Der historische Ort, an dem Martin Luther am 17. und 18. April 1521 vor Kaiser und Reich befragt wurde, liegt heute in einem romantischen Landschaftsgarten, dem Heylshofpark. Der ehemalige Bischofshof, der an dieser Stelle stand, wurde 1689 zerstört. Dort weigerte sich Luther im Rahmen des Reichstages 1521 Luther seine Schriften zu widerrufen.
Der Satz „ Hier stehe ich und kann nicht anders!“ wurde später hinzugefügt. Die Nachwelt sah ihn aber als so treffend an, dass er heute noch gerne zitiert wird. Luthers historisch verbürgte und ungleich differenziertere Antwort auf die Frage, ob er die vorliegenden Schriften widerrufen wolle , lautete: „ . . . wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilen allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“
Am Ort des Geschehens zitiert eine Tafel aus Luthers Rede, ein Bronzerelief des Künstlers Gustav Nonnenmacher aus dem Jahr 1971 zeigt die Ansicht des Bischofshofes vor 1689 und ein das Stadtrelief spaltender Blitz verweist auf die Kirchentrennung. Die begehbare Bronzeskulptur "Die Großen Schuhe Luthers" von 2017 gibt Raum für eigene Gedanken und Inszenierungen.
In Schuhen, die so groß sind, dass man hinein schlüpfen kann, blickt man im Bereich des originalen Schauplatzes über die Nonnenmacher-Plastik in die Weite des romantischen Parks, diesen Ort, der über Jahrhunderte Schauplatz historischer Ereignisse war. Man steht fest, für den Moment gefangen in der Situation. Feste Schuhe anziehen kann als Aufforderung verstanden werden, einzutreten in den Raum der Gewissensfreiheit, der von Luther vorgezeichnet wurde.
Indem die Besucher selbst in die Schuhe
eintreten, ergänzen sie die statische Bodenplastik zu einer beweglichen,
temporären, räumlich wirksamen, zeitgenössischen Vollplastik.
Wie in jedem Sommer wird auch in 2023 das Dom-Umfeld für die Vorbereitungen und Durchführung