Die Innenentwicklung ist von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung der Stadt Worms. Um sie voranzutreiben werden sämtliche Felder des Städtebaus bearbeitet. Die Stadt Worms geht dabei mit rahmensetzenden Planungen und tragenden Leitprojekten gestuft vor.
Beides ist notwendig – kurzfristiges Handeln und langfristiges Planen.
... so könnte man einen Schwerpunkt der Wormser Stadtentwicklungsplanung in einem griffigen Schlagwort zusammenfassen.
Im Zusammenhang mit der Innenentwicklung stellen sich vor allem zwei Aufgaben: Stärkung des Zentrums (dies gilt auch für die Stadtteilzentren) sowie Wiederbelebung brachgefallener oder davon bedrohter Flächen. Der Sicherung und Steigerung der Nutzungsvielfalt in den zentralen Bereichen und damit Steigerung der Attraktivität bei allen städtischen Nutzungsaspekten: Wohnen, Arbeiten, Handel, Bildung, Freizeit und Kultur für alle Bevölkerungsgruppen gilt das besondere Augenmerk.
Worms hat derzeit ca. 83.000 Einwohner, die sich auf die Innenstadt und 13 Stadtteile verteilen. Weniger als die Hälfte der Einwohner leben in der Innenstadt. Im System der zentralen Orte ist Worms als Mittelzentrum eingestuft und erfüllt Teilfunktionen eines Oberzentrums. Worms ist in zwei Metropolregionen vertreten: Rhein-Main und Rhein-Neckar. Ein hoher Prozentsatz der Arbeitsplätze in Worms entfällt auf den gewerblichen Bereich - mit Schwerpunkten bei Maschinenbau und Chemie. In der jüngeren Vergangenheit siedeln vor allem Logistikunternehmen in Worms an.
Das Profil der Stadt ist sehr vielfältig. Wir schmücken uns mit den unterschiedlichsten Attributen: Domstadt, Lutherstadt und Weinstadt, sind stolz auf das jüdische „Warmaisa“ und sind im Netzwerk der europäischen Union als älteste Stadt Deutschlands vertreten. Diese Vielfalt ist eher ein Problem, als dass sie zur Schärfung des Profils beiträgt. Darum wird in Worms zunehmend auf das Thema „Nibelungen“ gesetzt, als Alleinstellungsmerkmal zur Profilierung der Stadt genutzt und der Aspekt Stadttourismus als zukunftsfähiger Wirtschaftsfaktor gestärkt. Events wie Jazz-Festival oder Nibelungenfestspiele werden ganz bewusst in der Innenstadt angesiedelt.
Die Ziele zur Innenstadtentwicklung im Sinne einer Querschnittsaufgabe und die daraus entwickelten Maßnahmen beschreiben den umfassenden Ansatz des Vorgehens der Stadt Worms:
Schaffung zusammenhängender attraktiver innenstadtnaher Grün- und Erholungsflächen einschließlich der Anbindung der Innenstadt an den Rhein,
Bündelung des Verkehrs auf Magistralen (Ringe), Steigerung der Attraktivität des ÖPNV, insbesondere durch Beschleunigungsmaßnahmen für den ÖPNV und eine attraktivere Einbindung des Bahnhofs in die Innenstadt,
Schaffung funktionsgerechter und attraktiver öffentlicher Stadträume,
Schaffung attraktiver öffentlicher Einrichtungen mit "Magnetwirkung" zur Belebung der Innenstadt einschließlich Gestaltung ihres Umfeldes,
Ansiedlung attraktiver Handels- und Dienstleistungseinrichtungen in der Innenstadt zur Bindung von Kaufkraft und zur Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen,
Schaffung attraktiver Wohnangebote in der Innenstadt zur Stärkung der Wohnfunktion einschließlich erforderlicher Infrastruktur (Schulen, Kindergärten, Sportstätten etc.).
Grundlage für die Maßnahmen zur Gesamtaufgabe Innenstadtentwicklung bildet insbesondere das Innenstadtkonzept. Die Innenstadt von Worms sieht sich einem wachsenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt.
Neben den nahegelegenen Oberzentren und den benachbarten Mittelzentren bedeuten stetig zunehmende Einzelhandelsangebote auf der grünen Wiese wachsende Konkurrenz. Die Auswirkungen dieser Entwicklung waren durch Leerstände zahlreicher Ladenlokale augenfällig geworden. Wegen der zentralen Bedeutung des Handels als Leitfunktion der Innenstadt und vor dem Hintergrund der Bedeutung der Innenstadt für die Gesamtstadt war dieser Prozess nicht hinnehmbar und erforderte Gegensteuerung. Gleichzeitig musste zur Darstellung der gesamtstädtischen Versorgungsstruktur neben dem Handel auch die Innenstadt als Dienstleistungsstandort untersucht werden.
Auf Beschluss des Stadtrates der Stadt Worms wurde daher ein Innenstadtkonzept erarbeitet. Es besteht aus einer Handels- und Dienstleistungsuntersuchung sowie einem darauf aufbauenden Innenstadtrahmenplan.
Die Handels- und Dienstleistungsuntersuchung arbeitet, basierend auf aktuellen Einzelhandelsdaten über Kaufkraft, Umsätze, Käuferverhalten u. ä. aber auch einer Analyse der sonstigen Dienstleistungs-, Gastronomie-, Kultur- und Tourismusangebote, die maßgeblichen zentrumsrelevanten Rahmenbedingungen und Entwicklungslinien heraus, prognostiziert die Entwicklungsfaktoren und liefert Handlungsstrategien zur Attraktivitätssicherung und –steigerung der Innenstadt.
Sie liefert dabei auch Ansatzpunkte für das Handeln der Stadt im Sinne gezielter Wirtschaftsförderung, der Anforderungen an die städtebauliche Gestaltung sowie der Struktur der Betriebe.
Sie wurde für die Gesamtstadt durchgeführt, da die wirtschaftliche Entwicklung der Innenstadt nicht losgelöst von der Entwicklung in den Stadtteilen und am Stadtrand gesehen werden kann. Ein wesentliches Ergebnis dieser Untersuchung ist die Definition von drei Polen in der Innenstadt: Ludwigsplatz, Bahnhof und Marktplatz.
Jeder hat sein eigenes Profil. Am Ludwigsplatz liegt die Kaiserpassage, ein vor 2 Jahren eröffnetes Einkaufszentrum an der Stelle des früheren Kaufhauses Horten und der ehemaligen Hauptpost. Hier entstanden ca. 17.000 m² Verkaufsfläche mit Schwerpunkt im Bereich Textil und ein Parkhaus mit ca. 700 Stellplätzen. Der Bahnhofsbereich ist nach wie vor Stadteingang und Verkehrsknotenpunkt mitten in der Innenstadt und soll dementsprechend gestärkt werden.
Der Marktplatz stellt gemeinsam mit dem angrenzenden Neumarkt das Bindeglied zwischen der Einkaufsinnenstadt und dem touristischen Primärziel Dom dar. Zwischen diesen Polen kann und soll sich die Wormser Innenstadt entwickeln. Gleichzeitig sollen diese Pole auch ausstrahlen in die Innenstadtrandbereiche, die stark vom Wohnen geprägt sind, und diese an die Innenstadt anbinden. Aktivitäten, auf die die Stadt Einfluss nehmen kann, wie zum Beispiel der Wochenmarkt, werden so in der Innenstadt zu platziert, dass sich nicht alle Aktionen auf eine Stelle konzentrieren, sondern den Dreiklang dieser Pole stabilisieren.
Die Ergebnisse der Handels- und Dienstleistungsuntersuchung wurden vom Stadtrat als Leitlinien zur Stärkung und Stützung der Innenstadt im Einzelhandel beschlossen.
Der Rahmenplan Innenstadt liefert, basierend auf den Ergebnissen der Handels- und Dienstleistungsuntersuchung, einen tragfähigen Rahmen für die künftige städtebauliche Entwicklung in der Innenstadt. Er beschäftigt sich vor allem mit der baulichen Umsetzung der zuvor gewonnenen Erkenntnisse, d. h. insbesondere mit der räumlichen Nutzungsverteilung, der Gestaltung des öffentlichen Raums, der Vernetzung der Plätze in der Innenstadt und der Verknüpfung der Innenstadt mit den Randbereichen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Verbindung auf die Westseite der Bahn und der Verbindung zum Rhein zu.
Zentrale Aufgabe des Rahmenplanes ist es, die konkreten Projekte, insbesondere Rheinbrückenplanung mit Rheinufergestaltung, Bahnhofsplanung einschließlich Umfeld und Marktplatzneugestaltung, die Konversionsprojekte in der Innenstadt und am Innenstadtrand (Prinz-Carl-Anlage, Schönauer Straße und Liebenauer Feld) sowie die rahmensetzenden Fachplanungen für die Innenstadt (Verkehrskonzept und Grüne Perlenkette) zusammenzuführen und aufeinander abzustimmen.
Die notwendigen Bestandsanalysen, Ziele und Konzepte bieten Möglichkeiten für das Handeln der Stadt in eigener Regie durch Gestaltung des öffentlichen Raums, durch administrative Vorgaben für Private (z.B. die Notwendigkeit von Bebauungsplänen und Satzungen) und zum Einsatz von Förderinstrumenten zur Unterstützung bei der Verwirklichung dieser Ziele.
In einem vertiefenden Schritt wurden aufgrund der Lage, der baulichen Situation und der vorhandenen Nutzungen Strukturbereiche innerhalb der Einzelhandelsinnenstadt definiert, die zur Steuerung der Innenstadtentwicklung Stadtmarketing und Citymanagement beim Dialog mit Hausbesitzern und Gewerbetreibenden unterstützen sollen. Hintergrund dieser Überlegungen ist, dass die Innenstadt nicht nur ihr Profil als Ganzes schärfen muss, um gegenüber konkurrierenden Standorten am Stadtrand bestehen zu können, sondern dass auch das Herausarbeiten von Bereichen mit unterschiedlichen Profilen innerhalb der Innenstadt der Stärkung der Einzelhandelsinnenstadt insgesamt dient.
Die Stadt Worms hat auch an der Initiative des Landes Rheinland-Pfalz „Werkstatt Innenstadt“ teilgenommen und wurde mit ihrer Idee „Stärkung der Innenstadt durch Stärkung der Einzelhandelsinnenstadt“ als eine von zwei Modellgemeinden in der Kategorie der Städte über 30.000 Einwohner ausgewählt. Dieser Idee lag ein Ergebnis der Handels- und Dienstleistungsuntersuchung zugrunde. Die Wormser Innenstadt wird insbesondere durch kleine und sehr kleine Geschäfte mit Verkaufsflächen von weniger als 50 m² geprägt.
Sie können nur schwer wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden, dienen aber gleichzeitig dem Profil der Stadt. Die Stadt Worms steht hier vor den gleichen Aufgaben, wie wahrscheinlich sehr viele Städte: Leerstände, hohe Fluktuation, gestalterische Probleme. Damit stellt sich die auch auf andere Städte übertragbare Frage: Wie können insbesondere kleine, zumeist inhabergeführte Geschäfte zukunftsfähig gestaltet werden, ohne dass mit der Umgestaltung oder Umnutzung die städtebauliche Struktur verloren geht?
Für eine in diese Richtung zielende öffentliche Förderung privater Maßnahmen wurden zwischenzeitlich Richtlinien erarbeitet, die als Grundlage dienen für Modernisierungsvereinbarungen zwischen Stadt und privatem Investor. Hiermit soll der positive Veränderungstrend, der bereits in der Innenstadt spürbar ist, beschleunigt und stabilisiert werden.
Mit der Fußgängerzone Wilhelm-Leuschner-Straße, von den Wormsern „KW“ genannt, nimmt die Stadt Worms außerdem am Modellvorhaben des Landes Rheinland-Pfalz zum Thema „Quartiersgemeinschaften“ teil, mit dem untersucht werden soll, ob und wenn ja unter welchen Rahmenbedingungen die Gedanken zu „BIDs“ – „Business Improvement Districts“ auf Rheinland-Pfalz übertragen werden können.
Ebenfalls im Zentrum der rahmensetzenden Planungen zur Innenstadtentwicklung steht das Verkehrskonzept Innenstadt, das Mitte der 90er Jahre aufgestellt und in 2007 fortgeschrieben wurde. Anliegen des Verkehrskonzeptes ist es alle Verkehrsarten zu erfassen, dabei den motorisierten Individualverkehr auf den notwendigen Verkehr zu reduzieren und so Raum zur Stärkung der Verkehrsarten des Umweltverbundes, also ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Hierbei wurde wie bei der Handels- und Dienstleistungsuntersuchung nicht nur die Innenstadt untersucht, sondern es wurden weite Teile der Gesamtstadt in die Überlegungen einbezogen.
Das Verkehrskonzept baut auf drei Ringen auf, einem äußeren Ring, dem Innenstadtring und einem sogenannten „Parkring“. Durch die Komplettierung des äußeren Rings soll der Durchgangsverkehr insbesondere in Ost-West-Richtung aus der Innenstadt herausgehalten werden. Die drei großen in diesem Zusammenhang noch notwendigen Baumaßnahmen sind die Verlängerung der Johann-Hinrich-Wichern-Straße (Krankenhaustangente), die Verlängerung der B 47 als Südumgehung von Worms und der Bau der zweiten Rheinbrücke.
Der Innenstadtring erfüllt Sammelfunktion. Dadurch können weite Teile der Innenstadt verkehrsberuhigt und so attraktive innerstädtische Wohnquartiere geschaffen werden. Entlang des Parkrings liegen die innerstädtischen Parkhäuser und Tiefgaragen. Durch seine leistungsfähige Ausgestaltung und die dynamische Beschilderung des Parkleitsystems wird der Parksuchverkehr reduziert. Insbesondere hierzu sollen im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrskonzeptes weitere Verbesserungen erzielt werden.
Mit der Umsetzung des Verkehrskonzeptes wird durch Reduzierung der Schadstoff- und Lärmbelastung insbesondere auch die Umweltqualität in der Innenstadt verbessert.
Wie rahmensetzende Planungen und tragende Leitprojekte ineinander greifen verdeutlicht die Umgestaltung des Wormser Hauptbahnhofes und seines Umfeldes, einem zentralen Baustein bei der Umsetzung des Verkehrskonzeptes Innenstadt.
Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme wurde der zentrale Omnibusbahnhof verlagert und neu gestaltet. Er erhielt eine separate Zufahrt von Norden über einen neuen Kreisverkehr an der Gaustraße. Außerdem wurde ein Park- und Ride Parkhaus mit ca. 400 Stellplätzen errichtet und die Brunhildenbrücke über die Bahn neu gebaut. Hier wurden an den Brückenköpfen zwei Kreisverkehrsplätze neu angelegt und so neue Verkehrsbeziehungen geschaffen.
Die Aufweitung der Fußgängerunterführung unter der Bahn einschließlich der Erneuerung der eigentlichen Station mit Modernisierung der Bahnsteige und Einbau behindertengerechter Aufzüge sowie einem Blindenleitsystem und die Neugestaltung der Bahnhofsvorplätze auf der West- und der Ostseite werden dieses Projekt abschließen.
Die Neugestaltung beider Bahnhofsvorplätze, die den Abschluss der Gesamtmaßnahme darstellen werden, verfolgt insbesondere das Ziel, künftig keine Vorder- und Rückseite zu haben, sondern zu Recht von einer West- und einer Ostseite des Bahnhofes zu sprechen. Die Gestaltung dieser beiden Plätze ist deswegen auch hinsichtlich der Bodenbeläge, der Beleuchtung und der Möblierung aufeinander abgestimmt.
Profitieren soll von der Aufwertung der Westseite insbesondere das Liebenauer Feld, ein innerstädtisches militärisches Konversionsprojekt, das über den Hauptbahnhof an die Innenstadt und die Fußgängerzone angebunden ist. Hier wurde das innerstädtische Straßennetz um eine weitere Hauptverkehrsverbindung in die Innenstadt ergänzt und so stark belastete Durchgangsstraßen in den Stadtteilen Worms-Hochheim und Worms-Neuhausen entlastet.
Bei der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes Ost wird insbesondere Wert gelegt auf die Schaffung einer angemessenen attraktiven Stadteingangssituation, die gleichzeitig zur Fußgängerzone und damit zur Einkaufsinnenstadt hinführt.
Der nächste Baustein zur Attraktivitätssteigerung des innerstädtischen Lebensraums betrifft die Gestaltung der Grün- und Freiflächen. Historisch bedingt gibt es in der Wormser Innenstadt nur wenige Freiflächen. Um so wichtiger ist es, die vorhandenen Freiflächen, die sich wie ein Kranz um die Innenstadt legen, miteinander zu verbinden, um sie als Ganzes erlebbar zu machen. Hierzu wurde das Konzept der „grünen Perlenkette“ entwickelt, das auch zur Stärkung des innerstädtischen Wohnens beitragen soll.
Sehr unterschiedliche Grünflächen werden dabei miteinander verbunden:
Mit dem Bau einer zweiten Rheinbrücke und der neuen Anbindung der B 9, die geringfügig nach Osten verlagert wird, erfährt der östliche Stadtteil eine deutliche Entflechtung der unterschiedlichen Verkehrsströme. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen zu kreuzungsfreien Verkehrsanbindungen zwischen dem Rheinufergelände und der Kernstadt von Worms.
Die Rheinstraße wird abgekoppelt vom überörtlichen Verkehr und soll nur noch dem Verkehr zwischen Innenstadt und Rheinuferbereich dienen, wovon vor allem der Fußgänger und Radfahrer profitiert. Der Rahmenplan „Rheinufer“ sieht zwei in Ost-Westrichtung verlaufende Hauptverbindungen für den Fußgänger- und Fahrradverkehr vor, die jeweils bis zum Rhein führen. Eine Hauptroute wird die neu auszubauende Rheinstraße sein, die andere Route verläuft in einem parallelen Abstand dazu nördlich auf der Höhe der Karl-Hofmann-Anlage/Nibelungenschule. Diese Haupterschließungsrouten führen jeweils in ihrer Fortsetzung nach Westen direkt in die Innenstadt von Worms.
Die geplanten neuen attraktiven Wegeanbindungen zur Kernstadt sind grundlegende Voraussetzungen, das bislang untergenutzte Rheinufergebiet einer der Bedeutung für die Gesamtstadt entsprechenden Nutzung, insbesondere Erholungs- und Freizeitnutzung, zuzuführen. Ziel ist, die attraktive Lage am Rheinufer insgesamt zu einem breiten Anziehungspunkt zu machen.
Die Straßenbaumaßnahmen sind im Gange und als Voraussetzung hierzu wurde bereits der Festplatz verlegt. Das Schlachthof-Areal wurde einer neuen Nutzung zugeführt und der ehemalige Floßhafen steht künftig als Yachthafen zur Verfügung, wobei das Naturfreundehaus weiter bestehen bleiben soll. Die Verkehrsanbindung erfolgt von Süden. Daher sind vor allem südlich der neuen Rheinbrücke aber auch nördlich der Rheinbrücken im Bereich des verbleibenden kleinen Festplatzes Kfz-Stellplätze geplant. Östlich der Floßhafenstraße unter der alten Rheinbrücke und nördlich davon sind ebenfalls Kfz-Stellplätze sowie Busparkplätze vorgesehen. Der Bereich zwischen Festplatz und Rheinstraße soll gärtnerisch thematisch gestaltet werden. Nördlich des Festplatzes sind dringend benötigte Kleinsportanlagen für die Nibelungen-Schule vorgesehen. Nördlich der Hauptverbindungsroute zwischen der Karl-Hofmann-Anlage und dem Rhein sieht der Rahmenplan „Rheinufer“ eine Parkanlage zu Erholungs- und Freizeitnutzungen vor.
Derzeit werden vorbereitende Untersuchungen gemäß BauGB durchgeführt mit dem Ziel, ein Sanierungsgebiet oder einen Entwicklungsbereich auszuweisen, um die geplante Neugestaltung auch in Hinblick auf Finanzierung und Zeithorizont auf ein solides Fundament stellen zu können. Das Bebauungsplanverfahren ist eingeleitet und auch eine Veränderungssperre wurde beschlossen. Parallel dazu werden die Entwurfsplanungen zur Neugestaltung der Rheinpromenade und der übrigen Freiflächen erarbeitet.
Aber nicht nur die Grünflächen, sondern der öffentliche Raum insgesamt muss attraktiv gestaltet sein, wenn die zentralen städtischen Nutzungen, insbesondere Handel und Wohnen, in der Innenstadt zukunftsfähig bleiben sollen. Aus diesem Grund wurden und werden aufbauend auf den Erkenntnissen des Rahmenplanes Innenstadt die innerstädtischen Plätze neu gestaltet und miteinander vernetzt. Wichtiges Bindeglied zwischen der Einkaufsinnenstadt und dem touristischen Stadtzentrum um den Wormser Dom ist der neu gestaltete Bereich Marktplatz/Neumarkt. Auf der Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbes wurde dieser Bereich in mehreren Bauabschnitten städtebaulich attraktiv und funktionsgerecht umgestaltet und so der Wormser Dom wieder stärker in die Stadtmitte geholt.
Auch die bauliche Erneuerung der Fußgängerzonen spielt im Rahmen der Aufwertung des öffentlichen Raumes eine bedeutende Rolle. So wurden u.a. die Fußgängerzonen Wilhelm-Leuschner-Straße (von den Wormsern „KW“ genannt, nach ihrem früheren Namen „Kaiser-Wilhelm-Straße“) und „Am Römischen Kaiser“ komplett neu gestaltet, d.h. Belag, Möblierung, Beleuchtung, Fahrradbügel, Unterflurabfallbehälter und nicht zuletzt Begrünung wurden zeitgemäß erneuert.
Zur Steuerung der Sondernutzungen wurde keine Satzung erlassen, sondern gemeinsam mit Citymanagement, Werbegemeinschaft und IHK Richtlinien erarbeitet. Dieses kooperative Verfahren wird insbesondere auch bei den Einzelhändlern positiv aufgenommen.
Abgerundet wird das Thema „Attraktivität der Innenstadt“ mit einem Bauprojekt aus dem Bereich Kultur. Seit Jahrzehnten wird in Worms über eine „Stadthalle“ nachgedacht und bereits Ende der 80er Jahre wurde das Thema im Rahmen eines Architektenwettbewerbs ergebnisorientiert untersucht, ohne dass es jedoch zu einer Verwirklichung der damaligen Pläne kam. Zur Ermittlung der Konkurrenzfähigkeit und der nachfragegerechten Positionierung einer Stadthalle wurden zu Beginn des neuen Jahrhunderts Fragen nach Bedarf und Angebotsprofil, Wirtschaftlichkeit sowie Standort gutachterlich untersucht. Auf der Grundlage dieses Gutachtens entschied der Stadtrat der Stadt Worms im Frühjahr 2005 das bestehende Spiel- und Festhaus einer Generalsanierung zu unterziehen und durch den Neubau eines Kultur- und Tagungszentrums mit Tiefgarage zukunftsfähig zu ergänzen.
Das Spiel- und Festhaus aus den 60er Jahren nimmt mit Grundrissform und Kubatur den Vorgängerbau aus dem 19. Jahrhundert auf und präsentiert sich auf schlichte und zurückhaltende Weise als schöner Theaterbau der deutschen Nachkriegsmoderne. An dieses bestehende Haus wird mit einer Neuinterpretation angeknüpft. Die modernen Stilelemente werden als bestimmende Themen im Entwurf zur Erweiterung weitergeführt: Die balkonartige Auskragung des Theaters im 1. Obergeschoss, die großzügige Verglasung im Erdgeschoss, die geometrische Komposition des eingestellten Zylinders sowie die raumhaltige Wand des Theatersaals.
Im April 2008 begann die Sanierung des städtischen Spiel- und Festhauses und seine Erweiterung um ein Kultur- und Tagungszentrum. Mit dieser Maßnahme bleibt die wichtigste kulturelle Einrichtung im Stadtzentrum als Teil der lebendigen und attraktiven Innenstadt auch für die Zukunft erhalten.
Am 29. Januar 2011 wurde das Wormser Theater, Kultur- und Tagungszentrum feierlich eröffnet.
Die Stadt Worms beschäftigt sich auch mit den Anforderungen durch den zu erwartenden demographischen Wandel. Hierzu wurde eine Enquete-Kommission eingerichtet, der insgesamt 7 Facharbeitskreise zugearbeitet haben. Zur städtebaulichen Entwicklung wurden 5 Thesen entwickelt. Sie sollen abschließend die strategischen Überlegungen zur Stadtentwicklung von Worms zusammenfassen.
Innenentwicklung vor Außenentwicklung
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels erfährt dieses städtebauliche Entwicklungsziel, das auch bisher Grundlage des Handelns der Stadt Worms war und ursprünglich zum sparsamen und schonenden Umgang mit Boden formuliert wurde, eine weitere Begründung. Durch die Stärkung kompakter Siedlungsformen werden nicht nur natürliche Ressourcen geschont, sondern es wird auch rechtzeitig auf den prognostizierten demographischen Wandel angemessen reagiert. Unnötiger Verkehr wird vermieden, lineare Infrastrukturelemente werden bei stagnierender Bevölkerung nicht vergrößert und können dadurch wirtschaftlicher betrieben werden, punktuelle Infrastruktureinrichtungen sind leichter erreichbar.
Sicherung der Erreichbarkeit
Hierbei geht es um die Erreichbarkeit der städtischen Funktionen wie Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Bildung, Kultur, Freizeit für möglichst alle Bevölkerungsgruppen, d h. die Erreichbarkeit mit den verschiedenen Verkehrsmitteln des Individualverkehrs (Fuß, Rad, Auto) und des öffentlichen Verkehrs. Die zu erwartende Zunahme an Senioren und Frauen als Verkehrsteilnehmer lässt jedoch eine einfache Prognose bezüglich der künftigen Verkehrsmittelwahl nicht zu. Es ist aber davon auszugehen, dass die Stärkung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes und die gleichzeitige Reduzierung des MIV auf den notwendigen Verkehr - wie im Verkehrskonzept vorgesehen - insbesondere diesen Bevölkerungsgruppen zugute kommt und gleichzeitig die angemessene Antwort auf die mögliche Veränderung in der Verkehrsverteilung (Stichworte: Wegeketten und Binnenverkehr) darstellt.
Stärkung der zentralen Bereiche
Neben der Wiederbelebung brachgefallener Bereiche dient im Rahmen der Innenentwicklung die Stärkung der zentralen Bereiche (Innenstadt und Stadtteilzentren) der Bewältigung des demographischen Wandels. Dieses Ziel bestätigt die bereits erarbeiteten Stadtentwicklungskonzepte, insbesondere das Innenstadtkonzept, sowie die Notwendigkeit zur Aufwertung der zentralen öffentlichen Bereiche einschließlich des Rheinufers. Die Erreichbarkeit zentralörtlicher Angebote sowohl im privaten (z.B. Handel) als auch im öffentlichen Bereich (z.B. Kultur, Bildung) kann am Einfachsten in zentraler Lage sichergestellt werden. Einfache Wege, aber insbesondere Wegeketten, können dann problemlos erledigt werden. Insbesondere hier zeigen sich die Vorteile gut ausgestatteter zentraler Bereiche, wovon verstärkt insbesondere Jugendliche, Frauen und Senioren profitieren. Die Stärkung der zentralen Bereiche ist auch Voraussetzung für einen langfristig tragfähigen ÖPNV.
Stabilisierung und Weiterentwicklung tragfähiger Einheiten
Tragfähige Einheiten für die technische Infrastruktur sind die Voraussetzung zum wirtschaftlichen Betrieb dieser Einrichtungen. Dies gilt sowohl für punktuelle (z.B. Sportstätten) als auch lineare Infrastruktureinrichtungen (z.B. ÖPNV-Linien, Leitungsnetze). Die Schaffung oder Stärkung nicht tragfähiger Einheiten löst wirtschaftlich nicht zu bewältigende Folgekosten aus.
Qualität vor Quantität
Auf der Basis der vier vorangegangenen Thesen sollte die angemessene Reaktion auf den demographischen Wandel das Vermeiden einer räumlichen Ausdehnung des Netzes der Infrastruktureinrichtungen und der Siedlungsflächen im Außenbereich sein. Dies ist bei allen raumrelevanten Entscheidungen (z.B. Flächenausweisungen im Flächennutzungsplan) zu berücksichtigen. Um im Wettbewerb der Kommunen untereinander bestehen zu können – und hierbei werden nicht die wachsenden Bevölkerungsgruppen verstärkt umworben werden, sondern insbesondere die schrumpfende Gruppe der Erwerbstätigen – müssen deswegen in erster Linie qualitative Verbesserungen im Bereich der Infrastruktur, des Bauflächenangebots, der öffentlichen Räume und der gesamten Stadtstruktur erreicht werden.