihr Selbstwertgefühl, erkannte sie als rechtsfähig an und zeichnete sie damit in einer beispiellosen Weise aus. Das feierliche und aufwendig gestaltete Pergament, das mit dem gut erhaltenen Siegel des Herrschers beglaubigt wurde, wird seitdem von der Stadt Worms verwahrt. Es gilt heute als ein herausragender Beleg für die wachsende Bedeutung der Städte auch und gerade für die Herrschaft des Königtums im ‚Game of Thrones‘ des Mittelalters. Zugleich dokumentiert das Stück die Entstehung einer erst noch in den Anfängen stehenden, rechtlich verfassten Gemeinschaft von Bürgern, zudem belegt es den Radius des ausgreifenden Wormser Fernhandels rheinabwärts und in Richtung Westfalen/Sachsen.

Quelle: Stadt Worms

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